Prolog

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In einem Gewölbe tief unter den Palästen von Kephalon kamen sieben halbnackte Männer zusammen, um ihm Schutz des verschwiegenen Dampfbads ihre Pläne zu weben. Sie trugen weiße Schleier vor den aufgedunsenen Gesichtern, damit keiner die anderen erkennen und verraten konnte; und die Namen, mit denen sie einander ansprachen, besagten nichts mehr, als dass Primus als Erster im Gewölbe angekommen war; nach ihm Secundus; und als Letzter Septimus, der von allen die fleischigsten Finger und den ausladendsten Bauch besaß. Während sie sich auf den geheizten Marmorbänken niederließen, die im Kreis um eine drehbare Tafel standen, brachten taubstumme Diener Platten voller Trauben und pralle Weinschläuche, bunt gefärbte Fleischbällchen auf Spießen, Schneckengirlanden, Kaviar auf Eis, gebeizte Aalfilets und andere Köstlichkeiten, an denen die Verschwörer sich sogleich mit gierigen Fingern bedienten. "Es ist eine Schande", mümmelte einer mit vollem Mund, "dass wir das gute Leben nur hier im Verborgenen genießen können, mit diesen verdammten Schleiern", weil er seinen Schleier soeben mit Soße bekleckert hatte; die anderen grunzten und brummten zustimmend. "Die da oben in ihren Palästen dagegen…", begann ein anderer; doch er wurde von einem lauten Klingen unterbrochen. Septimus hatte sein Glas gegen die Tischkante gestoßen, hob es jetzt, so weit sein fleischiger Arm in die Höhe reichte, und rief: "Trinkt, Freunde! Trinkt, damit ihr nicht austrocknet, bei den Strömen von Schweiß, die hier aus uns hervorquellen! Das Wasser muss durch uns hindurchlaufen wie es die Welt durchläuft, damit wir Teil des Flusses sind, wie die Altvorderen gesagt haben." Das Wort von den "Altvorderen" sprach er mit einem Schnarren in der Stimme aus, um alle wissen zu lassen, dass er spottete, obwohl sie sein Gesicht nicht sehen konnten. Als die anderen ihm Gelächter im selben Ton zurückgegeben hatten, setzte er hinzu: "Dennoch, trinkt! Wir werden alle unsere Säfte und Kräfte brauchen, wenn wir zu den Zwei Inseln zurückkehren!"

Das Gelächter schwoll an; doch als der, den sie Primus nannten, sich von seiner Bank erhob und eine spitzfingrige Hand auf die Tafel legte, kehrte Stille ein. "Du hast sehr Recht, mein Freund", sagte Primus mit seiner klanglosen Stimme, die dennoch allen ein Schaudern durch die Glieder trieb. "Ihr alle habt Recht. Wir sind aus den Palästen in den Untergrund verbannt; wir können nicht offen miteinander sprechen, wenn wir nicht wie hier von klangschluckenden Wasserwänden umgeben und geschützt sind; und doch dürfen wir unsere Wut nicht blind an die Herrscher von Kephalon verschwenden, die uns aus ihren Kreisen ausgestoßen haben, sondern wir müssen sie uns aufsparen, sie ansammeln und in uns selbst zu Kraft verwandeln, bis die Zeit für uns reif ist, diese Stadt zu verlassen und die Beiden Inseln wieder in Besitz zu nehmen."

"Wann?", rief einer; es war Tertius, der Jüngste unter ihnen. "Wann ist sie reif?"

"Sehr bald", antwortete Primus ruhig. "Dir, Tertius, ist das vielleicht noch kein Begriff; aber wir anderen kennen die Feindin sehr gut, die wir zu überwinden haben, wenn wir dauerhaft Gewalt über die Zwei Inseln erlangen wollen." Da die anderen schweigend verharrten, fuhr er fort: "Unsere Feindin, meine Freunde, ist das alte Weib Erinnerung. Sie ist schon schwach und krächzt nur mehr mit kranker Stimme ihre Wahrheiten ins Ohr der Menschen; aber sie ist zäh. Wer dachte, dass sie bald von selbst krepiert, muss spätestens jetzt einsehen, dass er sich geirrt hat."

"Die Leute erkennen mich noch immer auf der Straße", stimmte Sixtus in weinerlichem Tonfall zu. "Und wenn ich ihnen erkläre, ich wäre ein anderer geworden, glauben sie mir nicht…"

"Zu Recht!", fiel Quintus ihm ins Wort. "Du bist doch immer noch das alte Schwein!" Die anderen lachten, und auch Sixtus selbst, der sich gerade eine Schillerlocke in den Mund stopfte, grunzte zustimmend. Nur Primus lächelte nicht; aber sein eisiger Blick blieb unter dem Schleier verborgen.

"Nicht nur in Kephalon", zerschnitt seine Stimme das abklingende Gelächter, "kennt man uns noch; auch auf den Beiden Inseln spricht man immer noch von den Ladini, wenn auch nur flüsternd und durchsetzt mit Aberglauben. Wir müssen das alte Weib zum Schweigen bringen, wo immer es auftaucht. In Marmaria und Elion ist bereits alles vorbereitet; und hier für Kephalon haben wir uns etwas ganz Besonderes ausgedacht." Er deutete mit einem spitzen Finger auf Secundus, der sich grinsend von seinem Sitz hochwuchtete und an einer Schnur zog, die knapp unter der Decke verlief. "Secundus wird es euch zeigen."

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