Kapitel 8

1.4K 65 14
                                    

Steves POV:

Nachdem ich mich um Tony gekümmert habe, schaue ich mich nach Natasha um. Ich habe sie noch nie so verzweifelt gesehen, und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das mit der Brücke ernst gemeint hatte.

Da ich sie in der Trainingshalle und in den Gängen nicht auffinden kann mache ich mich auf den Weg zu ihrem Zimmer.

„Tasha? Bist du da?", vorsichtig klopfe ich an die Tür.

Als sich nichts rührt öffne ich sie leise.

Mich trifft fast der Schlag. Natasha sitzt auf ihrem Bett, die Beine an den Körper gezogen und die Arme darum geschlungen. Leise weinend.

„Hey, Nat", flüstere ich sanft, schließe die Tür lautlos hinter mir und gehe auf sie zu.

Sie stößt ungewollt ein zitterndes Schluchzen aus.

„Ist etwas passiert? Du weißt, dass du es mir sagen kannst."

Ich bin mir sicher, dass sie sagen wird, dass alles in Ordnung ist, und sie nur etwas Zeit braucht, aber ihre Antwort wirft mich völlig aus der Bahn.

„Ich kann nicht ohne ihn."

Ich weiß, dass sie Barton meint, und trotzdem zieht sich mein Herz zusammen. Da klopft es leise an der Tür und ein: „Hallo? Ich bin's, Wanda. Darf ich reinkommen?"

Ich blicke zu Natasha und diese nickt kaum merklich.

Es wundert mich, dass sie bei so einem Gefühlsausbruch, es ist ja schon seltsam, dass sie mich hierlässt, noch jemanden zu sich lässt. Aber Clint und Wanda haben eine besondere Bindung, und Natasha vertraut ihm.

„Ja, bitte", sage ich, laut genug, damit mich Scarlet Witch hören kann.

Die Tür öffnet und schließt sich kaum merklich und Wanda schlüpft herein.

Sie tritt schweigend um das Bett und setzt sich zu Nat auf das Bett.

„Ich kann nicht ohne ihn. Ich kann nicht...", murmelt Tasha nochmal und ich streiche ihr beruhigend über den Rücken.

„Clint wird in Ordnung sein, Bruce ist ständig bei ihm."

„Du verstehst nicht", schluchzt sie, „Bruce hat gelogen. Er hat mir das Leben gerettet, und ich war nicht mal da, um es bei ihm auch zu tun. Ich kann doch nicht ohne ihn."

„Tasha. Du hast sein Leben gerettet, mehr kannst du doch wirklich nicht tun", wispert Wanda.

„Nein, ich habe ihm EINMAL das Leben gerettet. Bruce hat gelogen. Er... er hat mich nicht einmal geholt. Clint war allein. Er brauchte mich. Ich brauche IHN!"

Sie wirkt so zerstreut und ich blicke beunruhigt zu Wanda. Diese sieht aus, als hätte sie zu viel Respekt vor der Witwe, als dass sie sich trauen würde, ihre Gedanken zu lesen.

„Tasha, was meinst du damit, ‚Bruce hat gelogen'?", rede ich beruhigend und doch drängend auf sie ein.

Sie blickt auf und in ihren rot geschwollenen Augen blitzt etwas Beunruhigendes auf.

Anfangs ist ihre Stimme zittrig, aber dann wird er wütend und verängstigt und dann verzweifelt:

„Ich hasse Clint dafür, dass er mich fast VERLASSEN hätte. Ich könnte nicht ohne ihn leben. Ich HASSE ihn. Ich liebe ihn doch!"

„Bruce hat gelogen. Er hat gesagt, dass es keine Zwischenfälle mehr gab, aber das stimmt nicht. Clint hatte schreckliche Anfälle, und ich war nicht da. ER MUSSTE NOCH VERDAMMTE FÜNFMAL WIEDERBELEBT WERDEN UND ICH WAR NICHT DA!"

Wanda zuckt zurück. Ihre Augen füllen sich mit Tränen: „Was...?"

Er ist sechsmal gestorben. Er ist verdammte sechsmal gestorben.

Ich bin erschüttert.

Verdammter Barton.

Writers POV:

Alle Avengers sind erschüttert. Die nächsten Wochen sind hart. Clint liegt im Koma und Natasha weicht keine Sekunde von seiner Seite. Steve muss sie zum Essen zwingen, und ob die Witwe jemals geschlafen hat, ist sich niemand sicher.

Die Milano hat größere Schäden bekommen, als gedacht, und deshalb sind die Guardians kurz eingezogen. Tony und Peter arbeiten ununterbrochen an der Reparatur.

Wanda sitzt entweder neben Nat bei Clint oder sie schließt sich in ihrem Zimmer ein.

Bruce sagt zwar, dass Clint noch nicht aufgewacht ist, weil er noch etwas Zeit braucht, aber je länger Clints Augen geschlossenen bleiben, desto unruhiger wird der Doktor. Und Natasha merkt das natürlich.

Jetzt sind vier Wochen vergangen und Steve macht sich immer größere Sorgen um die beiden Agenten. Er hat vor, Natasha zum Schlafen zu bringen.

Doch als er die Tür zu Bruces Labor betritt, merkt er, dass er das gar nicht mehr machen muss.

Tashas Kopf ist auf ihre Knie gesunken und sie schnarcht leise. Wanda legt gerade eine Decke über die erschöpfte Spionin.

Steve nickt der Witch kurz zu, bevor er Natasha vorsichtig aufhebt und im Brautstil zu ihrem Zimmer trägt. Dass sie nicht aufwacht bedeutet, dass sie wirklich viel zu wenig Schlaf hat.

Tasha hat dunkle Ringe um die Augen und auch einiges an Gewicht verloren.

Behutsam legt der Captain sie aufs Bett, deckt sie zu und verlässt das Zimmer.

Bucky steht draußen: „Wie geht's ihr?"

„Nicht gut. Ich habe sie noch nie so gesehen. Aber um Clint scheint es noch schlimmer zu stehen. Ich sehe es in Bruces Blick."

Auch Falken stürzen abWo Geschichten leben. Entdecke jetzt