Noch eine Fähigkeit?

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Irgendwann ging Louis dann auch und ich war also alleine dort. Ich war total froh darüber, dass Mike mir endlich vertrauen konnte und ich die Verantwortung über dieses Gebäude und Akane hatte. Schließlich arbeitete ich schon ein fast zwei  Jahre dort und war immer noch der langweilige Typ mit den langweiligen, kleinen Jobs.

Als ich mit dem Ordnen fertig war, checkte ich alles ab und schloss den Aufbewarungsraum. Danach noch alle anderen Räume und endlich war ich bei Akane angekommen. Sie schlief immernoch. Es war so ein komisches Gefühl theoretisch mit ihr alleine dort zu sein, weil man wusste, dass sie die größte und brutalste physische Macht hatte, die man kannte und wusste, dass man gegen sie keine Chance hätte und sofort sterben würde. Und trotzdem hatte sie etwas, das ich an ihr gemocht hatte.

Ich schaute sie eine Zeit lang durch die Scheibe an. Sie hatte immer noch diese ruhigen Atembewegungen wie vorher und ich hatte keinerlei Panik, dass etwas geschehen könnte, obwohl ich doch so ein Tollpatsch war. Es war so ruhig (schließlich war kein anderer da) und ich hatte das Gefühl, ich könnte ihren Atem spüren.

Plötzlich öffnete sie ihre dunkelroten Augen. Sie fielen mir sofort auf, doch wieso öffnete Akane sie so plötzlich? Egal, muss wohl nichts schlimmes sein, dachte ich mir. Doch sie stand auf. Reflexartig hüpfte ich einen Schritt zurück. Ich hatte Angst bekommen, denn nun schaute sie mich an. Ich wusste nicht was ich tun soll. Ich war noch nie in so einer Situation und wenn sie etwas tat, dann quälten die Wissenschaftler sie und ich? Ich war ein Lappen, der nichts konnte. Also versuchte ich einfach ruhig zu bleiben und mich nicht zu bewegen. Sie näherte sich langsam dem Glas in meine Richtung. Ich hatte mittlerweile Panik und einen unruhigen Atem. Sie war nun genau auf der anderen Seite des Glas, wo ich auch stand. Anscheinend merkte sie meinen unruhigen Atem aber wollte sie mich umbringen?

Das ging doch nicht, sie war nicht im selben Raum wie ich?

Sie schaute mich immernoch geheimnisvoll an. Ich sollte doch nur alles ausschalten und gehen, aber ich Idiot muss natürlich wieder alles riskieren und ausnutzen, dachte ich. Mike würde mich feuern, wüsste er davon. Aber anstatt einfach weg zu gehen und Akane zu ignorieren, blieb ich dort stehen und schaute sie an wie sie mich, obwohl ich in dem Moment Angst um mein Leben hatte. Aber irgendetwas sagte mir, dass ich nicht gehen sollte. Plötzlich legte sie ihre weiße Hand an die Glasscheibe und ich hatte aus irgendeinem Grund das Bedürfnis es auch zu tun. Nun berührten sich unsere Hände. Nur noch die Scheibe war dazwischen. Plötzlich spürte ich etwas, was ich noch nie zuvor spürte. Es war wie ein Blitz, der durch meinen ganzen Körper drang. Ich atmete tief durch und konnte ihren Herzschlag hören. Was war nur los? War das noch eine Fähigkeit von ihr? Es war so unglaublich. Wir waren doch nicht im selben Raum, die Forscher sagten doch sie könnte jemanden nur was antun, wenn man im selben Raum ist? Und was viel merkwürdigeres: sie tat mir nichts negatives und es schien so als würde sie mich nicht umbringen wollen und es zu genießen.

Ich schaute ihr mit versuchter Konzentration in ihre dunkelroten Augen und plötzlich konnte ich ihr ganze Gefühle sehen.

Ihre schreckliche Leiden, hier im Labor,

Ihr fröhliches und für mich so ungewohntes Ich,

Ihr emotionsloser Blick, wenn sie tötete.

Und etwas.. Was ich nicht richtig erkennen konnte .. Ein kleines Mädchen oder so, das schrecklich weinte aber auch gleichzeitig lachte.. Was hatte das zu bedeuten ? Man konnte ihre Trauer und Freude in ihrem Gesicht sehen, doch wie aus dem Nichts hörte alles auf. Sie löste ihre Hand vom Glas und ging ein Schritt zurück. Sie schaute mich an. Das war alles so merkwürdig.. Ich sah eine Träne aus ihrem Auge kullern... Sie blieb da die ganze Zeit stehen ohne sich zu bewegen und ich? Ich musste gehen, ich war schon viel zu lange dort und Mike hat mir doch die Verantwortung überlassen. Ich schloss alles ab und war hinter der Ausganztür und schaute in Akanes Richtung. Sie stand immernoch da und rührte sich nicht. "Ich muss jetzt gehen.. " flüsterte ich. Ich wollte gerade das Licht ausschalten und die Tür schließen als irgendein Laut von ihr kam, den ich nicht verstehen konnte, aber spürte dass es voller Schmerzen und Trauer war. Doch ich machte das Licht aus, schloss dir Tür und ging..

Dark RedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt