Neuestes Familienmitglied

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"Ich bin mir sicher dieser Betrüger schmiert Vater gerade Honig ums Maul und der alte Narr schluckt seine Lügen als wären sie seine Pillen.", fauchte Ivana und stierte böse die geschlossene Tür zum Wohnzimmer an, hinter der sich Nikolai und Elias verbarrikadiert hatten. "Vielleicht sagt er aber auch die Wahrheit.", warf Lionard ein, was ihm sofort abwertende Blicke seiner Geschwister einbrachte. "Unsinn, das ist doch alles ein viel zu großer Zufall. Zuerst enterbt Vater uns und jetzt steht plötzlich ein Fremder vor der Tür der behauptet sein Sohn zu sein. Wahrscheinlich hat das sogar Dad eingefädelt, damit er diesem Nikolai alles vererben kann. Wenn er alles seinem so genannten Sohn vererbt, können wir das Testament nicht so einfach anfechten.", knurrte Jasper angewidert. Lionard sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. "Du denkst doch nicht wirklich Vater vererbt sein Vermögen lieber einen Wildfremden als uns.", fragte er ungläubig. "Zuzutrauen wäre es ihm.", pflichtete Ivana Jasper mit finsteren Blick bei. Lionard seufzte. "Vater mag in etwa so intrigant sein wie ihr beiden, früher. Doch heute, ich kann mir nicht vorstellen das er wirklich so weit gehen würde, nur um uns eins auszuwischen. Wahrscheinlicher ist es das dieser Nikolai ihn übers Ohr hauen will. Doch ich würde es nach wie vor nicht ausschließen, das er die Wahrheit sagt." Als er Jasper und Ivanas Blick sah fügte er schnell hinzu: "Was nicht heißen soll, er hätte es nicht auf das Geld abgesehen." Jasper schnaubte.  "So oder so, dieser Typ da drinnen ist ein Erbschwindler, ob jetzt in Vaters Auftrag oder nicht, er muss weg."

"Dann erzähl mal Nikolai, wie ist es deiner Mutter so ergangen?", fragte Elias und bot dem jungen Mann der immer noch unschlüssig im Raum stand, den Platz neben ihm am Sofa an. Dankbar setzte sich Nikolai neben ihm. "Gut. Sie hat eine kleine Gärtnerei eröffnet, die ihr Leben war. Sie brachte zwar kein Vermögen ein, doch sie reichte aus um uns ein angenehmes Leben zu bescheren. Obwohl das ja wohl eher Ihnen zu verdanken ist. Mutter wusste nie sicher, wer der stille Investor war, dessen Geld ihr geholfen hat, den Laden aufzubauen, doch tief in ihrem Herzen war ihr immer klar, das es Sie sein müssen, Mr. Wilson." Elias lachte leise. "Nikolai bitte, warum so höflich, ich bin dein Vater. Elias reicht völlig aus. Oder Dad, wenn du willst." Nikolai lächelte leicht. "Gerne, Dad." Die beiden lachten gemeinsam, als Niles aus der Küche kam, in den Armen trug er ein Tablet mit einem Teeservice. "Ich hoffe du trinkst gerne Tee, deine Mutter hat ihn geliebt." Nikolai nickte schnell. "Oh, und sie liebt ihn immer noch, und hat mich damit wohl angesteckt." Niles stellte die Tassen vor die beiden ab und begann den Tee einzuschenken. "Möchten Sie gerne Zucker in Ihren Tee, Sir?", fragte er höflich. "Oh bitte, Niles, so müssen Sie mich nicht nennen. Nikolai reicht völlig aus.", versicherte Nikolai ihm schnell, dem diese vornehme Behandlung allen Anschein nach äußerst unangenehm war. Niles hob überrascht eine Augenbraue. "Wie Sie wünschen, Nikolai. Zucker?" Nikolai lächelte ihn an und nickte. Nachdem Niles den Tee fertig angerichtet hatte verschwand er schnell wieder Richtung Küche, nicht ohne einen letzten Blick über die Schultern zu werfen und Nikolai und Elias lachend Tee trinken zu sehen. In Elias Blick lag so viel Zuneigung zu seinem neu gefundenen Sohn. Kopf schüttelnd schloss Niles leise die Verbindungstür. Dann versicherte er sich das niemand der Wilson Kinder in der Nähe war, ehe er zum Hörer griff und George Nummer wählte, welcher sofort ran ging. "Niles, gibt es Neuigkeiten.", meldete sich George am anderen Ende. "Allerding. Setzten Sie sich lieber Mr. Cothery."

"Das war ja so klar.", fauchte Marian wütend. Lionard hob beschwichtigend die Hände, doch Marian wollte sich nicht beschwichtigen lassen. "Ich hätte mir denken können das du irgendeine Ausrede findest um doch hier zu bleiben.", schimpfte sie weiter. Lionard warf ungeduldig die Hände in die Luft. "Oh bitte, niemand hätte ahnen können das plötzlich ein neues Familienmitglied an der Türschwelle steht. Und dieses angebliche Familienmitglied ist gerade dabei, Dad in den Arsch zu kriechen. Was wenn er wirklich unser Halbbruder ist? Damit hätte er ebenso ein Recht auf das Geld wie wir. Wenn Vater ihn ins Testament aufnimmt, ihm sogar alles vererbt, und die richtigen Anwälte hat, und die hat er, das weißt du genauso gut wie ich, dann haben wir nicht die geringste Chance das Testament anzufechten. Und selbst wenn es uns gelänge, unsere Enterbung anzufechten, dann bekämen wir trotzdem nur einen mickrigen Pflichtanteil und dieser Nikolai bekäme den ganzen Rest!", brauste Lionard auf. "Na und? Soll er doch.", knurrte Marian kalt. Lionard sah sie fassungslos an. "Schlimm genug das du willst, das ich mein Geld an meine echten Geschwister verliere, jetzt willst du auch noch das ich mein Geld an einen falschen Bruder verliere?" Marian drehte sich zu ihm um, den Blick in ihren Augen konnte Lionard nicht deuten, doch er ahnte, das er nichts gutes bedeuten konnte. "Ich habe diese ganze Familie satt. Ich habe das Wilson-Familiendrama satt. Ich habe dich satt. Bleib doch hier wenn du willst, ich werde gehen. Und die Kinder nehme ich mit."

"Ein unehelicher Sohn?", murmelte George verblüfft. "Und einen netten auch noch dazu. Zu nett für einen Wilson, wenn ich hinzufügen darf.", meinte Niles. George schwieg einen Moment, im Gedanken versunken. "Behalte ihn im Auge Niles, ich versuche derweil mehr über ihn herauszufinden. Sein Timing ist recht verdächtig." Mit diesen Worten legte er auf. Niles sah seufzend auf den Hörer. "Was Sie nicht sagen Mr. Cothery, was Sie nicht sagen.", murmelte er zu sich selbst ehe er zu der Tür schlich und sie einen Spalt öffnete um in den Raum zu lauschen.

"Erzähl mir mehr über Ginas Unfall. Was ist passiert?", fragte Elias mit Sorge in der Stimme. Nikolai setzte seine Tasse ab und begann mit sorgenvoller Miene zu erzählen. "Es war ein Autounfall, Fahrerflucht, der Täter wurde nicht gefunden. Mutter ist Hüftabwärts gelähmt, und ist somit ans Bett gebunden. Ich habe mein bestes getan um für sie zu sorgen, doch das Geld wurde langsam knapp und...ohne dein Geld wüsste ich nicht was wir hätten tun sollen." Seine Stimme brach ab und er senkte den Blick. Elias legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter. "Keine Sorge, Nikolai. Ich werde nicht zulassen, dass du oder Gina leiden müssen." Er überlegte kurz ehe er hinzufügte. "Ich werde sie herholen lassen, ihr sollt hier bei mir wohnen.", meinte er überzeugt. Sofort schoss Nikolais Blick zu ihm und mit Tränen in den Augen umarmte er Elias. "Danke, Dad."

MillionärWo Geschichten leben. Entdecke jetzt