Ein typischer Morgen bei den Wilsons

18 1 0
                                    

Nikolai wollte gerade den Speisesaal betreten, als er beinahe in Jasper hinein gelaufen wäre, der mit verschränkten Armen und einem hintergründigen Lächeln im Türrahmen lehnte und auf ihn wartete. "Morgen, kleiner Bruder.", säuselte er gespielt freundlich, doch irgendwas an seinem Ton ließ alle Alarmglocken von Nikolai Sturm läuten. Doch er ließ sich nichts anmerken. "Morgen, großer Bruder.", antwortete er stattdessen möglichst gelassen. Jaspers Grinsen wurde breiter und er trat einen Schritt zur Seite. "Genieße das Frühstück, Niles macht das beste Omelett Österreichs.", meinte er einladend und deutete auf den gedeckten Esstisch. Misstrauen schlich sich in Nikolais Miene. "Wie, vergiftest du jetzt auch schon mein Frühstück?", fragte er leise. "Oder was soll sonst dieses blöde Grinsen?", fügte er spöttisch hinzu. Jaspers Grinsen wurde bloß breiter. "Ach nein, die Giftphase habe ich hinter mir gelassen. Ich grinse nur, weil ich etwas weiß, dass sonst niemand in diesem Haus weiß, außer dir. Und ich bin mir sicher, dir ist es ganz und gar nicht recht, das ich es auch weiß. Du weißt bestimmt wovon ich rede." Mit einem triumphierenden Lächeln beobachtete Jasper wie Nikolais Miene erstarrte. Jasper winkte ihm spöttisch zu. "Wir sehen uns noch, Brüderchen." Mit diesen Worten schlenderte er an Nikolai vorbei und wollte die Treppe hinauf, doch da hielt ihn Nikolai plötzlich zurück. "Viel Glück dabei es zu beweisen.", flüsterte er, seine anfänglich geschockte Miene war nun kalt und überraschend gelassen, doch davon ließ sich Jasper nicht beirren. "Wers kann braucht kein Glück." Nikolai wollte gerade etwas darauf erwidern, als plötzlich Ivana die Treppe hinunter gestürmt kam, ihre gepackten Koffer polterten die Treppen hinunter während sie ihr Handy zwischen Schulter und Ohr eingeklemmt hatte und darauf einredete: "Ich bin schon so gut wie in New York, der Jet ist vollgetankt und wartet auf mich, mach in der Zeit die der Flug dauert bloß nichts was die ganze Situation noch verschlimmert." Überrascht blickten Jasper und Nikolai ihr nach, wie sie sich ohne ein Wort an den beiden vorbei drängte und Richtung Tür eilte. In dem Moment tauchte Niles auf und hielt ihr die Tür auf, sodass sie ohne langsamer zu werden hinaus rauschen konnte. "Beehren Sie uns bloß nicht zu bald wieder!", rief ihr Niles hinterher, ehe er die Tür wieder schloss. Als er sich umdrehte sah er immer noch Jasper und Nikolai an der Treppe stehen und völlig perplex auf die nun geschlossene Tür starrend, durch die gerade noch eben Ivana verschwunden war. "Darf ich Ihnen das Frühstück servieren, Nikolai? Ein Tässchen Tee dazu?", fragte er höflich. "Tee klingt super.", murmelte Nikolai abwesend. Niles nickte kurz ehe er grinsend in der Küche verschwand. Nikolai und Jasper konnten sich endlich von der Tür losreißen und sahen sich nun gegenseitig an. "Ich dachte nicht das es so leicht wäre sie loszuwerden.", meinte Nikolai mit hochgezogener Augenbraue. "Nun, nicht sie persönlich sondern ihre Firma anzugreifen war wohl der perfekte Plan.", antwortete Jasper, ebenso gedankenverloren wie Nikolai. "Danke.", murmelte Nikolai reflexartig, bevor beide erstarrten. Ganz so als wären sie aus einer Hypnose aufgewacht sahen sie sich nun wieder böse an, ehe sie davonstürmte, Nikolai in den Speisesaal, Jasper die Treppe hinauf, wo er auch auf Lionard traf. "Wo ist Ivana? Ich habe ihre Stimme gehört?", fragte er Jasper der jedoch nicht langsamer wurde sondern an ihm vorbeirauschte und über die Schulter rief: "Weg! Ivana ist weg."

Als Lionard das Esszimmer betrat, saß Nikolai bereits am Tisch und stocherte gedankenverloren in seinem Omelett herum. "Denkst du über Ivanas überstürzten Aufbruch nach?", fragte er ihn und riss ihn damit aus seinen Gedanken. Überrascht sah Nikolai auf und ließ dabei seine Gabel fallen, die klirrend am Teller landete. "Was? Wer? Oh, Ivana, ja. Ja über Ivana.", stammelte er, ehe er kopfschüttelnd verstummte. Er schwieg kurz um seine Gedanken zu ordnen, ehe er wieder sein typisches Lächeln aufsetzte und Lionard ansah. "Wo sind Marina und die Kinder?", wechselte er geschickt das Thema. "Noch oben. Ah Niles, könntest du uns auch so ein Omelett machen, das sieht toll aus." Niles, der eben aus der Küche getreten war, nickte kurz und drehte gleich wieder um, um hinter der Verbindungstür zu verschwinden. Lionard ließ sich Nikolai gegenüber nieder und schenkte sich eine Tasse Kaffee aus der bereitstehenden Kanne ein. "Das Haus Hals über Kopf zu verlassen sieht Ivana ähnlich. Nicht einmal eine Verabschiedung war drinnen. Nicht das ich es Schade finden würde, dass sie weg ist, der Atmosphäre in diesem Haus wird es definitiv nicht schaden.", meinte er grinsend. Nikolai nickte abwesend. Lionard legte den Kopf schief. "Geht es dir gut, du siehst etwas blass aus, wirst du krank?", fragte er Nikolai, der schnell den Kopf schüttelte. "Nein, es ist nur...Mutters Schmerzen sind wieder mehr geworden, deshalb mach ich mir Sorgen. Ich sollte nach ihr sehen.", murmelte er hastig und erhob sich schnell und Richtung Ausgang zu eilen. "Kann ich irgendwas tun um zu helfen?", bot Lionard sofort an. "Nein! Nein, wir kommen klar, danke!", wies Nikolai ihn schnell ab, ehe er aus dem Raum stürmte, und beinahe Ally über den Haufen gerannt hätte. "Sorry.", murmelte er nur, ehe er die Treppe hinauf eilte. Marian sah ihm stirnrunzelnd nach während sie zu ihrem Mann ging um sich neben ihm nieder zu lassen. "Geht es ihm gut?", fragte sie besorgt. Lionard zuckte mit den Schultern. "Frag mich nicht, heute scheint die ganze Familie eine Schraube locker zu haben.", murmelte er und nippte an seinem Kaffee. Marian runzelte noch einmal die Stirn, ehe sie ebenfalls die Kanne mit Kaffee nahm. "Ein typischer Morgen bei den Wilsons halt."

Ivana saß gerade in ihrem Jet als sie die Nachricht erreichte. Fassungslos las sie, was ihr Kontaktmann ihr geschrieben hat. Ihr war klar gewesen das die plötzlichen Probleme die ausgerechnet jetzt in ihrer Firma aufgetreten waren, kein Zufall gewesen sind. Doch bis jetzt hatte sie damit gerechnet, der Privatdetektiv den sie engagiert hatte, um ihre Firma im Auge zu behalten, eigentlich um solche Situationen zu vermeiden, fände Beweise das Jasper hinter alldem steckte. Doch was sie in dieser Nachricht las, hätte sie nicht erwartet. "Das darf ja nicht wahr sein!", kreischte sie entzürnt, ehe sie aufsprang um wie wild an die Pilotenkabine zu hämmern. "Drehen Sie sofort den Jet um und fliegen Sie zurück! Sofort!"

MillionärWo Geschichten leben. Entdecke jetzt