Eine Schlange kann sich nicht an ihrem eigenen Gift vergiften

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Als Jasper am nächsten Tag die Treppe hinunter kam hörte er Stimmen und Gelächter aus dem Speisesaal. Mit großen Schritten überwand er die letzte Distanz und stürmte in den Raum. Da saßen Marian, Lionard, die Kinder und Nikolai am Tisch und verstummten als Jasper den Raum betrat. "Was ist hier denn los?", fragte dieser misstrauisch. Lionard lächelte ihn entgegen, was Jaspers Misstrauen wachsen ließ. "Wir feiern nur etwas.", rief er ihm fröhlich entgegen. "Um sieben Uhr in der Früh.", murmelte Jasper zweifelnd, ehe er die Stirn runzelte. "Was feiert ihr denn?" Marian sah lächelnd zu Nikolai der das Lächeln erwiderte. "Nikolai hat mich überzeugt doch hier zu bleiben. Es ist schön einmal einen Wilson kennenzulernen der nicht geldgierig und intrigant ist." Jasper versuchte nicht laut aufzulachen, stattdessen zog er bloß eine Augenbraue hoch und sah zu Nikolai, der ihn gespielt freundlich zu lächelte, doch Jasper erkannte ein herausforderndes Funkeln in dessen Augen. Na gut, wenn er Scharade spielen will, spielen wir Scharade, dachte Jasper und setzte ein ebenso fröhliches Lächeln auf. "Ja ja, der gute kleine Nikolai. Für meinen Geschmack ist er vielleicht etwas zu naiv für einen Wilson, doch das kommt mir nur zugute." Marian verdrehte die Augen. "Halt dich bloß von ihm fern, er ist schlechter Einfluss.", flüsterte sie Nikolai zu der ihr zuzwinkerte. "Keine Sorge, ich mag naiver erscheinen als ich eigentlich bin, das ist meine Taktik.", murmelte er und begann zu lachen als wäre es ein Scherz gewesen. Marian stimmte in das Lachen mit ein und auch Jasper würdigte es ein Lächeln, und er ließ sich neben Nikolai nieder. Die beiden lächelten sich kurz an, doch ihr Lächeln erreichte ihre Augen nicht. Da kam Niles herein und versuchte schnell wieder umzudrehen als er Jasper erblickte, der stieß aber einen lauten Pfiff aus und Niles drehte sich gezwungenermaßen zu ihm um. "Kaffee wie immer?", fragte er trocken und Jasper nickte einmal kurz. Niles senkte den Kopf. "Einmal schwarz mit einem Schuss Gift, kommt sofort." Jasper verdrehte bloß die Augen doch Nikolai begann zu lachen. "Der war gut Niles.", rief er dem Butler zu der etwas verblüfft das neueste Mitglied der Familie ansah. "Danke, Sir.", murmelte er, doch nach einem Blick von Nikolai fügte er schnell hinzu: "Ich meinte Nikolai." Ehe er umdrehte und in die Küche flüchtete. Jasper sah mit hochgezogener Augenbraue zu Nikolai. "Du musst über seine Witze nicht lachen, sich bei ihm einzuschleimen macht dich nicht reich.", murmelte er leise. Nikolai zuckte mit den Schultern. "Ich schleime mich bei niemanden ein, ich finde ihn wirklich lustig.", meinte er überzeugend. Jasper nickte nur. "Aber natürlich, Niles ist ja auch echt der Brüller.", meinte er sarkastisch. "Es würde mich nicht verwundern wenn Niles dich wirklich mal vergiften würde.", knurrte Marian und warf ihm einen bösen Blick zu. "Ach, das würde nicht klappen.", warf Nikolai ein während er an seinem Tee nippte. Marian sah ihn fragend an, also fügte Nikolai hinzu: "Schlangen können sich bekanntlicherweise ja nicht an ihrem eigenen Gift vergiften." Lionard begann zu lachen. "Weißt du Nikolai, ich kann dich gut leiden. Ich wollte schon immer einen kleinen Bruder haben." Leon sah fragend zu seinem Vater. "Aber du hast doch Onkel Jasper.", meinte er verwirrt. Lionard klopfte seinem Sohn auf die Schulter. "Onkel Jasper zählt nicht.", meinte er nur kurzangebunden, was Jasper nur mit einem spöttischen Blick quittierte. Da wandte sich Lukas an Marian. "Mama, dürfen wir mit Onkel Nikolai an den Pool?", fragte er hoffnungsvoll und Marian lachte. "Wenn Onkel Nikolai ja sagt.", antwortet sie und sah fragend zu ihm, der enthusiastisch aufsprang. "Wer kann da schon nein sagen? Hop hop, wer als letzter am Pool ist, ist eine lahme Schnecke.", rief er und sofort sprangen Lukas, Leon und Ally auf und stürmten die Treppe hinauf um ihre Badesachen zu holen. Nikolai zwinkerte Lionard und Marian noch einmal zu ehe er den Kindern langsamer folgte. "Pass auf das keiner ersäuft.", rief Jasper ihm hinterher. "Keine Sorge, während du als Kind schon imaginäre Intrigen geschmiedet hast, habe ich schwimmen gelernt.", konterte Nikolai, und Marian begann zu lachen. "Ich mag deinen neuen Bruder Lionard. Er ist so erfrischend anders als der Rest der Wilsons.", meinte sie, und Jasper musste die Augen über ihre maßlose Naivität verdrehen. Da ertönte Ivanas zeternde Stimme von oben. "Verdammt, haltet diese Biester im Zaum, oder hängt sie wenigstens an." Marian seufzte. "Da hörst du was ich meine."

Mit finsteren Blick sah Jasper dabei zu wie Nikolai mit den Kindern am Pool draußen spielte, während Lionard und Marian lächelnd unter zwei großen Sonnenschirmen lagen und dabei zusahen. Auch Elias hatte es sich mit Zeitung und Kaffee auf der Terrasse gemütlich gemacht und beobachtete seinen neuen Sohn und seine Enkel. Da trat Ivana zu ihm. "Du ziehst eine Miene als wäre dein Konto gehackt und leer geräumt worden." Jasper schnaubte, nicht ohne Nikolai nicht aus den Augen zu verlieren. "Diese kleine, miese Ratte, wickelt alle um den Fingern und sie sind zu blöd um ihn zu durchschauen. Bitte sag mir du bist nicht genauso blauäugig wie der Rest dieser nerv tötenden Familie." Ivana sah an ihm vorbei zu Nikolai. "Keine Sorge, ich lasse nicht zu das sich irgendwer zwischen mich und die Moneten drängt.", wisperte sie und Jasper wollte gerade erleichtert aufatmen, das wenigstens ein Familienmitglied Nikolais wahre Intentionen durchschaute, doch da redete Ivana weiter. "Jedoch, noch habe ich keinen Beweis das der Kleine es wirklich auf mein Geld abgesehen hat. Was dich jedoch betrifft...nun, ich denke ich muss nicht weiter reden, nicht wahr?" Mit einem süffisanten Lächeln drängte sie sich an ihn vorbei und stolzierte zu Elias um sich mit einem gespielten Lächeln neben ihn zu setzen. Jasper fluchte innerlich. Selbst Ivana nahm ihm diese Unschuldsmasche ab, das einzig gute an ihr ist, das sie generell niemanden über den Weg traute, und daher immer auf der Hut sein wird. Obwohl ihn das ja auch nicht unbedingt weiterhalf. Er brauchte schnellstens einen Plan, ehe Nikolai ihm alles zunichte machte, worauf er die letzten Tage hin gearbeitet hatte. Da traf Nikolais Blick den seinen, und kurz sah Jasper ein diabolisches Lächeln auf dessen Miene, doch keine Sekunde später war es auch schon wieder verschwunden. Jaspers Miene verfinsterte sich noch mehr und leise flüsterte er zu sich selbst: "Warte nur ab, ich spiele dieses Spiel schon einen Tick länger als du."

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