22. Dezember

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von LuciferAvaDavid

„Was?“, fragte Ziva Tony, der seinen Blick in dem Moment von ihr abgewandt hatte, wo sie ihren in seine Richtung drehte. „'Was?'“, wiederholte er unschuldig. „Was ist los?“ - „Warum sollte etwas 'los sein'?“ Die Israeli verdrehte innerlich die Augen. „Weil du mich schon die ganze Zeit dämlich grinsend anschaust.“ Tony wandte sich nun komplett seiner Partnerin zu, die neben ihm auf ihrer Couch saß. „Oh das. Ich habe mich nur gefragt, ob du bereit bist, das Abenteuer deines Lebens zu erleben.“ - „Es ist nur ein Film, Tony.“ Er schaute sie entsetzt an. „Ungeheuerlich. Ist Mickey nur eine Maus? Sind die Ringling Brothers nur ein Zirkus?“ - Sie nahm das Bier, das er ihr entgegen hielt und antwortete: „Ja.“ - „Bitte, da siehst du's. Darum hast du auch keine Freunde.“ Sie schaute ihn empört an. „Ich hab sehr wohl Freunde.“ - „Ach und wieso hast du dann an einem Montagabend nichts Besseres zu tun, als dir mit mir einen alten Klassiker anzuschauen, na?“ Sie schwieg eine Weile, nahm einen Schluck von ihrem Bier und meinte dann: „Du bist mein Freund.“ Dieser Satz warf ihn ein wenig zurück. Er war ihr 'Freund'. Er hatte Ziva nie wirklich als eine Freundin gesehen. Für ihn war sie schon immer mehr gewesen, als das. Nur hatte er bis jetzt nie den Mut gehabt, ihr genau das zu sagen. „Wirklich?“ - „Nein.“ Sie ließ von ihrem Bier ab und erwiderte seinen Blick. Sie öffnete ihren Mund, als ob sie etwas sagen wollte, schloss ihn jedoch sofort wieder. Sie war sich nicht sicher, ob sie bereit war ihm zu sagen, dass er nicht einfach nur ein Freund war. Zu groß war die Angst, zurückgewiesen zu werden, verletzt zu werden. Aber auch die Angst, dass er dasselbe empfindet, um dann festzustellen, dass es zwischen ihnen nicht funktionierte, dass sie beide noch nicht bereit für eine ernsthafte Beziehung waren. „Mein Date hat mich versetzt.“ - „Meins auch.“ Und damit war das Gespräch für ihn beendet. Seine volle Aufmerksamkeit galt jetzt dem Film, der sich auf ihrem Fernseherbildschirm abspielte. Ziva beobachtete ihn noch einen Moment, und dann wandte auch sie sich dem Film zu.

Im Laufe des Films war Ziva irgendwann immer näher an Tony gerückt, hauptsächlich mit der Ausrede, dass er das Popcorn ja umklammerte, als hinge sein Leben davon ab, und sie so viel besser rankommen könnte. Sie beäugte das Popcorn unzufrieden. Eigentlich wäre sie gerne dort, wo die Schüssel jetzt war. War sie etwa eifersüchtig auf eine Schüssel Popcorn? Vielleicht sollte sie doch endlich mit Tony reden.

„Tony?“ - „Hm“, war seine Antwort, allerdings klebten seinen Augen immer noch an dem Fernseher und er machte keine Anstalten, seinen Blick von dem Geschehen vor seinen Augen abzuwenden. Sie rückte noch ein Stück näher. „Tony.“ Immer noch keine Reaktion. „Tooo-ny!“ - „Ziva, es ist gerade spannend.“ Das war also seine Antwort. Wenn er so weiter machte, dann würde er sein Weihnachtsgeschenk nie zu Gesicht bekommen. Sie stupse ihm ein paar Mal in die Seite. „Tony!“, quengelte sie. So langsam verlor sie die Geduld, und sie war sich nicht mehr sicher, wie lange sie noch den Mut aufbringen konnte, um ihm ihre Gefühle zu gestehen. Endlich wandte er sich seiner Partnerin zu. „Was?“ Ihr Blick blieb an seinen Lippen hängen. Diese perfekten, weichen Lippen. Sie begann sich zu fragen, ob sie den Zucker des Popcorns auf seinen Lippen schmecken könnte, wenn sie... „Ziva?“ Sie wandte ihren Blick schnell von seinem Mund ab und blickte auf. Sie schwieg eine Weile, bis sie wieder das Wort ergriff. „Das, was ich vorhin gesagt habe, dass du nicht mein Freund wärst, dass stimmt nicht.“ - „Also bin ich dein Freund?“ Sie zögerte kurz. „Nein.“ Der Halbitaliener schloss die Augen, atmete tief durch, ehe er Ziva einen genervten Blick zuwarf. „Was denn jetzt, Ziva? Ja oder nein? Bin ich dein Freund oder nicht?“ Seine Augen versuchten verzweifelt ihre einzufangen, doch sie wich ihm aus und starrte auf ihre Hände. Ihr Partner legte eine Hand an ihre Wange. „Hey, Ziva. Komm schon, so schwer ist die Frage nicht.“ - „Du bist nicht mein Freund“, antwortete sie ihm leise. „Und-“, sie unterbrach ihn indem sie aufsah und seinen Blick erwiderte. „Du...“, ihre Stimme brach. „...du bist so viel mehr, Tony.“ Ihre Augen flehten ihn an, etwas zu sagen, irgendetwas. Doch für einige Sekunden schwieg er nur, und schaute auf das Popcorn. Vorsichtig legte Ziva ihre Hand auf seine auf ihrer Wange. Er lachte kurz und schaute dann auf. „Warum hast du nie was gesagt?“ - „Heißt das, du...?“ Tony lachte erneut, dieses Mal lauter und länger. „Natürlich, Ziva. Wie könnte ich auch nicht? Du bist wunderschön, du bist klug, du bist stark und selbstbewusst. Du lässt dir von niemanden etwas sagen, und du meinst immer, dass du alles besser weißt. Du bist manchmal ein verdammter Sturkopf. Du bist in einem Moment so emotionslos und im nächsten schüttest du mir dein Herz aus. Du bist leidenschaftlich und... Wegen all diesen Sachen liebe ich dich.“ Sie lächelte ihn glücklich an, während sie verzweifelt versuchte eine vereinzelte Träne, die ihr die Wange hinablief, wegzuwischen. „Du liebst mich?“ Er erwiderte ihren Blick liebevoll. „Gibt es einen Grund daran zu zweifeln?“ Sie schüttelte wild den Kopf. „Nein. Ich denke nicht.“ - „Denken ist Glückssache, Officer David.“ - „Nun, aber ich denke, dass ich dich auch liebe, Agent DiNozzo.“ Er machte einen gespielt entsetzten Gesichtsausdruck. „Du denkst, du liebst mich? Das weißt du nicht sicher? Muss ich dir erst alle meine tollen Eigenschaften aufzählen, damit du dir sicher wirst?“ Ziva lachte ein warmes und befreites Lachen. „Nein. Nein, ich denke, ich bin mir sicher, dass ich dich liebe, Tony.“ Er legte den Kopf schief und tat so, als würde er ernsthaft darüber nachdenken. „Ehrenwort?“, fragte er, während er seinen kleinen Finger hochhob. „Ehrenwort“, wiederholte sie, und hakte ihren kleinen Finger bei seinem ein. Daraufhin nahm Tony ihre Hand in seine und zog sie zu sich. Und Ziva hatte Recht. Seine Lippen schmeckten wirklich nach Popcorn und sie konnte gar nicht genug davon bekommen.

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