3. Dezember

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Von Mousie98

„Also, versteh ich das jetzt falsch oder glaubt ihr wirklich, dass ein dicker Mann mit Bart und Mütze euch jedes Jahr die Geschenke bringt?“ – „Sag bloß, du hast noch nie etwas vom Weihnachtsmann gehört!“, erstaunt sah Tony seine Kollegin an. Das jemand den Weihnachtsmann nicht kannte war unvorstellbar, aber Ziva hätte er so eine Kuriosität nicht zugetraut. „Natürlich weiß ich, wer der Weihnachtsmann sein soll. Ich hätte nur nicht geglaubt, dass erwachsene Männer noch so fest an ihn glauben“, konterte Ziva grinsend. Die Fahrstuhltüren öffneten sich und ohne auf ihren Partner zu warten stieg sie ein. „Natürlich gibt es den Weihnachtsmann! Wie kannst du so etwas nur so in Frage stellen? Das ist ja total… unweihnachtlich!“ – „Könntest du bitte aufhören ‚Weihnachten‘ zu sagen?“ Genervt verdrehte Ziva die Augen. Seit Tony sie vor ein paar Minuten auf dem Parkplatz gesehen hatte, quatschte er sie schon über sein Lieblingsfest zu. Ununterbrochen. „Du hast halt einfach keinen Sinn zum Feiern.“ – „Und ob ich einen Sinn zum Feiern habe!“ – „Ach wirklich, dann sag mir mal, liebe Zee-vah, wer ist Rudolph?“ Sofort verschwand das selbstsichere Grinsen aus Zivas Gesicht und perplex starrte sie Tony an. „Rudolph…?“ – „Ja genau. Rudolph.“ – „War das nicht dieses… Reh? Das in dem Wald lebt mit dem kleinen Hasen und die Mutter wird erschossen und…“, wild gestikulierend versuchte Ziva ihren Standpunkt klar zu machen. „Das ist Bambi.“ – „Bambi?“ – „Ja, Bambi. Sag bloß, du kennst Bambi nicht?“ – „Hätte ich es denn sonst beschreiben können?“ – „Stimmt, da ist was dran…“, meinte Tony und verstummte kurz, wenigstens für ein paar Sekunden. „Aber trotzdem ist das nicht die Geschichte von Rudolph!“ – „Na gut, Tony. Was ist denn die Geschichte von Rudolph?“, seufzte Ziva auf, in der Hoffnung, dass er dann endlich Ruhe gehen würde. Ganz ehrlich, DiNozzo konnte schlimmer sein, als ein kleines Kind. „Also, Rudolph war ein Rentier…“ – „Hab ich doch gesagt!“ – „Du sagtest Reh!“ – „Reh. Rentier. Ist doch alles dasselbe!“ – „Egal! Auf jeden Fall war Rudolph ein Rentier mit einer roten Nase…“ Noch ehe DiNozzo Rudolphs Geschichte weiter erzählen konnte verschwand Ziva mit einem Auflachen durch die sich öffnenden Fahrstuhltüren. „Was ist denn jetzt schon wieder?“ – „Tony! Es gibt keine Rentiere mit roten Nasen!“, stellte Ziva klar, warf ihm einen letzten, abschätzigen Blick zu und eilte in Richtung Schreibtisch davon.

„Hey, Ziva! Schicke Mütze!“, hörte sie McGees Stimme vom Schreibtisch aus und drehte sich um. „Welche Mütze?“, fragte sie ahnungslos und fasste sich an den Kopf, nur um im nächsten Moment die Weihnachtsmütze herunterzureißen und mit einem gezielten Wurf in Tonys Gesicht zu schleudern. Natürlich. Wie hatte sie nur vergessen können, dass Tony ihr diese dämliche Mütze sofort aufgesetzt hatte, bevor sie auch nur eine Chance bekam aus ihrem Auto zu steigen. „Was ist denn mit euch los?“, fragte McGee verwirrt und sah abwechselnd in Zivas eindeutig wütendes und Tonys leidendes Gesicht. „Ob du es glaubst oder nicht, McGee, aber Tony glaubt noch an den Weihnachtsmann!“ – „Warum denn auch nicht, der Weihnachtsmann ist doch ein sehr…“ – „Fang du nicht auch noch damit an!“ Entnervt ließ Ziva sich auf ihren Stuhl fallen. Sie wollte sich gerade daran machen, endlich mit Arbeiten anzufangen, als ihr Blick auf eine kleine Pflanze mit großen, roten Blättern fiel. „Was ist das?“ – „Ein Weihnachtsstern“, erklärte Tony mit einem Grinsen. „Das ist eine sehr weihnachtliche Pflanze, die man in der Weihnachtszeit oder an…“ – „Sag es nicht!“, schimpfte Ziva und hielt sich die Ohren zu. „Was soll ich nicht sagen?“ – „Weihnachten.“ – „Aber es ist bald Weihnachten!“ – „Aber nicht für mich!“ – „Du bist schon fast ein halbes Jahr hier und willst nicht mit uns Weihnachten feiern?“ – „Das habe ich nicht gesagt!“ – „Siehst du! Du hast es gehört, McGee, oder? Ziva hat gesagt, dass sie mit uns Weihnachten feiert!“ Enthusiastisch sprang Tony von seinem Stuhl auf, während Ziva und McGee noch nicht einmal aufblickten. ‚Wo bleibt Gibbs, wenn man ihn einmal braucht‘, dachte Ziva grimmig. „Das habe ich auch nicht gesagt“, knurrte sie dann schnippisch und sah endlich auf. „Aber du musst Weihnachten feiern! Das ist das Fest des Weihnachtsmannes, der Weihnachtsplätzchen und Lichter, des Schnees, der Dunkelheit und der Kerzen, des Eierpunsches und der Rentiere, …“ – „Ich dachte ihr feiert Weihnachten, weil Jesus geboren wurde.“ – „Das auch. Aber stell es dir nur mal vor! Der Tannenbaum mit den Geschenken, die Socken am Kamin, die Weihnachtslieder und nicht zu vergessen…“ Tony legte eine dramatische Pause ein. „…Das Wunder von Weihnachten!“ – „Was für ein Weihnachtswunder?“ – „Muss man dir denn alles beibringen? Komm mal mit.“ – „Wohin?“ – „Zu Abby.“ – „Aber Gibbs kommt gleich!“ Ehrlich gesagt hatte Ziva kein Interesse an einer Kopfnuss, nur weil Tony ihr ein Weihnachtswunder zeigen wollte. „Komm einfach mit“, verlangte Tony und streckte seine Hand nach ihr aus. Immer noch skeptisch nahm sie seine Hand und ließ sich hochziehen. Erst im Fahrstuhl bemerkte sie, dass sie seine Hand immer noch festhielt. Peinlich berührt löste sie ihre Hand schnell aus seiner. Doch Tony lächelte nur und setzte ihr die Weihnachtsmütze wieder auf. Diesmal ließ sie es gnädigerweise über sich ergehen.

„Das, meine liebe Ziva, ist eine nahezu perfekte Inszenierung des Weihnachtswunders“, bereitete Tony sie darauf vor, als sie den Gang zu Abbys Labor entlanggingen. Eigentlich hätte Ziva nicht überrascht sein müssen, aber trotzdem hätte sie diese Ausmaße des Ganzen nicht erwartet. Laute Kinderweihnachtslieder schallten ihr entgegen, überall hingen Girlanden, ein kleiner Plastiktannenbaum mit viel zu viel Schmuck stand in der Ecke, eine große Platte Kekse auf einem der Tische und überall roch es nach Zimt und Tannen. Abby mit Weihnachtsmütze bildete sozusagen das Tüpfelchen auf dem 'i'. „Ihr ist aber schon klar, dass es noch 21 Tage dauert, bis Weihnachten ist?“, fragte Ziva irritiert, doch Tony antwortete nicht, sondern schnappte sich ein Plätzchen. „Wann hat sie das alles aufgehängt?“ Verwirrt sah Ziva sich um, als plötzlich die Musik leiser wurde und Abby quietschend auf sie zu gerannt kam. „Tolle Mütze, Ziva!“, staunte sie, als sie den beiden um den Hals fiel und sie so genau zu der Stelle drängte, an der sie die beiden haben wollte. Dann ließ sie von den beiden ab und deutete wortlos nach oben, ein breites Grinsen auf dem Gesicht. „Was ist das?“, fragte Ziva irritiert. „Ein Mistelzweig. Und du weißt, was eigentlich passiert, wenn man unter einem Mistelzweig steht, Zee-vah?“ – „Nein?“ – „Eigentlich müsste ich dich jetzt küssen, aber wenn du nicht willst, musst du das nicht, immerhin feierst du kein Weihnachten und…“ Er brach abrupt ab, als er Zivas Lippen auf seinen spürte.

„Du hast das alles geplant, oder?“, flüsterte sie etwas atemlos an seine Lippen, als ihnen irgendwann die Luft ausging. „Nicht alles. Wer konnte denn ahnen, dass du Rudolph mit Bambi verwechselst?“

Wir haben keinerlei Rechte an der Serie und ihren Charakteren.

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