Kapitel 36

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Zeit heilt alle Wunden.

Jeder kennt dieses Sprichwort, doch ich habe keine Sekunde daran geglaubt. Ich habe es nicht geglaubt, weil ich über vier Jahre lang Louis geliebt habe und unserer Beziehung hinterher getrauert habe.

Wenn Zeit alle Wunden heilen würde, dann hätte Louis mein Leben nicht so lange geprägt. Dann wäre ich nach einer angemessenen Zeit über ihn hinweg gewesen, ich hätte nicht diverse Songs über ihn geschrieben und ich hätte mich irgendwann einer neuen Beziehung gegenüber öffnen können.

Das Sprichwort konnte einfach nicht wahr sein.

Doch dieses Denken war Vergangenheit. Etwas hatte sich geändert. Irgendetwas in mir. Ich konnte nicht genau sagen was es war, doch nun glaubte ich, dass doch etwas an diesem Sprichwort dran sein könnte.

Seit ich Louis gesagt hatte, dass ich keine Freundschaft mit ihm führen wolle, begann irgendetwas in mir, mit Louis abzuschließen. Es schien fast so, als hätte ich dieses Wiedersehen gebraucht, um zu realisieren, dass Louis keinerlei Gefühle mehr für mich hatte, ich nie wieder mit ihm zusammen kommen würde und es nun an der Zeit war, ihn hinter mir zu lassen.

Ich bemerkte nicht sofort, dass ich begann über Louis hinwegzukommen. Es musste erst ein bisschen Zeit vergehen. Ich veröffentlichte ein paar Songs, dann mein Album. Ich feierte Weihnachten und als ich Louis zum Geburtstag gratulierte und ich nicht wie die Jahre davor gespannt auf seine Antwort wartete, da realisierte ich es: Ich begann ihn loszulassen.

Mittlerweile war es Ende Januar. Und jeder neue Tag machte es mir bewusster. Ich liebte ihn noch, das stand außer Frage, aber die Liebe war weniger geworden. Sie umfasste nicht mehr mein ganzes Leben. Sie nahm nicht mehr alles ein. Sie drohte nicht mehr, mich zu verzehren.

Plötzlich zog jemand mir meinen linken Kopfhörer aus meinen Ohr. "Harry ich habe gesagt du bist fertig.", teilte mir meine Stylistin wohl zum zweiten Mal mit.

"Entschuldigung meine Musik war so laut und ich war irgendwie in Gedanken.", erklärte ich mich und schwinge mich dabei von meinem Stuhl runter, auf dem ich geschminkt wurde.

Ich war an dem Set von Falling, an dem wir gleich mein Musikvideo aufnehmen würden. Und diesmal konnte ich wirklich von meinem Musikvideo sprechen. Anders als bei den anderen Videos, hatte ich mir das gesamte Konzept selber ausgedacht. Es war mit der persönlichste Song auf meinem Album und vor allem symbolisierte dieser Song mein Prozess mit Louis abzuschließen, sodass ich keine andere Idee zugelassen hatte.

Ich hatte eine Vision und die sollte genau so umgesetzt werden. Etwas angespannt ging ich zu der Kulisse herüber in deren Mitte ein Klavier stand, welches den Hauptbestandteil des Videos bilden würde.

"Können wir anfangen?", fragte mich Jacob mein Regisseur, der hinter mir aufgetaucht war. Ich drehte mich zu ihm um und nickte lediglich. Ich war irgendwie nervös und das war sehr untypisch für mich.

Auch Jacob sah mich etwas komisch an, als würde er bemerken, dass etwas nicht stimmte, doch er kannte mich nicht gut genug, um sich das Recht rauszunehmen, nachzufragen und so fingen wir, ohne weiter über mein Verhalten zu sprechen, an.

Stück für Stück arbeiteten wir uns vor. Im großen und ganzen sah man mich in dem Video an dem Klavier spielend sitzen. Wasser würde immer höher steigen, bis ich letztendlich ganz von dem Wasser umschlungen werde. Das Wasser soll als Symbol für meine Gefühle zu Louis stehen, in denen ich zu ertrinken drohe.

Plötzlich schrie Jacob laut "Cut!" und fügte hinzu, dass wir Mittagspause machen würde. Ich stand auf, schnappte mir etwas von dem Tisch mit dem Snacks und setzte mich in eine ruhige Ecke.

Jeder um mich herum schien zu bemerken, dass ich heute anders als sonst drauf war. Ich war nicht so gesprächsbereit wie sonst und strahlte klar aus, dass man mich in Ruhe lassen sollte.

Ich wusste nicht ganz warum ich so empfand. Obwohl wahrscheinlich wusste ich es doch, nur eingestehen wollte ich Louis diese Kontrolle über meine Gefühle nicht. Nicht schon wieder und nicht heute.

Etwas nachdenklich biss ich in den Muffin. Wir würden gleich die Szene drehen, in der ich im Wasser ertrinken würde, dabei sollte deutlich werden, dass ich das Ertrinken akzeptiere. Ich kämpfe nicht gegen das Ertrinken an.

Den genau so war es. Ich war immer davon ausgegangen, dass ich Louis immer lieben würde. Ich hatte es zu gelassen, dass mich seine Gefühle zu ihm leiten. Ich hatte nie richtig gekämpft, um über ihn hinweg zu kommen, weil ein Teil von mir das auch nie gewollt hatte.

Doch nun war alles anders und genau das sollte in dem Video deutlich werden. Am Anfang des Videos würde man mich nämlich nass sehen, wie ich lebte. Ich hatte das ertrinken, was man später im Video sehen würde, überlebt. Ich war stark genug gewesen. Genau wie ich stark genug dafür sein würde, über Louis hinweg zu kommen.

Wieder biss ich in meinen Muffin. Um das nun aber endgültig zu können, müsste ich nicht nur dieses Video drehen, ich musste ebenfalls die Erinnerung an Louis und meine Trennung zu lassen, die ich tief in meinem Inneren verstaut hatte.

Seit ich angefangen hatte dieses Lied zu schreiben, hatte ich mich an die glücklichen Tage und an die schlechten Tage mit Louis zurück erinnert. Ich hatte mich an unsere erste Trennung erinnert und an den Tag an dem wir wieder zusammen gekommen sind. Ich hatte die Erinnerung zugelassen, die sich rund um Louis Vaterschaft drehten. Doch ich hatte es vermieden an den Tag zu denken, an dem ich zum ersten Mal das Gefühl hatte zu fallen. An dem Tag, an dem Louis mit mir Schluss gemacht hatte.

Erneut biss ich in meinem Muffin und lehnte mich kauend an die Wand hinter mir. Dann ließ ich es zu und wenig später war es fast so, als wäre ich wieder genau an dem Tag vor fast fünf Jahren.

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Irgendwie bin ich unzufrieden mit dem Kapitel. Aber dieses Übergangskapitel musste sein, damit es mit Louis und Harry bald weitergehen kann.

Hoffe das nächste Kapitel fällt mir wieder leichter zu schreiben. Das kommt übrigens, wenn alles wie geplant läuft, schon heute Abend 😊

Falling || Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt