Okami schmunzelte, als sie seinem durchdringenden Blick auswich und zwang sie dazu, ihn anzusehen, indem er sie am Kinn zu sich drehte.
»Aww, nicht so schüchtern, Liebes«, sagte er mit kratziger, tiefer Stimme und sein Daumen fuhr zart über ihre Lippen, hob ihre Unterlippe an, die er gerade wieder zwischen seine nehmen wollte, als Sheyu eingriff.
»Hör auf«, sagte er gereizt. »Lass das. Wenn du mich provozieren willst, dann tu es nicht mit ihr.«
»Warum?«, gab Okami zurück und legte einen Arm locker um die immer noch sprachlose Ivy. »Sieht nicht so aus als hätte sie was dagegen.«
Ivy schüttelte seinen Arm ab und brachte erstmal einen guten Meter Sicherheitsabstand zwischen sich und ihm, musterte die beiden Jungen kritisch, immer noch errötet und umschlang sich selbst beschützerisch. »Ich hab nie gesagt, dass ich mit sowas einverstanden bin, was denkt ihr beiden euch eigentlich?«
»A-aber bei mir hattest du doch gar nichts gesagt«, stotterte Sheyu überrumpelt.
»Ja, weil Okami dann kam! Und außerdem, das war nicht okay! Gosh, das war mein erster Kuss überhaupt, der sollte nach einem schönen Date in einer Buchhandlung stattfinden, wo wir uns gegenseitig Bücher raussuchen und dann gehen wir fein Essen und er bringt mich abends in seinem Auto heim und macht mir die Tür auf und begleitet mich zur Haustür und dann verabschieden wir uns, doch der Mond strahlt so hell und romantisch auf uns herab, und dann sieht er mich an und wir fühlen es beide und er beugt sich langsam zu mir runter ... hach...« Ivy verlor sich doch geradewegs in ihrer Schwärmerei für einen nicht existenten Jungen und grinste dabei wie ein frisch verliebtes Mädchen.
»Du hast ja Vorstellungen«, meinte Okami ironisch, während Sheyu nur den Boden anstarrte, als fühlte er sich zutiefst schuldig. Dann hob er endlich die Augen und blickte sie fest an.
»Ivy«, sagte er sehr ernst und mit einem doch aufgeregten Funkeln in den dunklen Augen. »Dann lass uns auf ein Date gehen!«
Ivy verkniff sich ein Lächeln, weil sie eigentlich sauer sein sollte und tat nachdenklich, während sie abwechselnd von der Holzdecke des Hauses zu Sheyus schwarzen, leuchtenden Augen sah. »Kann ich mitkommen?«, fragte da Okami vergnügt und ruinierte das gespannte Schweigen.
»Nein!«, riefen Sheyu und Ivy gleichzeitig entsetzt, womit sich Sheyu sofort bestätigt fühlte und Okami laut seufzte. »Ihr werdet mich so schnell aber nicht los«, versuchte er es abermals. »Ich könnte mich wie Sheyu aussehen lassen und ihn wegzaubern und dann wären es nur wir beide und du würdest es nicht mal mitbekommen, Ivy. Obwohl es ohne ihn nur halb so viel Spaß macht.«
Sheyu schnappte sich Ivys Arm, welche erst ein wenig zurückschreckte, sich aber letztendlich an seinen festen Griff gewöhnte und still hielt. »Ich werde jetzt mit Ivy abhauen, und du wirst mich nicht abhalten können!« Triumphierend grinste er Okami breit an.
»Und was ist mit Frühstück?«, fragte Ivy überrumpelt, sehnte sich doch sehr nach einer guten Mahlzeit.
»Frühstücken ist für Loser. Wir brunchen«, beschloss Sheyu und zog die widerstandslose Ivy einfach weg.
Sheyu und Ivy gingen zusammen los, um in einem überteuerten Café zu brunchen. Einen schmollenden Okami ließen sie alleine mit einem ebenso eingeschnappten und schwanzwedelnden Mochi zurück.
Kaum waren die beiden weg, kam ein verschlafener Snow die Treppen hinunter gestolpert. »Wo sind die anderen?«, fragte er Okami gähnend und machte sich nicht mal die Mühe, sein verwuscheltes Haar zu bändigen.
»Brunchen«, antwortete Okami abfällig und strich Mochi über die schuppig-kalte Haut, welcher dabei die Augen geschlossen hatte und sein luftzerschneidendes, helikopterähnliches Schwanzwedeln allmählich einstellte.
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Jenseits des Kühlschranks
Fiksi RemajaZwei Mädchen verirren sich in ihrem Kühlschrank in einem Wald und treffen dort auf die chaotischsten Knallköpfe, denen sie jemals in ihrem Leben begegnen werden - und vielleicht auch auf die Liebe :D