°°°Night Beasts -Gods of Destiny°°°

⩤2|Mortemis|Kaltes Erwachen⩥

„Blut." Das war das erste was sie dachte. „Blut. Tod." Das kühle Nass um sie herum sog sich in ihr graues Fell. „Mortemis...", raunte eine Stimme hinter ihr. Mortemis erhob sich aus dem eiskalten Wasser. Ihr Fell triefte und das Wasser ließ ihre Beine hinab, doch die Kälte störte sie nicht.

Sie wandte sich um. Hinter ihr war niemand. „Ja... Herr?", erwiderte sie kalt. Die Kälte war in ihrem Herz, durchströmte ihre Adern, nahm sie ein. Und sie genoss es. Instinktiv wusste sie, was der Befehl war. Sie setzte eine mit gigantischen Krallen bespickte Pfote auf das schlammige Ufer. Geschmeidig zog sie sich aus dem dreckigen Teich, in dem sie aufgewacht war. Er war von kahlen, schwarzen Bäumen umgeben.

In geduckter Haltung und trotzdem mit selbstsicheren Schritten schlich Mortemis durch den Wald. In der Ferne konnte sie bereits andere Wesen hören. Mit schnelle Sprüngen schoss sie durch das modrige Unterholz, bis sie vor einer alten Ruine stand. Auf der Lichtung die sie Umgab stand eine große Trauerweide und durch die Fenster der zerfallenen Burg strahlte weißes Halbmondlicht. Auf der Hut schlich Mortemis weiter an der Steinwand entlang. Durch ein kleines Loch konnte sie auf den Hof schlüpfen. Dort hatten sich bereits zahlreiche andere Tiere versammelt.

Füchse wie sie, Wölfe und Schakale. Vereinzelt waren auch andere Arten wie Schlangen oder Wildkatzen aus zu machen, doch eins hatten sie alle gemeinsam: Sie waren grau und ihre Augen blitzten in Scharlachrot. Sie ging zu einer Gruppe mit weiteren Füchsen, die sich murmelnd unterhielten.

„Mortemis. Wir haben dich bereits erwartet.", begrüßte sie der Größte kühl. Er machte wortlos Platzt um sie in ihren Kreis zu lassen. In der Mitte lag eine Schriftrolle. Schwarz mit dunkelroter Schrift. „Wir sollten dich einweisen.", sagte der fremde. „Ich bin Pes. Die anderen drei da sind Fulgir, Furo und Rubi. Wir sind schon am längsten bei den, wie die Rudel uns nennen, Jägern und haben die Aufgabe, euch Neulinge ein zu weisen." Er deutete mit seiner Pfote auf die Schrift. „Das ist mors scriptor, die schwarze Schrift. Auf ihr sind alle potentiellen Opfer vor zu finden. Es ist so, dass die Rudel ein gewisser Schutz für die Götter sind. So lange sie leben tun es auch die Götter. So lange sie glauben." Er machte eine bedeutungsvolle Pause. „Unsere Aufgabe ist es, die Götter angreifbar zu machen."

Ohne weitere Fragen zu stellen blickte Mortemis auf die Schriftrolle. Sie las die Runen und hinterfragte nicht, warum sie alles verstand. „Wer ist Ferris?", fragte sie, nachdem sie fertig war. „Ich." Ein gewaltiger Wolf ragte vor Mortemis auf. Trotz seiner tiefen, einschüchternden Stimme blickte die Füchsin ihm fest in die Augen. Neben ihm stand ein Schakal mit dünnen Beinen. „Umbra.", stellte er sich vor. „Und du musst Mortemis sein.", stellte er mit einem abschätzigen Blick fest. „Exakt.", bestätigte sie zischend. Umbra kniff die Augen zusammen, noch nie hatte ihm jemand so selbstsicher gegenüber gestanden. Er knurrte. „Nana, keinen Streit anfangen.", sagte Ferris. „Hmpf...", machte Umbra und drehte sich mit erhobenen Kopf um. „Kommt mit.", befahl der Wolf. Pes tappte den Beiden hinter her und bedeutete Mortemis dasselbe zu tun.

Es gesellte sich noch ein weiterer Schakal und eine Natter zu ihnen, dass schlüpften sie alle nach einander aus der Ruine. Das verrottete Laub raschelte unter Mortemis Pfoten, als sie ins hinaus trat. Hinter ihr folgt die Schlange, Venem. Sie fühlte sich etwas unwohl bei dem Gedanken, dass er ihr einfach ins Hinterbein beißen könnte, verdrängte das jedoch.

Stillschweigend schlichen die sechs Jäger durch den alten Wald. Mortemis tappte neben dem Schakalweibchen. Nach wenigen Minuten waren sie am Rand des Waldes. Die ebene Fläche lag trist vor den Tieren. Mortemis wusste, woher auch immer, wenn man eine Stunde weiter lief, dann würde man zu der Schlucht kommen, die die Nord- von der Ostebene trennte. Aber was die Jäger interessierte war die große Höhle aus schwarzem Gestein, welches im Mondlicht glitzerte.