⩤4|Osu|Reise⩥

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„Königskerze, Kamille..." Osu, der Leser des Librarudels ordnete gerade seine Heilmittel. Seine Ohren zuckten als er wahrnahm, wie sich außerhalb seines geräumigen Baus etwas tat. Er steckte seine Schnauze aus dem engen Eingang. Nike war zurück! Und... Auf ihrer Brust leuchtete ein glänzenden Stein, der gleißendes Licht von sich gab. Ihr Kopf war hoch erhoben.

Osu stürmte zu seiner Schwester. „Du hast es geschafft!", brummte er in ihr Fell. Sie lachte triumphierend auf und vergrub ihre Nase in sein schwarz gezeichnetes Fell. Osu löste sich von Nike, als Ferrox auf sie zutrat. Der Alpha blinzelte Nike anerkennend zu. „Wer waren deine Gegner?", fragte er neugierig. Nikes Gesicht verfinsterte sich. Mit versteinerter Miene fauchte sie: „Anila von Sagittarudel und Bleuciel vom Hydrarudel." Ferrox verzog sein Gesicht fragend. „Was ist geschehen?", forderte er zu wissen. Das Schakalweibchen knurrte verdrossen. „Sie sind tot... Genauso wie die anderen zwei Wölfe und Füchse." Sie setzte sich auf den staubigen Lagerboden und legte den Schweif um die Pfoten.

„Wir haben die sechs gefunden, als wir aus der Höhle gekommen sind... Wir hatten gerade unseren Segen erhalten..." Ferrox schnaubte gedankenverloren. „Sie waren mit Dornengestrüpp umwickelt und ihre Körper waren jeweils an verschiedenen Stellen verstümmelt... Es waren sicher wieder die Jäger!" Nike stampfte frustriert mit einer Pfote auf, während sie fortfuhr. „Wir müssen etwas gegen diese Bestien unternehmen.", stellte der Alpha des Librarudels klar. Nike nickte selbstsicher, schließlich besaß sie nun den Schutz der Götter. „Wer ist noch gesegnet?" „Ignis vom Orionrudel-" Ferrox murmelte: „Eine gute Wahl von Akira..." „Und Luan." Ihr Alpha blickte sie überrascht an. „Ein Alpha hat den Schutz?" Nik verdrehte die Augen. „Ja, weil er Alpha des höchsten Rudels ist hatte er eine besondere Genehmigung.", schnaubte sie genervt. Ferrox schüttelte den Kopf. „Nun denn..." Er rief Luto, seinen Beta heran und bedeutete ihm in seinen Bau zu gehen. Dann legte er seine Nase auf Nikes und folgte ihm.

Nike lag in einem der Nester in Osus Bau und kaute auf einem alten Mausknochen herum. Osu knetete mit den Pfoten eine Masse aus Harz und Erde durch. „Wofür benutzt du das?", fragte seine Schwester. Der Leser seufzte erschöpft. „Das habe ich doch schon oft genug erklärt! Damit behandele ich abgebrochene Krallen." „Ich verstehe nicht, warum du Leser bist! Das ist doch bestimmt öde.", nuschelte Nike. „Und ich verstehe nicht, warum Alpha dich gewählt hat...", murmelte Osu verdroschen. Lauter antwortete er Nike stumpf: „Ich habe es einfach gespürt. Außerdem kann ich die Schrift der Götter lesen." Seine ältere Schwester stand interessiert auf. „Hat dir deine Meisterin das beigebracht?"

Für eine lange Zeit war Osu mit Mandrel, der ehemaligen Leserin seines Rudels in den Nebellanden gewesen, um ihr Werk zu erlernen. Bevor er seine Ausbildung jedoch beenden konnte ist sie verschwunden. Osu fletschte die Zähne. „Nein. Schriftrollen lesen kann man einfach. Aber erlernen kann man es nicht." Nike trat neben ihn. „Lass es mich probieren." Sie ging zu der großen Hinterwand seiner Höhle und schob den Blättervorhang zur Seite.

Hinter dem Grünzeug waren ausgebreitete Schriftrollen am Felsen angebracht. Runen bedeckten nahezu das ganze Papier. Osu eilte zu dem Schakalweibchen und seufzte: „Eigentlich dürftest du das ja nicht, aber da du es eh nicht kannst..." Nike kniff die Augen zusammen. „Himmel... Mond... Tot... TOT?!" Osu nickte gelassen und las vor: „Sunce će doći, zatamniti mjesec, i donijeti smrt. Das steht da." „Und was heißt das?", fragte Nike augenrollend. „Das darf ich dir nicht sagen.", antwortete er schnippisch. „Die Götterschrift ist nur den Lesern vorenthalten." Nike gab ein gedämpftes Hmpf von sich. Osu machte sich wieder an die Arbeit in seiner dunklen Ecke. Nike ging zu dem Farnvorhang und drehte sich um. „Bis bald, Bruder...", murmelte sie.

Als Wächterin hatte Nike nur wenig Zeit für seinen Bruder und er selbst hatte immer zu tun. Er packte die Harz-Erde-Masse in einen Stein mit einer Vertiefung und deckte ihn mit einem weiteren, flachen Stein ab. Dann wusch er so gut es ging das klebrige Zeug von seinen Pfoten und ging zurück zu den Schriftstücken. Der Inhalt besorgte ihn... In dem Moment tappte Ferrox hinein. Sein sonst wild abstehendes Fell hing triefend an seinem Körper. Osu blickte ihn interessiert an und er sagte knapp: „Es regnet." Erst jetzt nahm der Leser das laute Prasseln wahr. „Was ist los?", fragte er den Alpha. „Also...", setzte er an, doch Osu bedeutete ihm mit einem Schnippen seines Schweifs sich erst einmal zu setzen.

°°°Night Beasts -Gods of Destiny°°°Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt