𝐄𝐏𝐈𝐋𝐎𝐆𝐔𝐄; these violent delights have violent ends

573 94 357
                                    



————————————

these violent delights have violent ends,
and in their triumph die
like fire and powder

— William Shakespeare,
Romeo & Juliet

———————————












9TH OF MARCH, 2020
Südkorea


Namjoon begleitete ihm zum See. Auf dem Weg dorthin sprachen sie kein Wort, aber Yoongi genoss die angenehme Stille zwischen ihnen, während er dem intensiven Klangteppich des Vogelgezwitschers von D-1 ein letztes Mal seine volle Aufmerksamkeit schenkte.

„Du bist sicher, dass du die nie zurückkehren wirst?", sagte Namjoon schließlich. „Ich glaube, die junge Republik könnte deine Beratung sehr gut vertragen."

„Sie liegt in deinen sehr fähigen Händen", antwortete Yoongi mit einem schiefen Grinsen. „D-2 hat mich die Vorzüge einer Demokratie gelehrt, aber du hast keinen fremden Denkanstoß gebraucht. Ich glaube, das macht dich mehr als qualifiziert."

Namjoon zuckte mit den Schultern. „Ein bisschen Anerkennung musst du dir aber schon zuschreiben. Ohne dich wäre sie weiterhin nichts als ein Fiebertraum geblieben."

„Bitte", schnaubte Yoongi, „ich hab nur die Krone abgegeben und die Monarchie demontiert. Der Rest der Ehrung gebührt dir."

Sie erreichten das Ufer des Sees und blieben unschlüssig voreinander stehen. Namjoon kratzte sich verlegen am Hinterkopf, während er nach den richtigen Worten suchte. Yoongi musste sich ein Grinsen verkneifen.

Wenn er vor einer Menge stand und zu ihr sprach, hatte er sie vollkommen in der Hand, aber bei Einzelgesprächen senkte sich oftmals ein Schweigen über ihn, das nur schwer zu vertreiben war.

Es war leichter gewesen als erwartet, die jahrhundertelange Monarchie abzuschaffen. Sie hatten es graduell und vorsichtig gemacht – zuerst hatte Yoongi sich der Armee an den Pforten entgegengestellt, die ihre Waffen nach verwirrter Absprache mit ihrem Kommandanten niedergelegt hatten. Yoongi ahnte, dass sie insgeheim froh waren, nicht gegen ihre Heimatstadt vorgehen zu müssen.

Der Tod der beiden Tyrannen und die Beendigung des Bürgerkriegs hatte das Volk frohmütig gestimmt – die Rebellen, die schon auf den Weg in den Süden gewesen waren, wurden von einem berittenen Boten zurückgeholt und am Abend nach Ende der Belagerung war in der Hauptstadt ein riesiges Fest geschmissen worden.

Yoongi hatte an den Feierlichkeiten nicht teilgenommen. Er und Jeongguk, der seine Hilfe angeboten hatte, sobald ihm bewusst geworden war, was Yoongi vorhatte, hatten zwei riesige, trockene Reisighügel am Rande des Waldes aufgebahrt und Taehyung und Agusts Körper darauf gebettet.

Jeongguk hatte in der Nähe mit einer Fackel gewartet, während Yoongi sich von beiden verabschiedet hatte. Sein Herz schmerzte, als er in Taehyungs lebloses Gesicht blickte. Wahrscheinlich hatte er ihn irgendwann sogar geliebt, unabhängig von den Gefühlen seines Bruders – aber für Agust war er der Trost gewesen, den Yoongi ihm nie geben konnte.

Es schien eigenartig passend, dass keiner den anderen überlebt hatten.

„Sie haben sich... so verzehrend geliebt", hatte Yoongi gemurmelt, während Jeongguk vorsichtig herangetreten war, und ihm die Hand auf die Schulter gelegt hatte. „Taehyung kann behaupten, was er will. Ich weiß, dass er auf seine eigene Art Agust geliebt haben muss."

D-2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt