𝐏𝐀𝐑𝐓 𝐕𝐈𝐈𝐈: honsool

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tomorrow comes again and gets dark,
well, we're just enduring another day

— track 08: honsool

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YOONGI

Gerade zog er die Tür zu Jinhos Zimmer vorsichtig ins Schloss, als er bemerkte, dass er beobachtet wurde.

Doktor Park, der hilfsbereite Assistenzarzt, der durch sein rasches Handeln Agusts Leben gerettet hatte, stand am Ende des Flurs vor der Etagenrezeption und ließ sich offensichtlich von der Sekretärin den Dienstplan für morgen ausdrucken.

Als er bemerkte, dass Yoongi ihn entdeckt hatte, griff er sich die Papiere, die die Sekretärin ihm über den Tisch reichte und durchquerte den Flur in seine Richtung, bis er vor ihm stehen blieb.

„Guten Abend", sagte er freundlich, und Yoongi erwiderte seinen Gruß. „Ich nehme an, du gehst für heute nach Hause? Wie geht es deinem Bruder?"

„Den Umständen entsprechend." Er musste bekümmerter geklungen haben, als ihm bewusst gewesen war, denn Jimin legte den Kopf schief und zog ihn ein wenig aus der Bahn der Besucherschar, die für die Nacht nach Hause zurückkehrten und nun reihenweise zu den Fahrstühlen strömten.

„Ich bin wirklich nicht in der Position, in deinen Angelegenheiten herumzuschnüffeln, aber... als ich vorhin mit deinem Bruder gesprochen habe, erschien er mir verwirrt."

„Er hat ordentlich eins auf den Kopf bekommen", schwindelte Yoongi. „Und vermutlich steigt ihm der Blutverlust zu Kopf."

„Nein." Jimin schüttelte den Kopf. „Medizinisch gesehen ist er vollkommen in Ordnung. Natürlich kommen nach solch einem traumatischen Erlebnis oftmals Spätfolgen in Form von Verdrängung und Belastungsstörung hinzu, aber dein Bruder schien mir beinahe so, als..." Er ließ den Satz unausgesprochen zwischen ihnen in der Luft verklingen, ehe er den Kopf schüttelte. „Vergiss es, ich überschreite berufliche Grenzen."

Yoongi hatte nichts anderes erwartet, als dass nicht zumindest Jimin misstrauisch werden würde – als er damals in derselben Position gewesen war, in der sich Agust nun befand, hatte er unter dem Kollegium des Krankenhauspersonals für einiges an Stirnrunzeln gesorgt, und man hatte ihn für die erste Rehabilitation ein halbes Jahr zu einem Psychologen geschickt.

Erstaunlicherweise war dieser nicht ganz so nutzlos gewesen, wie Jinho immer geunkt hatte, denn unter dem professionellen Siegel der Verschwiegenheit hatte er Yoongi vorsichtig an diese Zeit herangeführt. Vermutlich glaubte er bis zum heutigen Tage, dass Yoongi ein traumatisches Erlebnis verdrängte, aber das meiste, das Yoongi heute über Wissenschaft und Forschung wusste, hatte er von Dr. Choi gelernt.

„Mein Bruder und ich haben uns schon vor Jahren entfremdet", sagte Yoongi freimütig. „Ich weiß wenig von dem, was in seinem Leben geschieht und deshalb bin ich nicht derjenige, der über ihn urteilen kann."

„Vielleicht schweißt euch diese Zeit wieder mehr zusammen. Dass du auf ihn achtgibst und wie ein Geist durch die Korridore dieses Krankenhaus streifst, weiß er sicher nicht zu vergessen."

Yoongi fühlte sich ertappt. „Sag nicht, du beobachtest mich."

„Nicht direkt", druckste Jimin herum. „Du läufst mir nur erstaunlich oft über den Weg, ohne mich zu bemerken. Vorhin kam ich sogar aus dem Strahlenraum und habe deinen Namen gerufen, aber du warst so in Gedanken versunken, dass du mich nicht gehört hast."

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