𝐏𝐀𝐑𝐓 𝐗: dear my friend

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had i caught you that day
no, had i stopped you that day
to this day would we still be friends?

— track 10: dear my friend feat. kim jong wan

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YOONGI

Sie hatten gerade die letzte Ladung Sprengsätze an der Südseite angebracht, als die Söldnerpatrouille auf dem Schutzwall entschied, dass das, was sie dort unten in den Schatten taten, nicht ganz so arglos war, wie der Anschein vermuten ließe.

Der erste Pfeil bohrte sich nur wenige Zentimeter neben Yoongi in den Boden und zu seiner Rechten hörte er einen der Rebellen, der ihn begleitet hatte, schmerzerfüllt aufschreien. Als er den Kopf in den Nacken legte, sah er, dass ein vermummter Bogenschütze auf der Kopfseite der Mauer aufgetaucht war und seine Waffe senkrecht nach unten hielt, um sie von oben unter Beschuss zu stellen.

Yoongi rollte sich über den Boden unter einen kleinen Vorsprung, aus dem zur Not eine Kanone gehievt werden konnte und wartete, bis der Schütze die Geduld verlor. Sie waren nur zu zweit gewesen und soweit Yoongi erkennen konnte, bewegte sich der andere Rebelle, dessen Namen er nicht einmal gelernt hatte, nicht mehr.

Er fluchte unterdrückt, während er einen Blick aus dem Schatten nach oben wagte, nur, um in der nächsten Sekunde von einem sirrenden Pfeil nur knapp verfehlt zu werden.

Er hätte schon vor zehn Minuten im Lager zurück sein sollen, denn bald ging die Sonne unter und die Nacht brach an, in der die Kavallerie jederzeit einrücken konnte. Während er in den Schatten wartete, verfluchte er sich zum hundertsten Mal für seine Nichtwaffenpolitik. Mit einem Schwert könnte er schlecht den tödlichen Schlag von hier unten vollführen, aber hätte er tatsächlich die Glock mitgenommen, die ihm Changs Waffendealer zusätzlich zu dem Sprengstoff angeboten hatte...

Nach ungefähr einer weiteren Minute unter dem Vorsprung, ertönte ein erneutes Sirren durch die Luft und in der nächsten Sekunde fiel der Bogenschütze von der Mauer neben ihn auf den hart getretenen Erdboden.

Yoongi sprang aus seine Vorsprung hervor, nur, um Hoseok zu erkennen, der durch das Dickicht, das die Südseite beinahe vollkommen eingenommen hatte, auf ihn zukam. Über den Rücken trug er einen Köcher, und ein schmaler, schwarzer Bogen lag in seiner Hand, den er sich nun ebenfalls auf den Rücken schnallte und Yoongi mit einer eiligen Handbewegung zu verstehen gab, dass er sich von der Mauer lösen sollte, um ihn zu folgen.

„Was ist mit dem anderen?", flüsterte Hoseok, der die Leiche des zweiten Rebellen im hohen Gras erst auf den zweiten Blick bemerkt hatte.

„Ist tot. Der Pfeil hat ihn direkt im Herz getroffen."

Hoseok zuckte mit den Schultern, drehte wieder in das hohe Gras ab, und mit einem letzten mitleidigen Blick wandte Yoongi sich von seinem Mitstreiter ab und folgte Hoseok.

„Hat Namjoon dich geschickt?", fragte er leise, während sie durch das raschelnde Gras davonschlichen. Es würde nicht lange dauern und die anderen Wachen würden bemerken, dass einer der ihren mit einem Pfeil in der Brust vor der Mauer auf dem Boden lag.

„Nein, ich bin auf eigene Faust hier. Namjoon ist gerade anderweitig beschäftigt."

„Gibt es was Neues von der Armee?"

Hoseok schüttelte den Kopf. „Gleichförmige Bewegung seit gestern Abend. Sie sind noch ungefähr zwei Stunden entfernt."

Nach einer Weile tauchte das Lager vor ihnen auf. Die Rebellen waren offensichtlich im Begriff, sich kampfbereit zu machen. Jinho, dem Yoongi die Kontrolle der Sprengsätze überlassen hatte, saß auf einer Kiste und tippte Befehle in seinen klobigen Laptop. Neben ihn hatte er eine kleine Antenne in den Boden gerammt, die die Fernzündung der Sprengsätze garantieren sollte.

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