𝐏𝐀𝐑𝐓 𝐕𝐈𝐈: people

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so what
what if i just brush by
so what
what if you get hurt?

— track 07: people

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YOONGI

Der Schnee vor den Fenstern fiel dicht, während Yoongi Agust von den letzten sieben Jahren seines Lebens erzählte. Er begann mit dem Abend, an dem das Königshaus fiel und Yoongi und Agust gegeneinander vor dem Thron ihres Vaters kämpften, während ringsum Chaos und Verwüstung ausbrach.

Niemand aus dem Hofstaat hatte erwartet, die beiden Brüder gegeneinander im Duell zu sehen und als Yoongi Agust zu Boden gerungen hatte, warf dieser ihm ein Messer in den Rücken, das er an seinem Gürtel getragen hatte.

Da Agust selbst verletzt war, ließ er Yoongi sich davon schleppen, bis er zu dem See kam, durch den er versehentlich in die Zukunft geriet. Wenn man sie denn so bezeichnen konnte.

„Die Wahrscheinlichkeit, dass ich gerade in dem Augenblick über diese Passage stolpere, während ich im Sterben liege, nur um dann in der Nähe eines Krankenhauses gespült zu werden, hat mich immer schon misstrauisch gemacht", sagte Yoongi, und wandte sich das erste Mal von der Ansicht des Fensters ab.

Agusts ungewohnt kurze Haare fielen ihm ins Gesicht, während er seinen Bruder aufmerksam musterte. Er schien vorübergehend alles an Feindseligkeit abgelegt zu haben – diese neue Umgebung schien ihn so sehr zu verwirren, dass er vermutlich erst zu seiner alten Größe zurückfinden musste.

„Zu Beginn habe ich mich entschlossen, dem alten Königreich den Rücken zuzukehren und für immer hier zu leben. Ich habe schnell Freunde gefunden, die mir geglaubt haben, nicht zuletzt, weil ich schlichtweg so aus der Zeit gefallen war, dass ihnen nichts anderes übrig blieb, und Teil dieser Gesellschaft zu werden, war ein Gedanke, der mir gefiel."

Yoongi konnte sehen, wie Agust das Gesicht verzog, auf seine mit Schläuchen durchstoßene Hand sah und sich ihm dann wieder sehr fragend zuwandte, doch er unterbrach ihn nicht.

„Aber nach einer Weile siegte die Neugierde. Was hattest du auf dem Thron gemacht? Würdest du ein weiser König sein? So regieren, wie unser Vater vor uns? Ich war dir nicht einmal wirklich böse, dass du den Thron an dich gerissen hattest. Unser Vater hat uns immer beide darauf vorbereitet, auch wenn er sehr deutlich gemacht hat, wen von uns beiden er vorzieht."

Agust zuckte zusammen. Nur unmerklich, aber Yoongi fragte sich, was gerade in ihm vorgehen musste. Reue war zu hochgegriffen, aber da war definitiv ein Unwohlsein in seinem Blick, den er nun von Yoongi abwandte.

„Ich kehrte also an den See zurück und entschied, die Stelle zu suchen, durch die ich das letzte Mal gekommen war. Und tatsächlich, es funktionierte. Stürzte ich mich kopfüber in die Fluten, würde ich plötzlich wieder aus der Wasseroberfläche brechen, nur aus einer anderen."

Agust war vermutlich noch eher geneigt, dies mit Magie erklären zu wollen, aber in der Moderne hatte man jegliche Idee dessen durch Wissenschaft ersetzt – und Wissenschaft hatte keine Erklärung für so etwas.

„Ich blieb am Rande des Sees zurück. Starrte auf den Palast, nur für einige Minuten, dann stürzte ich mich wieder zurück ins Wasser und war wieder in meiner neuen Welt. Über die Jahre hinweg habe ich mich immer weiter vorgewagt und das letzte Mal, vor rund zwei Wochen, erreichte mich ein Brief von Taehyung, der mich gesehen haben muss, wie ich durch die Stadt geschlichen bin. Er sagte mir, was vorgefallen war, was mit dir geschehen war. Also entschied ich, tatsächlich zurückzukommen und meine Freunde, denen ich die Wahrheit nicht verschwieg, bettelten mich an, dass sie mich begleiten durften."

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