𝐏𝐀𝐑𝐓 𝐈𝐗: interlude - set me free

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set me free,
even though i know it won't turn out
however i want

— track 09: interlude — set me free

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YOONGI

Am vierten Tag der Belagerung des Palasts rief Namjoon Yoongi in sein Zelt, das am Rande des Verteidigungswalls aufgestellt war. Jeongguk und Hyejin saßen vor dem Zelt neben einer Feuerstelle und wärmten sich die Hände, da die Temperatur in der Nacht rapide abfiel.

Yoongi war den gesamten Vormittag in D-2 gewesen, hatte das Internet konsultiert, indem er alte Belagerungstaktiken verglichen hatte, aber er war auf keinen grünen Zweig gekommen. Danach hatte er kurz seinen Bruder besucht, der mit jedem verstreichenden Tag ungeduldiger wurde.

Yoongi hatte ihm nach wie vor nicht die Frage unterbreitet, ob er sich ihnen anschließen wollte, denn die Eventualität einer Ablehnung war etwas, das er nicht zwischen sie kommen lassen wollte. Gerade war so etwas wie der erste Frieden seit achtundzwanzig Jahren in ihre Leben getreten, und ihn gleich durch stumpfe Fahrlässigkeit zunichte zu machen, schien ihm nicht weise.

Außerdem hatte er keine Ahnung wie er in dem Falle einer Weigerung reagieren sollte. Dazu hatte er sich noch keine Gedanken gemacht, und wenn es nach Jimin gehen sollte, müsste er ihn ohnehin walten lassen, wie es ihm beliebte.

Der Gedanke an Jimin brachte ihn unwillentlich zum Lächeln. Der junge Assistenzarzt schien irgendwie einen Narren an ihm und seinem Bruder gefressen zu haben, denn so oft, wie Yoongi ihm ‚zufällig' im Krankenhaus über den Weg lief, grenzte fast schon ans Unmögliche. Seit ihrem Gespräch im Schnee hatten sie keine Möglichkeit mehr gehabt, unter vier Augen miteinander zu sprechen, vor allem, weil Jimin anscheinend wertvolle freie Minuten aus seiner Tagesplanung abkappte, um außerdienstlich bei Agust vorbeizuschauen oder Yoongi in ein rasches Gespräch zu verwickeln.

Er ist neugierig, rief Yoongi sich immer wieder in Erinnerung, während er Jimin am Ende ihrer Gespräche dabei beobachtete, wie er wieder ins Gedränge abtauchte. Was auch immer ich ihm über Agust und mich erzählt habe, hat ihn gerade so fasziniert, dass er nicht mehr von uns fortbleiben kann.

Verübeln konnte er es ihm nicht. Hätte ihm jemand solch eine mehrdeutige Allegorie vorgebracht, wäre es ihm vermutlich nicht anders ergangen. Er hoffte nur, dass Jimin seine Neugierde zügeln konnte, bis das... Problem mit Taehyung gelöst war.

„Abend", sagte Hyejin, als Yoongi durch das Zeltlager auf sie zukam. Sie röstete eine kleine Wachtel über dem Feuer, die sie am Morgen mit Pfeil und Bogen von einem der Wachtürme heruntergeschossen hatte. Jeongguk, der neben ihr saß, schnitzte an einer Figur, die er jedoch rasch in seiner Hand versteckte, als Yoongis Schatten über sie fiel.

„Guten Abend", erwiderte er höflich. „Alles in Ordnung bei euch?"

Ihre Beziehung hatte einen Aufwind erfahren, seit sie nebeneinander im Kerker eingesperrt gewesen waren. Seitdem begegnete Hyejin ihm mit freundlicher Reserviertheit.

„Kann mich nicht beklagen", erwiderte sie wieder und ein sardonisches Lächeln machte sich auf ihren Lippen breit, während das Fett von der Wachtel zischend ins Feuer tropfte. „Natürlich wäre es zu begrüßen, dass nicht jeder verrückte König gleich einen Nächsten nach sich zieht, aber ich schätze, das ist einfach das, was der Thron anrichtet."

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