Anreise

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 Ava

Genervt stieg ich aus. Nur wegen der doofen Ziege aus der anderen Schule musste ich nun zu meinem Zwillingsbruder ans Internat. Aber nicht nur das mein Bruder der ältere war, ich musste auch noch zu ihm ins Zimmer ziehen, und dazu kam dass es ein reines Jungeninternat war. Meine Eltern waren Agenten, und genauso wollten wir in ihre Fußstapfen treten.  Ich stieg also aus und schaute mich um. Meine Eltern wohnten eine ganze Weile von hier weg, aber der Psychologe hat gesagt, dass mir der Abstand gut tun würde. Außerdem wurde mir gesagt, dass ich Aggressionsprobleme hatte und wohl zu sarkastisch war. Mit anderen Worten, der Seelendoktor verstand keinen Humor. Und weil man mich nicht mehr in die Nähe von Mädchen lassen konnte, weil ich sozial nicht mit ihnen kompatibel war, musste ich zu meinem Bruder. Auf ihn konnte man mich wohl loslassen. Wir hatten schon immer ein starkes Band, für Zwillinge vermutlich normal. Er hatte trotz der Tatsache, dass ich nicht selten Stimmungsschwankungen hatte und häufiger auch mal zuschlug, immer zu mir gehalten.  Und jetzt stand ich hier, auf dem Parkplatz mit meinem Koffer. Meine Mutter hatte versucht mich in die "Pinke Prinzessinnenwelt mit extra viel Glitzer" zu stopfen, damit ich die Prinzessin wurde, die sie nie sein konnte. Das Gegenteil wurde der Fall, ich fing an mehr Sport zu treiben, und mein Kleidungsstil war sowieso bisher immer dunkel und schlicht, das hatte sich nur noch verstärkt. Ich seufzte, nahm meinen Koffer und setzte meinen Rucksack auf. Auf ins Vergnügen! Nicht. Auf dem Weg über den Schotterweg kippte der Koffer mehr als dreimal um und am Ende schliff ich ihn über den Weg, sodass die eine Stoffseite sich ordentlich abnutzte. Das verschaffte mir direkt schlechte Laune. Angekommen, stand der Schuldirektor und daneben mein Bruder. Der Direx sah unglaublich hochnäsig aus mit seinen perfekt gebügelten Hemdärmeln, allerdings wirkte er auch so, als hätte er auch wirklich Ahnung von dem was er tat. Ich grinste, warf meinen Koffer um (scheiß auf das alte Ding) und ließ meinen Rucksack fallen. Ich fiel meinem Bruder in die Arme, ich hatte ihn von der Größe fast ein. "Schwesterherz, ich hab dich so vermisst!" rief er. "Du schuldest mir einen Duplo!" rief ich. "Ich hab dich auch lieb", lachte er. Gott hab ich das vermisst! Ich drückte ihn fester an mich. Neben uns räusperte sich der Direktor. "Entschuldigen Sie, wir soll-", fing er an. "Geben Sie mir bitte noch eine Minute, ich habe ihn seit nem halben Jahr nicht gesehen." unterbrach ich ihn, wobei ich selbst überrascht war, wie ruhig ich war. Letzte Woche noch hatte ich alles und jeden angegiftet, der mich in irgendeiner Art und Weise von meinem Bett trennen wollte, und jetzt plötzlich so freundlich?! Auch mein Bruder, der im übrigen Greyson hieß, kicherte überrascht. Ich lockerte meinen Python-ähnlichen Klammergriff und spürte wie Grey sich spürbar entspannte. Offenbar hatte ich etwas fest zugedrückt. Ich klatschte noch ein Küsschen auf seine Wange und stellte mich dann förmlich neben meinen Bruder. Ich linste zu ihm hoch und blickte ihn an. "Ich bin ja neu hier... Trägst du meinen Koffer?" Dazu setzte ich meinen besten Hundeblick auf und Grey sah mich verstört an. "Das ging mal besser..." meinte er lachend. "Aber ja". Ich schubste ihn mit einem wirklich eleganten Hüftschwung zur Seite und nahm mir meinen Rucksack. Grey zog meinen Koffer hoch und sah sich grinsend die abgeschabte Seite an. Wir gingen nebeneinander hinter dem Direktor durch das Schultor. "Wie du vermutlich weißt, ist unser Internat aus einer Reihe wirklich mächtiger Agenten des britischen Geheimdienstes entstanden, die sich allesamt  beim Staat eingesetzt haben, um dieses Schloss 1837 zu erwerben und zu renovieren." Ich hörte mir geduldig die Geschichte an und nahm meinen Raumplan und die Schlüssel für meine WG an. Das Konzept dieses Internats war, den Zusammenhalt zu stärken und für später, wenn wir wirklich Agenten waren, wichtige Verbindungen knüpfen zu können. Ich war, da es eine reine Jungenschule war, mit ein paar Jungs in einer Wohnung. Jeder hatte ein eigenes Zimmer und wir teilen uns eine Küche, ein Bad und ein Wohnzimmer.

I'm gonna do it!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt