Kekse...

98 5 0
                                    

Ava

"Zimmer eingeräumt?" "Check"
"Gelände gesehen?" "Check"
"Klasse gecheckt?" "Bin mit euch in einer Klasse, du Idiot von einem Bruder. Darüber hab ich mich vor 20 Minuten schon gefreut". Wir gingen gerade die Sachen durch, die ich erledigt haben musste, bevor ich morgen in die Schule ging.
Soweit ich das Verstanden hatte, war Unterricht hier eher spontan. Man hatte insgesamt nur vier Lehrer, die verschiedene Bereiche abdeckten. Außerdem würden noch mehr Leute in unsere Klasse kommen, es wurden immer Zimmer zusammengewürfelt.
Es gab den Lehrer für normalen Unterricht, wie Mathe, Bio, Politik und Deutsch, zwei Sportlehrer die Kampfkünste unterrichteten und Ausdauer auf einen neuen Stand brachten, und der Lehrer für Theorie des Agentenseins. Verhörtechniken, Allgemeinwissen, Schlösser knacken, Unterschriften fälschen und was sonst noch dazu gehörte. Darauf freute ich mich am meisten, denn das wurde an meiner alten Schule stark vernachlässigt.
Schulbücher gab es nicht. Alles war im Unterricht erhältlich, wie Kopien oder es wurde einfach an der Tafel besprochen. Das einzige, was ich mitnehmen sollte, waren Block, einen Ordner und Stifte. Beim Sportunterricht gab es nur Jungs-Umkleiden, aber da es in meinem alten Judo-Verein genauso gewesen war, machte mir das nichts aus, mich vor Jungs auszuziehen. Ich war es gewöhnt und Schamgefühl hatte ich sehr schnell verloren, auch Körperkontakt war durch die vielen Jahre Kontaktkampfsport sehr schnell zur Normalität geworden, auch fremden gegenüber.
"Ich will Kekse haben." schmollte ich. "Mach welche!" kam die Antwort von Tylor. "Unter einer Bedingung" "Die da wäre?" fragte er skeptisch. "Ich darf deine Haare anfassen" man konnte mir vermutlich gerade die Herzchenaugen ansehen. Tylor seufzte, und nickte. So schnell wie ich konnte rannte ich zu ihm und sprang auf das Sofa, auf dem er saß. Dann legte ich vorsichtig meine Hand auf sein Haare. Sie waren genauso weich wie heute Morgen. "Irgendwann muss ich die mal flechten" murmelte ich verträumt. "Nur, wenn die Kekse lecker werden" sagte Ty. Ich machte große Augen.
Mit diesem zusätzlichen Ansporn machte ich mich auf in die Küche. Ich suchte erstmal in allen Schränken, bis ich die Zutaten zusammen hatte. Auch die abgelaufene Butter hatte ich aus dem Kühlschrank in die Tonne verfrachtet, und nun war ich bereit zu backen. Ich schmiss alle Zutaten in eine Schüssel und probierte so viel Teig, so dass am Ende ein ganzes Stück fehlte. Dann platzierte ich die Kekse auf insgesamt drei Blechen und drückte noch Schokodrops rein.
Ich schob die Bleche der Reihe nach in den Ofen und räumte die Küche während der jeweils 15 minütigen Backzeit auf. Inzwischen glänzte alles wieder und die Kekse waren dekorativ auf einem Teller drapiert.
Zufrieden sah ich mich um und brachte den Teller zu Tylor, der sich keinen Meter bewegt hatte. Er nahm sich einen Keks, begutachtete ihn von allen Seiten und biss zaghaft rein. Inzwischen öffneten sich die Zimmertüren der anderen und der Rest kam, von dem Geruch angelockt, auch hinzu.
Ty sah mich aus großen Augen an, und zog mich dann in eine Umarmung. Das hatte ich nicht erwartet, umarmte aber aus Reflex zurück. "Sie sind göttlich" flüsterte der Junge, der in meinen Armen lag. Die anderen griffen schon ungefragt zu, während ich Ty noch perplex anstarrte.

I'm gonna do it!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt