1998
Hermines POV
Angst, Verzweiflung, Wut und Hass regierten meine Gedanken. Es war nun zwei Monate her, dass der Krieg vorbei war. Die Todesser verfolgten uns seit geraumer Zeit und so war auch die Anspannung in der Gruppe, die aus einem drittel der Überlebenden bestand, relativ groß. Jeden Tag wechselten wir unseren Standort, führten jeden erdenklichen Schutzzauber aus, nur um am nächsten Tag weiterzuziehen. Und ich fühlte mich nach den Geschehnissen des heutigen Tages besonders schlecht.
Man hatte mir die Verantwortung der Gruppe auferlegt, ich hatte sie zu führen und unseren nächsten Niederlassungsort zu entscheiden. Und um der Gruppe einen Tag Ruhe zu gönnen, hatte ich mich für einen zweiten Tag im Forest of Dean entschieden - eine sehr schlechte Entscheidung. Die Todesser konnten uns ausfindig machen und überrannten uns. Mehr als zwei Duzend vorbereitete Diener Lord Voldemorts gegen uns müde, hungrige, unvorbereitete und schwache Rebellen. Der Kampf ging so aus, wie er ausgehen musste. Die Todesser nahmen uns gefangen, nur ein paar meiner Freunde hatten es geschafft zu fliehen. Und wie erwartet sperrten die Untergebenen Voldemorts uns ein. Jeder in eine Zelle.
Lucius POV
Der Dunkle Lord hatte uns selten zu so früher Stunde gerufen. Er legte sonst immer viel Wert auf die Dunkelheit der Nacht, auch wenn der Sieg schon lange unser war. Dementsprechend war ich nicht der Einzige, der verwundert war. Doch den Unterhaltungen vor dem Treffen gab das natürlich keinen Abbruch. Fast alle Anwesenden sprachen ihre Erlebnisse der letzten Tage an. Ich schwieg. Genau wie mein Gegenüber Snape. Wir waren wie immer die Einzigen, die ihre Unternehmungen nicht preisgaben, wollten die anderen sie auch zu gerne kennen.
Als der Dunkle Lord dann kam, wurde es abrupt still. Wie sonst auch. Ihn störte es nicht. Solange er seine Ruhe hatte, konnte sie reden, wie sie wollten, doch wenn er kam, mussten die Gespräche sofort verstummen. Und wie immer taten sie es auch. Während er zu seinem Platz trat und sich niederließ, schweifte sein Blick über uns versammelte Todesser. Als würde er alle Geheimnisse durch genaues Beobachten herausfinden. Und ich war mir sicher, dass er es konnte, auch wenn alle anderen Anwesenden dies nur für ein Gerücht hielten.
,,Nun denn, meine Freunde. Wir können heute einen großen Erfolg feiern. Uns ist es gelungen, die Rebellengruppe ausfindig zu machen und einen Großteil gefangen zu nehmen. Darunter befand sich auch das Schlammblut Granger, welches sie als ihre Anführerin ansahen. Also war es heute ein großartiger Tag." Er grinste selbstzufrieden und auch auf die Gesichter der anderen stahl sich ein Grinsen. Ich jedoch versank in Gedanken.
Hermine Granger. Vor dem zweiten Schuljahr meines Sohnes war ich ihr das erste Mal über den Weg gelaufen. Damals schon hatte sie mich an meine Tochter erinnert. Und ihre Eltern, die mit in der Winkelgasse waren, sahen genauso aus, wie die Menschen, denen wir sie anvertraut hatten. Nur verhielt sie sich überhaupt nicht wie eine Malfoy. Das brachte mich damals zum Nachdenken. Als ich sie dann vor dem vierten Schuljahr wieder sah, brachte sie mir, wie zwei Jahre zuvor schon, Abneigung entgegen. Als wir die ganzen Zuschauer nach dem Spiel in Angst und Schrecken versetzten, sah ich sie erneut, weil sie Potter verloren hatten. Dann war sie, fast zwei Jahre später, bei der Schlacht im Ministerium, in der Mitte Junis, dabei. Auch da stand sie den Todessern und mir gegenüber und zeigte keine Angst. Sie sorgte dafür, dass einige meiner Kollegen und ich nach Azkaban eingeliefert wurden. Und dann, in ihrem eigentlichen siebten Jahr, wurde sie von Greifern nach Malfoy Manor gebracht. Zusammen mit Potter und Weasley. Auch dort zeigte sie Stärke, als Bellatrix sie folterte. Und dann schaffte sie es nach der Schlacht von Hogwarts eine große Gruppe anzuführen und sie zwei Monate lang vor Todessern versteckt zu halten.
Während ich in Gedanken versunken gewesen war, hatten meine Kollegen und der Dunkle Lord überlegt, wie sie die Gefangenen am besten quälen konnten. Wie aus Reflex sagte ich: ,,Wir könnten sie als Sklaven halten." Es war nur eine Idee gewesen, die in meinem Kopf entstanden war, die ich eigentlich nie hatte vorschlagen wollen. Doch den anderen gefiel sie. Das konnte man sehen. Ihre Augen glänzten. ,,Das war eine ausgezeichnete Idee, Lucius." Dankend nickte ich, wollte ich es doch eigentlich gar nicht vorschlagen. ,,Als kleines Dankeschön darfst du dir natürlich eine aussuchen." Ich brachte gerade so ein ,,Dankeschön, Herr" über die Lippen. Wieso musste ich auch meinen Gedanken aussprechen? Sonst konnte ich mich doch immer kontrollieren. Bei Salazar! Jetzt führte ich schon Selbstgespräche!
Etwas verwirrt schüttelte ich kurz den Kopf und wartete auf weitere Anweisungen von dem Mann an der Spitze der Tafel. ,,Such dir eine aus und geh dann sofort ins Malfoy Manor. Ich werde dir morgen einen Besuch abstatten um zu sehen, für wen du dich entschieden hast." Ich neigte untergeben den Kopf, stand auf und stolzierte aus der großen Flügeltür. Die Blicke einiger folgten mir. Die Tür schloss sich hinter mir und ich eilte durch das Haus in Richtung des riesigen Kerkers. Und er war wirklich riesig. Zelle an Zelle reihte sich aneinander. In jeder sah man ein angekettetes Mädchen. Alle waren zwischen 15 und 20 Jahren alt.
Hermines POV
Ich war wie in eine Art Trance gefallen, aus der ich nun geweckt wurde. Schritte. Schnelle, erhabene Schritte. Eine Person rückte in mein Blickfeld. Platinblonde Haare. In Schwarzen Satin gekleidet. Es war niemand geringeres als Lucius Malfoy. Wie als würde er jemanden Suchen sah er in jede Zelle. Ich versuchte, mich weiter in die Ecke meines Gefängnisses zu drücken, doch die Fessel hinderte mich daran. Leise fluchend zog ich an der Kette, die an der Wand fest war, leider vergeblich. Und zu meinem großen Entsetzen hatte ich so seine Aufmerksamkeit auf mich gezogen. Das konnte ja nur noch besser werden.
Er öffnete die Zellentür. ,,Ach. Hier steckst du also, Granger." Er kam mir näher. Was hatte dieser Mann vor? ,,Lassen Sie mich in Ruhe!" Fast verzweifelt zog ich an der Kette. Malfoy lachte nur. ,,Ach Granger. Wie dumm du doch bist." Er löste die Fessel von der Wand und sogleich sprang ich auf und wollte aus meinem Gefängnis rennen, doch Malfoy hielt die Kette noch in der Hand. Somit wurde ich zurückgerissen und flog hart auf den kalten Steinboden. ,,Wo willst du denn so schnell hin?"
Von dem Krach geweckt regten sich auch die anderen und schauten zu mir. Ich sah verzeifelte, ängstliche Blicke, als ich mich aufsetzte. Mir brummte der Kopf. Ich schüttelte ihn und erst nach kurzer Zeit konnte ich wieder klar sehen. Doch sogleich fiel mir auch wieder ein, wer hinter mir, mit der Eisenkette in der Hand, stand. Ich sprang auf und zog erneut an der Kette, doch wie bei dem Versuch davor gelang es mir nicht, mich zu befreien. ,,Es bringt nichts, Granger." ,,Lassen Sie mich los!" ,,Vergiss es." Damit ging er aus der Zelle und zog mich mit. Doch ich wehrte mich dagegen. Ich hielt mich an der Tür fest und stemmte mich dagegen.
,,Lass die Spielchen, Granger, sonst muss ich dir wehtun." Mir war die Drohung, die er aussprach, egal. Ich stemmte mich weiter gegen den Zug. Doch er war stärker. Anstatt mich zu foltern, wie ich erwartet hatte, erneuerte er seinen Griff um die Kette und schliff mich einfach mit. Verzweifelt versuchte ich, mich irgendwo festzuhalten, doch leider vergebens. Erst zog er mich aus dem Kerker, dann aus dem Haus und schließlich von dem Grundstück. Dann erst machte er halt. Ich nutze die Chance um aufzustehen. Ich hatte einige Schürfwunden, doch es war mir einerlei. Stattdessen versuchte ich erneut, zu entkommen. Doch wieder vergebens. Malfoy zog noch einmal an der Kette und von dem Ruck wurde ich nach hinten gerissen und fiel erneut zu Boden. Jetzt lag ich zu seinen Füßen.
Rasch wollte ich mich von ihm entfernen, doch er packte meinen Arm, zog mich auf die Beine und bedachte mich mit einem wütenden Malfoyblick. Pff. Mir doch egal. ,,Ich sagte es schon einmal, Granger. Lass die Spielchen!" ,,Niemals!" ,,Dann hast du dir gerade die schlimmere Variante ausgewählt." Und ehe ich mich von ihm losreißen konnte, war er appariert.
Hey :-)
Ja, okay. Ich habe den Donnerstag schon wieder verpasst. Geb ich zu. Tut mir leid :-) Aber andere Sache. Ist das Kapitel von der Länge her okay oder zu lang?
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the missing daughter
FanfictionDie gute Seite unterliegt und Hermine kommt in die Fänge der ihr so verhassten Malfoys. Doch Lucius und Narcissa Malfoy finden etwas heraus, was Hermines Leben völlig auf den Kopf wirft. #10 lucius