Hermines POV
Es war eine lange Nacht. Nachdem ich mich endlich dazu bewegt hatte, mich hinzulegen und erneut zu schlafen, konnte ich es nicht. Und als ich dann endlich nach geraumer Zeit in das Land der Träume gesunken war, plagte mich ein Alptraum nach dem anderen. Jetzt saß ich auf diesem kleinen Bett, meine Beine an meinen Körper gezogen und blickte stur gerade aus. Da war zwar nicht viel, aber es lenkte mich ab, von der Tatsache, dass ich in Malfoy Manor gefangen war und davon, dass sowohl Ron als auch Harry tot waren. Harry von Voldemort getötet und Ron von einem maskierten Todesser am ersten Tag unserer Flucht. Also hatte ich meine besten Freunde verloren.
Stumm saß ich da, die Tränen und Gefühle unterdrückend, da ich nicht wollte, dass sie mich übermannten. Meine Eltern wussten nicht mal, wer ich war, meine besten Freunde waren tot und meine Freunde, inklusive mir, befanden sich in Gefangenschaft. Kein Aussichtsreiches Leben. Ich spürte Wut, Hass, Trauer und Angst in mir aufkeimen. Langsam, als würden sie damit extra viel Schaden anrichten, kamen die Gefühle in mir hoch. Tränen begleiteten sie. Verzweifelt versuchte ich, sie zurückzuhalten. Vergeblich. Als würde ein innerer Damm brechen, strömten die Tränen aus meinen Augen. Sie fielen nacheinander auf mein T-Shirt. Jede einzelne eine Erinnerung an die Verluste, die ich, die die Zaubererwelt, gemacht hatte. Für jeden gefallenen Freund, der im Kampf gegen Voldemort sein Leben gelassen hatte, um die Welt der Zauberei zu beschützen.
Ich hielt die Tränen nicht zurück, doch ich war mir auch bewusst, dass ich gerade in diesem Moment verletzlich war. Dass ich diese Seite niemals einem Malfoy zeigen sollte, der sie eh nur ausnutzen würde. Und doch saß ich hier weinend in Malfoy Manor, wo jederzeit ein Familienmitglied hereinstürmen konnte. Durch diesen Gedanken bestärkt versiegten meine Tränen und hinterließen getrocknete Stellen. Ich wischte mir mit meinem T-Shirt über das Gesicht, doch dass meine Augen rot waren, konnte selbst ich nicht verhindern. Jedenfalls nicht ohne Zauberstab.
Mein Zauberstab. Ich schaute an die Decke. Ich wusste nicht, wo er war, oder ob man ihn noch benutzen konnte. Doch er war für mich etwas ganz besonderes. Dieses 10 3/4 Zoll lange Stück aus Weinrebe und Drachenherzfaser. Nicht nur, dass er mir die Kraft gab, meine Kräfte unter Beweis zu stellen, sondern auch, dass ich in seiner Nähe immer das Gefühl hatte, Zuhause zu sein. Er erinnerte mich immer an unseren Garten und meine Familie. Die ich vermutlich nie wieder sehen würde.
Lucius POV
An diesem Morgen wurde ich nicht von Narcissa geweckt. Und das erstaunte mich. Denn ich war früher wach als sie und das war mir noch nie passiert. Ich schob es auf die Alpträume, die mich in der Nacht geplagt hatten. Obwohl man es nicht einmal Alpträume nennen konnte. Es war nur lauter wirres Zeug gewesen. Mehr nicht. Seufzend erhob ich mich, führte meine tägliche Morgenroutine durch (von der es keine Beschreibung bedarf😉)und machte mich auf den Weg zum Kaminzimmer.
Unterwegs kam ich an einigen Portraits vorbei, unteranderem auch an dem meines Vaters. Ich blieb stehen und blickte seufzend zu seinem Gesicht auf. Er war vor zwei Jahren an Drachenpocken gestorben und er fehlte mir. Sicher, er war sehr streng gewesen, doch hatte er mir ein Großteil von dem, was ich wusste, beigebracht und er hatte mich zu dem gemacht, der ich heute war.
Hermines POV
In Gedanken versunken schaute ich erneut aus dem Fenster, in der Hoffnung, irgendjemand, den ich kannte, würde zufälliger Weise vorbeikommen und mich aus dieser Hölle retten. Ich wusste, dass dieser Traum vergebens war, doch wie sagt man so schön? Die Hoffnung stirbt zuletzt. Seufzend schloss ich meine Augen, nur um sie gleich wieder zu öffnen. Mir war soeben ein Gedanke gekommen, den ich nicht in Worte fassen konnte und auch gar nicht wollte. Denn würde ich das tun, was der Malfoy sagte, hätte ich schneller die Möglichkeit hier raus zu kommen. Doch dieser Gedanke, zu tun, was ein Malfoy sagte, fand ich so schlimm, dass mir übel davon wurde. Wie war mein Kopf nun wieser darauf gekommen? Das wäre eine Verletzung meiner Ehre und meines Stolzes. Auch wenn mir das nicht viel bringen dürfte, wollte ich diese zwei Charaktereigenschaften nicht einfach so "sausen" lassen.
Ich schreckte aus meinen irreführenden Gedanken, als die Tür geöffnet wurde. Sogleich bereute ich es, eine Regung gezeigt zu haben, denn das führte zu einem hämischen Grinsen von Malfoy. ,,Na Granger? Hast du Angst?" Ich lächelte so falsch wie ich nur konnte und setzte meine Babystimme auf. ,,Vor Ihnen ganz sicher nicht, Malfoy." Sogleich viel das hämische Grinsen in sich zusammen und er setzte einen düsteren Ausdruck auf. ,,Ohhhh, soll ich jetzt Angst haben?" Das ihn das höchstwahrscheinlich noch mehr provozierte war mir gerade egal. ,,Dir wird der Spaß schon noch vergehen, Granger." Die ausgesprochene Drohung ignorierte ich gekonnt. Er konnte mir drohen so viel er wollte, das was er sagte, würde ich trotzdem nicht machen.
Lucius POV
Ich rollte meine Augen und blickte herablassend zu der ehemaligen Mitschülerin meines Sohnes. Sie war tatsächlich nicht besonders schlau, was den Umgang mit höher gestellten Personen anging, egal, wie gut ihre Noten in Hogwarts gewesen waren. Nase rümpfend ging ich zu der Kette und löste sie von Grangers Hals. Sollte sie weglaufen, würde sie eh nicht weit kommen. Malfoy Manor war groß und so früh am Morgen war die Eingangstür noch verschlossen, da weder ich noch Narcissa sie vor dem Frühstück öffneten. Nur Draco machte sich manchmal die Mühe, sie vor dem Mahl zu entriegeln. Aber selbst wenn das heute der Fall sein sollte, war es nicht weiter schlimm, denn das Grundstück um das große Herrenhaus, in dem wir uns befanden, konnte ein Irrgarten sein, wenn man sich nicht darin auskannte. Also machte ich mir keine Sorgen, dass sie einfach so verschwinden könnte.
Sie sah mich verwundert an, sprang dann jedoch auf und trat einige Schritte von mir weg. Ich musste grinsen, denn egal wie sehr sie auch behauptete, keine Angst vor mir zu haben, hatte sie wohl welche, wie ihre Reaktion gerade bewieß. ,,Du hast ja doch Angst, Granger." ,,Niemals. Nicht vor so jemandem wie Ihnen!" ,,Na das werden wir ja noch sehen." Es war eine unausgesprochene Drohung und ihre Augen weiteten sich.
Puh. Gerade noch geschafft :) Der erste vollständige Tag in Malfoy Manor für Hermine ist angebrochen und ich sag euch ehrlich: ich habe keine Ahnung, was ich als nächstes schreiben soll ;(
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the missing daughter
FanfictionDie gute Seite unterliegt und Hermine kommt in die Fänge der ihr so verhassten Malfoys. Doch Lucius und Narcissa Malfoy finden etwas heraus, was Hermines Leben völlig auf den Kopf wirft. #10 lucius