Der letzte Horkrux

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Am frühen Morgen setzten sie ihren Plan in die Tat um. Schweigend machten sie Frühstück und putzten sich die Zähne. Als alle gegessen hatten, begann Hermine damit, eine neue Person aus Ron zu modellieren, sie veränderte sein ganzes Erscheinungsbild. Sie kürzte seine Nase, färbte die Haare braun und machte sie länger, liess ihn etwas kleiner und dicker werden. Dann gab sie ihm die Kleidung, die Tiny mitgebracht hatte und half ihm danach in den langen, dunkelgrünen Umhang. Bevor sie und Draco den perfekt gebrauten Vielsafttrank schluckten, der eine ekelhafte braune Farbe angenommen hatte, zogen sie ebenfalls andere Kleider an, die mehr zu Bellatrix und ihrem Ehemann passten als ein Pullover und Jeans. Während sich die beiden in die beiden treusten Anhänger von Voldemort verwandelten, suchte Harry in seinem alten Rucksack nach seinen Tarnumhang. Als er sah, wie sehr die ganze Sache Hermine anekelte, ging er auf sie zu und umarmte sie. «Also es ist echt komisch Lestrange zu umarmen, aber du wirst das gut machen. Das weiss ich.» Harry drückte Hermines Hand, dann zog sich den Tarnumhang über und die ganze Gruppe apparierte vor die Haustüren von Hogsmeade.
Ein lautes Geräusch durchschnitt die morgendliche Stille des Dorfes und bewegte einen Bewohner dazu, seine Katze aus dem offenen Fenster zu werfen. Sofort stürmten einige Todesser aus dem Eberkopf, einem heruntergekommenen Pub, und rannten auf Hermine, Draco und Ron zu. Harry konnten sie nicht sehen, denn der war ja unter dem Umhang verborgen. Der erste Todesser, der die Gruppe erreichte, sah sie gar nicht richtig an und hielt sie offenbar für Dorfbewohner, denn er begann mit einer Strafpredigt und wollte schon seinen Zauberstab auf sie richten, als sein Kollege ihn ebenfalls erreichte und ihm von hinten hektisch etwas ins Ohr flüsterte. Dann sah der Mann auf und erkannte die Gesichter des Ehepaares Lestrange. Sofort wich alle Farbe aus dem Gesicht des Mannes und er erkannte seinen Fehler. Er warf sich vor ihnen zu Boden und sagte: «Oh, Madame Lestrange, Mister Lestrange, bitte verzeiht meinen Fehler! Ich bin untröstlich über mein Verfehlen und bitte inständig...» Er konnte nicht einmal seinen Satz beenden, denn Draco verpasste ihm einen Tritt, sodass er sich einmal um sich selbst drehte und auf dem harten Boden landete. Als er wieder aufsah, blutete seine Nase und er hielt sich die Rippen. Hermine sah etwas schockiert aus, doch sie verstand, dass sie ihre Tarnung bewahren musste und versuchte sich an einem hochmütigen Gesichtsausdruck. Ein wenig zitternd griff sie nach ihrem Zauberstab und liess den Mann hochfliegen und zur Seite in eine Wand krachen. Ganz glaubwürdig erschien sie wohl trotz allem nicht, denn der andere Todesser musterte sie ein wenig kritisch. Doch Hermine bewahrte ihre Maske und sah einfach über den anderen hinweg, wie sie es am Vorabend noch geübt hatte und als Draco fertig war, liefen sie an den Helfern Voldemorts vorbei, hoch ins Schloss.

Als die getarnte Gruppe vor dem Schlossportal stand und klopfte, erschien Professor Snape in dem kleinen Spalt, der sich auftat. Als er sah, wer auf Einlass wartete, liess er das Tor soweit öffnen, dass Hermine, Draco und Ron eintreten konnten. Gerade noch rechtzeitig konnte auch der unsichtbare Harry noch mit rein schlüpfen. Sobald sie drinnen waren, versuchten sie so schnell wie möglich von Snape wegzukommen. Draco und Hermine erklärten, dass Ron für ein Vorstellung auf einen Lehrerposten hier sei und zum Schulleiter müsse. Snape räusperte sich. «Das wäre denn wohl ich. Kommen Sie mit, Mister ...?» sagte Snape langsam. Ron schreckte auf. «Oh, äh... Mister... Ristock. Mister Ristock, das bin ich.» haspelte er schnell. Snape zog eine Augenbraue hoch. «Folgen Sie mir, Mister Ristock...» Hermine und Draco sahen Snape ungläubig nach. Was war mit Dumbledore geschehen? Doch nun rauschte Snape ab und Ron musste ihm wohl oder übel folgen. Aber damit hatten sie ein Problem weniger, denn nun konnten sie sicher sein, dass Snape für einige Zeit lang nicht stören würde. So schnell sie konnten liefen Hermine und Draco weg, denn sie spürten, dass der Vielsafttrank langsam seine Wirkung verlor. «Okay und was jetzt?» fragte Draco und sah Hermine fragend an. «Harry? Wo bist du, wir müssen schnellstmöglich diesen Horkrux finden!» sagte sie leicht panisch. Harrys Kopf kam zum Vorschein. «Okay, ich weiss wirklich nicht, wo wir anfangen sollen. Ich weiss nicht mal, nach was wir suchen!» Harry fuhr mit einer unsichtbaren Hand durch seine Haare. Was sollten sie nun tun? «Zählen wir auf, was es noch für Möglichkeiten gibt. Also?» sagte Draco. Hermine nickte. «Wir haben das Schwert von Gryffindor weggestrichen, das kann es nicht sein. Slytherins Medaillon ist auch raus, Hufflepuffs Becher auch. Da wir wissen, dass Voldemort an wichtigen Gegenständen interessiert ist, gibt es noch...»       
«Ravenclaws Diadem!» rief Harry. «Wir müssen danach suchen! Äh, wir müssen... Wo könnte es sein?» Die drei sahen sich ratlos an. Dann hatte Draco eine Idee. «Frag die graue Dame! Sie ist doch der Hausgeist von Ravenclaw. Geh zu ihr!» ermutigte Draco Harry. Harry nickte und sagte sogar: «Danke, Draco. Das ist eine gute Idee.» Und damit zog er den Umhang über den Kopf und rannte auf leisen Sohlen davon.

Hermine und Draco rannten durch die Gänge und suchten nach einem Versteck, denn nun war die Verkleidung als Bellatrix und Rodolphus weggeschmolzen. Doch weit kamen sie nicht, denn auf einem der leeren Flure begegneten sie der Professorin McGonagall. «Miss Granger? Mister Malfoy! Was tun Sie beiden denn hier im Schloss? Sie werden gesucht und wagen sich hier her! Sind sie denn beiden wahnsinnig!!» Sie war ganz geschockt und stolperte beinahe über ihren Umhang. «Professor, wir brauchen ihre Hilfe. Wir suchen nach dem Diadem von Ravenclaw. Können Sie und helfen?» fragte Draco. McGonagall sah erstaunt aus, dass Draco sie so höflich ansprach, von ihm war sie anderes gewöhnt. «Herrschaften, das Diadem ist seit Jahrhunderten verschollen! Wie kommen Sie auf die Idee, dass ich irgendetwas darüber weiss?» Hermine und Draco zuckten mit den Schultern. Sie wollten sich schon von ihrer ehemaligen Professorin verabschieden, als Harry um die Ecke gerannt kam. «Ich hab's! Ich habe das Diadem!» rief er. In der Hand hatte er ein silbernes, angelaufenes Diadem und wedelte damit in der Luft herum. «Haben wir etwas, um es zu zerstören?» rief Hermine. «Ein Basiliskenzahn kann das.» kam es von McGonagall. Die drei Teenager drehten sich erstaunt zu ihr um. «Und wo können wir einen Basiliskenzahn finden?» fragte Draco verwirrt. «Etwa aus der sagenhaften Kammer des Schreckens?»    Harry nickte. «Genau da könnt ihr einen holen.» Hermine sah Draco an und daraufhin rannten sie los. Zum Glück wusste Hermine noch, wo diese ehemals geheime Kammer war. Schnell rannten sie zum dauerhaft überfluteten Mädchenklo, wo die maulende Myrte herrschte. Schon von weitem konnten sie das Heulen hören, vermutlich hatte eine ahnungslose Schülerin etwas Falsches gesagt. Ohne auf Myrte zu achten, die Draco geradezu anschmachtete als sie eintraten, drehte sie an dem kaputten Hahn und öffnete so das Tor zur Kammer des Schreckens. Sie rutschten die lange Steinrutsche hinunter und purzelten in die feuchten und rutschigen Tunnel. Sie versuchten unverletzt durch den verschütteten Teil zu kommen, doch Dracos Umhang blieb hängen und liess ihn über den Steinhaufen rollen. Dabei riss auch seine Hose und sein ganzes Knie wurde aufgeschürft. Fluchend riss er den zerrissenen Teil des Umhangs ab und verband die blutende Wunde. Humpelnd erreichten sie schliesslich die Kammer, doch dann standen vor einer Runden Tür mit sieben Schlangen drauf. «Und wie geht die auf?» fragte Draco. Hermine zuckte mit den Schultern. «Harry und Ron haben erzählt, dass sie das Ding mit Parsel öffnen muss, weil das ja für den Erben des Salazar Slytherin gedacht ist. Aber ich kann kein Parsel und hab's auch nur sehr selten gehört.» Draco dachte an seinen Vater, der künstlich hatte Parsel lernen wollen und versuchte sich zu erinnern. Dann begann er das Tor anzuzischen. Etwa zehn Minuten lang fauchte er die Türe an und denn öffnete sie sich tatsächlich! Quietschend öffnete es sich und die zwei traten in den langen Gang. Mitten durch lag das Skelett einer gigantischen Schlange. Die spitzen Zähne waren deutlich zu sehen und bevor sie es sich anders überlegen konnte, lief Hermine darauf zu und brach entschlossen einen, zwei, drei Zähne ab. Dann ging sie wieder zu Draco und drückte ihm die Zähne in die Hand. «Komm, wir gehen wieder hoch. Dieser Ort macht mir Angst.» sagte sie und gab ihm einen Kuss. «Du brauchst keine Angst haben.» antwortete Draco ihr und nahm sie in den Arm. Dann machten sie sich auf den Weg zurück in den oberirdischen Teil des Schlosses.

«Ich weiss, dass Harry Potter in Hogwarts ist. Gebt ihn mir und ich werde eure Schule verschonen. Gebt mir Harry Potter und niemandem wird etwas geschehen.» Die kalte Stimme, die gerade durch das gesamte Schloss hallte, verstummte. Alles war totenstill. «Was ist los?» fragte Hermine. «Keine Ahnung... Gehen wir zu den anderen zurück.» erwiderte Draco und nahm sie bei der Hand. Sie eilten zurück durch die Gänge und kamen dabei an der Grossen Halle vorbei. Lautes Stimmengewirr drang raus und es hörte sich an, als ob ganz Hogwarts darin versammelt war. «Was bei Merlin...» murmelte Draco und stiess die grossen Türen zur Halle auf. Und tatsächlich: alle Lehrer standen vorne auf dem Podium und die Haustische quollen vor Schüler beinahe über. «Wie lange waren wir in dieser komischen Kammer, dass wir all das verpasst haben?» fragte Draco laut. «Voldemort steht vor Hogwarts' Toren, und das beinahe wortwörtlich.» ertönte eine Stimme neben Hermine. «Ron! Wo kommst du denn her?» rief Hermine und umarmte ihrem besten Freund. «Hört zu, ich habe nicht viel Zeit zum Erklären. Voldemort hat gerade verkündet, dass er, wenn wir Harry nicht ausliefern, Hogwarts angreifen und zerstören will. Aber wir werden kämpfen!» Ron rannte davon in Richtung Gryffindortisch. Hermine wollte ihm schon folgen, doch Draco hielt sie zurück. «Bevor wir uns hier ins Chaos stürzen, will ich dir noch etwas sagen.» Er nahm sie in den Arm und küsste sie.
Vor allen.

A L O H O M O R A : open up to loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt