Als der Gong erklang, warfen Harry und Ron ihre Utensilien in ihre Taschen und rannten auf direktem Weg in den Krankenflügel. Etwas überstürzt bremste Ron vor den grossen Flügeltüren ab und Harry, der direkt hinter ihm gegangen war, rannte fast in ihn hinein. «Leise jetzt. Vieleicht geht es ihr besser.» sagte Ron hoffnungsvoll. Harry nickte und stiess vorsichtig die Tür auf. Die beiden Jungen traten in den Raum und blickten sich kurz suchend um. Als sie Hermine, die weiterhin in einer unveränderten Position dalag, erblickten, zogen sie etwas enttäuscht Stühle heran und setzten sich an ihr Bett. Ron griff vorsichtig nach ihrer Hand. Sie war zwar warm, aber schwer. Er nahm ihre Hand in sein und drückte sie leicht. «Komm zu mir zurück, Mine. Ich vermisse dich. Harry vermisst dich. Bitte bitte wach auf.» flüsterte er und gab ihr einen kleinen Kuss auf die Hand. Harry dachte nur an die letzten Worte, die er an sie gerichtet hatte. Er hatte ihr die Todesnachricht ihrer Eltern überbracht! Wenn er nun darüber nachdachte, war es einfach nur dumm gewesen, auf Dumbledores Vorschlag einzugehen. Und dieser hatte sich von Harry definitiv zu viel erbeten. Er hätte nicht zustimmen dürfen.
Nach etwa einer Viertelstunde klopfte es an der Tür und eine Drittklässlerin trat leise ein. «Harry Potter? Ich soll dir das von Professor Dumbledore geben.» sagte sie scheu und reichte Harry ein zusammengerolltes Stück Pergament. Harry nahm es entgegen und bedankte sich bei ihr. Sobald sie ihren Auftrag erfüllt hatte, verliess das Mädchen den Krankenflügel wieder. Doch als sie die Tür wieder hinter sich schloss, stopfte er die Rolle achtlos in seine Tasche und wandte sich wieder Ron zu. «Willst du es nicht lesen?» fragte Ron unsicher. Harry schüttelte den Kopf. « Die Nachricht betrifft sowieso nur die Horkruxe. Und sieh dir mal an, wozu er mich gebrachte hat! Meinetwegen liegt unsere beste Freundin hier ohnmächtig zwischen uns!» Den letzten Satz rief er etwas zu laut aus, denn Madame Pomfrey streckte ihren Kopf aus ihrem Büro und rief: «Meine Herren, ich muss Sie bitten zu gehen! Miss Granger braucht Ruhe! Viel Ruhe! Gehen Sie zum Mittagessen und kommen Sie nach dem Unterricht wieder. Sollte sich etwas verändern, werde ich Sie sofort herholen lassen. Nun aber raus!»
Die Turmuhr schlug zwölf Mal. Mitternacht. Ein dunkler Schatten huschte durch die Flure von Hogwarts. Er bewegte sich in Richtung Krankenflügel. Als er ins Licht des Mondes geriet, leuchteten kurz silberblonde Haare auf und sturmgraue Augen suchten den Gang nach Filch und Mrs. Norris ab. Draco hatte viel Erfahrung darin, sich unbemerkt herumzuschleichen. Denn nach Meinung seines Vaters hatte er sich zu Hause im Manor einige Male danebenbenommen und ihm wurde als Strafe das Essen vorenthalten. So musste Draco dann nachts ohne jedes Geräusch in die Küche kommen, denn seine Mutter hatte einen sehr leichten Schlaf.
So oder so, jedenfalls schlich Draco sich unbemerkt in den Krankenflügel hinein. Er setzte sich zu Hermine aufs Bett und umschlang ihre Hand mit seiner, genauso wie Ron es getan hatte. Er konnte es sich selbst nicht erklären, weshalb ihr Schicksal so nahe ging, jedenfalls merkte er, wie er sich um sie kümmern wollte. Wie bei seiner Schwester, wenn sein sogenannter Vater sie wieder einmal bestrafen wollte und Draco dazwischenging, um die Wut des Familienoberhauptes auf sich zu nehmen. Nur schon beim Gedanken an die Tracht Prügel, die er jedes Mal einstecken musste, spannten seine Narben am Rücken und ziepten unangenehm. Er spürte, dass er Hermine beschützen und sie vor solchen schlechten Dingen bewahren wollte. Sein ganzes Leben schon beschützte er jemanden. Nun, da er Diana in Sicherheit im Gryffindorturm wusste, war ein Teil seines eigenernannten Zwecks verloren gegangen. Draco sah das Mädchen, das ruhig vor ihm lag, lange an. Hermines Haare waren wie ein Fächer auf dem Kissen ausgebreiten und glänzten im Mondlicht. Sanft fuhr er mit seiner freien Hand darüber und staunte, wie seidig und weich es war. Das hätte er bei ihr nie erwartet, sie schien nicht die Art von Mädchen zu sein, die jeden Tag Stunden vor dem Spiegel verbrachte, um sich aufzuhübschen. Ihre Augen waren geschlossen und ihr Gesicht friedlich. Doch Draco wusste, dass der Schein ihn trog. Er hatte die Worte der Heilerin noch im Ohr: «Wenn sie ins Koma fällt, kann ich nicht garantieren, dass sie wieder erwacht.» Eine einzelne, kleine Träne lief ihm aus dem Augenwinkel über die Wange und tropfte auf Hermines Hand. Ein wenig beschämt wischte er sie schnell fort. 'Draco Malfoy weint nicht. Er weint nicht, er weint nicht.' sagte er sich immer wieder. Stundenlang sass er bei Hermine und wünschte sich, dass sie aufwachen möge. Ein komisches Gefühl befiel ihn. Draco spürte eine Mischung aus Sorge und Scham, Scham davor, wie er sie immer beschimpft und beleidigt hatte. Weitere Stunden verstrichen. Doch als der Himmel langsam hell wurde, machte Draco sich auf den Weg zurück in die Kerker. Als er die grossen Türen des Krankenflügels langsam und leise schloss, schwor er sich selbst, dass er dabei sein würde, wenn sie aufwachen würde. Und bis dahin würde er sie jede Nacht besuchen, um so Tribut zu zollen. Mit kalten Füssen lief Draco zurück zu den anderen Slytherins, die alle mehr oder weniger friedlich schliefen. Im Schlafsaal der Siebtklässler angekommen, zog er seinen Pulli über den Kopf und legte sich so ins Bett. Es dauerte lange, bis er einschlief und als ihn dann endlich einen unruhigen Schlaf überkam, träumte er von grossen braunen Augen und langen, haselnussbraunen Locken.
Am nächsten Morgen kam Draco nur sehr mühselig aus dem Bett. Wärend des Unterrichts, in dem er zum Glück nicht mit den Gryffindors zusammen sein musste, konnte Draco sich kaum wachhalten. Mehrmals nickte er ein, wurde von Blaise ab und zu wieder wachgerüttelt und verpasste so fast den gesamten Unterricht. Doch es war ihm egal. Sein Entschluss stand fest: Er würde jede Nacht zu ihr zurückgehen und über sie wachen. Ausserdem, irgendetwas an Hermine faszinierte ihn.
DU LIEST GERADE
A L O H O M O R A : open up to love
Fanfic«Ich liebe dich!» Draco küsste sie zärtlich. In den Augen der beiden funkelte es und in ihrer Brust explodierte ein Feuerwerk. «Ich liebe dich auch, so sehr...» Eine Dramoine Fanfiction, Liebe ist in der Luft! :) ~ ABGESCHLOSSEN ~ ~ D I S C L A I M...