Zusteller

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Der Briefkasten klapperte und ein kleiner Stapel Papier segelte durch den Schlitz in der Tür. Bevor sein Onkel ihn losschicke, stand Harry aus Gewohnheit wie jeden Tag auf, um die Post zu holen. Er ging in den Flur und hob die Briefe auf. Da waren einmal eine Rechnung für Onkel Vernon, («alles Betrüger, das sag ich dir Schatz! Aber sie können mich nicht zwingen! Nein, nein, nein! Das können sie nicht!»), eine Postkarte von einer Freundin von Tante Petunia, («Vernon, Susan ist auf Bali! Sagte sie nicht, dass ihre Hochzeitsreise würde nach Bora Bora gehen?») und schliesslich einem Brief aus gelblichem Pergament. Auf dem Umschlag stand in smaragdgrüner Schrift:

An Mister Harry Potter

Ligusterweg 4,

Schrank unter der Treppe,

Little Winning, Surrey

Harry ging zurück ins Wohnzimmer und gab die Post weiter. Dann drehte er seinen Brief um. Seinen eigenen Brief. Doch bevor er die Gelegenheit hatte, seinen Brief zu öffnen oder zu lesen, sprang Dudley hoch und rief: «Dad, Harry hat einen Brief bekommen!» Sofort stand Onkel Vernon neben Harry und entriss ihm den Brief. «Dabei lachte er und sagte: «Wer sollte dir schon schreiben! Freunde ganz bestimmt nicht!» Doch sein Lachen gefror ihm im Gesicht, als er das Siegel sah, mit dem der Brief verschlossen war. «P...Petuina!», kreischte er, «Der ist von... du weisst schon!» Tante Petuina kam zu Onkel Vernon herangestöckelt und riss ihm den Brief aus der Hand. Sie steckte ihn in ihren Mixer und stellte ihn auf die höchste Stufe, wo Harrys armer Brief keine Chance hatte. «Dudley, iss schnell auf, dann gehen wir. Junge, du kommst eben mit, aber ich warne dich: eine einzige krumme Tat und du siehst bis zum Ende der Sommerferien nur noch das innere des Schrankes!» Damit war die Sache vom Tisch und wenige Minuten Später (nachdem Tante Petuina die Reste von Harrys Brief in den Kamin geschüttet hatte) sass die Familie und Harry im Auto, auf dem Weg in den Zoo.

Alles vermasselt. Wieder einmal hatte alles im Desaster geendet. Wär ich doch nur zuhause geblieben, dann wäre es ganz bestimmt nie so weit gekommen. Das dachte Harry sich, als Onkel Vernon seine Tante, Dudley und ihn schon wieder ins Auto scheuchte und eine Stunde lang über alle möglichen Strassen in Richtung Meer fuhr. Der ganze Zoobesuch was eine riesige Katastrophe gewesen, denn als die Dursleys und Harry im Reptilienhaus waren, verschwand auf mysteriöse Art und Weise die Scheibe eines Terrariums mit einer Schlange darin. Aus irgendeinem Grund dachten Onkel Vernon und Tante Petunia, dass Harry schuld daran war und hatte den Ausflug sofort abgebrochen. Auf dem ganzen Weg zurück in den Ligusterweg hatte Onkel Vernon vom Steuer aus Harry angeschrien und davon einen hochroten Kopf bekommen. Doch als sie dann endlich zuhause angekommen waren, hatten sie hunderte der Briefe aus Pergament und mit smaragdgrüner Schrift vorgefunden. Sie steckten in den Blumentöpfen, in der Ritze unter der Tür und durch das Küchenfenster konnte man sehen, dass auch der gesamte Raum dahinter mit Briefen übersäht war. Wie eine Schneeschicht hatten sie sich über das gesamte Mobiliar verteilt. Onkel Vernon war ausgerastet. Er hatte sie alle im Auto eingeschlossen und war wutentbrannt ins Haus gestürmt, hatte sich einige Anziehsachen für Tante Petunia, Dudley und sich selbst in eine Tasche gepackt und dann sind sie wieder losgefahren. Keiner wusste, wo sie hinfuhren, wahrscheinlich nicht einmal Harrys Onkel selbst, doch klar war, dass sie weit weg vom Ligusterweg gehen würden.  Die ganze Zeit über dacht Harry an seine Briefe und daran, wer zum Teufel ihm so viele Briefe schreiben würde. Er konnte sich auch nicht erklären, weshalb seine Onkel und Tante so wild darauf waren, ihm genau diese Briefe vorzuenthalten. Doch es war nun einfach so wie es war, er konnte nichts machen und das ärgerte ihn nun sehr.

A L O H O M O R A : open up to loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt