05 Ich liebe ihn, doch er liebt mich nicht - Draco

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- 1999 -

Draco streckte sich genüsslich. Er hatte schon lange nicht mehr so gut geschlafen wie in dieser Nacht. Langsam rollte er sich noch einmal auf die Seite und kuschelte seinen Kopf in die Kissen. Er brummte zufrieden und rieb seine Wange an dem weichen Stoff. Plötzlich stieg ihm ein ungewohnter Geruch in die Nase. Nach Sonne, Schokolade und ... Sofort riss Draco seine Augen weit auf. Die Bilder des vergangenen Abends strömten auf ihn ein und augenblicklich war er hellwach.

Mit einer Energie, die der eigentlich eher morgenmuffelige Draco sonst nie an den Tag legte, sprang er aus dem Bett und hetzte in sein angrenzendes Bad. Er wollte so schnell wie möglich in die Große Halle. Er musste mit Harry sprechen. Trotzdem nahm er sich die Zeit, sich ordentlich zurecht zu machen. Wenn er Harry um ein Date bitten wollte, musste er schließlich gut aussehen.

Als er mit seinem Äußeren endlich zufrieden war, ging er gemäßigten Schrittes in die Große Halle. Ein Malfoy rannte schließlich nicht! Und obwohl er so langsam unterwegs war, fing sein Herz mit jedem Schritt schneller an zu schlagen. Ob Harry wohl schon da war? Und was sollte er ihm sagen? Er wollte ein Date mit ihm, so viel stand fest. Aber wo? Und wie? Und würde Harry überhaupt zustimmen?

Als er schließlich an den großen Flügeltüren angekommen war, schlug sein Herz so wild, als habe er gerade einen Marathon hinter sich gebracht. Draco versuchte verzweifelt, mit tiefen, gleichmäßigen Atemzügen sein verrücktspielendes Herz wieder zu beruhigen. Es gelang ihm nicht. Nach einem letzten tiefen Atemzug trat er schließlich durch die Türen und sah sich erst einmal um. Es war noch sehr früh für einen Sonntagmorgen und so waren noch nicht viele Menschen in der Großen Halle. Sein Blick glitt hinüber zum Gryffindortisch, doch bis auf ein paar vereinzelte Schüler, die er nicht kannte, war dieser noch leer.

Draco spürte einen Stich in seiner Brust und schluckte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Harry noch gar nicht da sein könnte. Wie hatte er nur so naiv sein können? Er ärgerte sich ein bisschen über sich selbst. Da hatte er sich ganz umsonst so beeilt. Langsam schritt er zum Slytherintisch und ließ sich an einem Platz nieder, an welchem er genug Abstand zu den anderen Frühaufstehern hatte. Er hatte kein Bedürfnis – weder heute noch sonst irgendwann – sich zu seinen Mitschülern zu setzen. Wenn jemand mit ihm reden wollte, sollte dieser eben zu ihm kommen. Er war schließlich ein Malfoy und die biederten sich nicht an!

Dracos Blick wanderte über das Frühstücksangebot auf ihrem Tisch, doch nichts sprach ihn an. Er hatte ein flaues Gefühl im Bauch und fürchtete, er würde sich sofort übergeben, wenn er auch nur einen Bissen nahm. Also schenkte er sich lediglich eine Tasse Tee und einen Becher Kürbissaft ein. Zögerlich nippte er an dem Saft, spürte, wie sein Magen augenblicklich rebellierte und stellte den Becher wieder zurück auf den Tisch. Dann nahm er sich die dampfende Teetasse, gab einen Löffel Honig hinzu und rührte gedankenversunken darin herum. Dabei ließ er die Tür zur Großen Halle keine Sekunde aus den Augen. Er würde sofort aufspringen, wenn Harry zum Frühstück kam und ihn unverzüglich fragen. Etwas anderes würden seine Nerven ohnehin nicht aushalten. Sie waren jetzt schon zum Zerreißen gespannt.

So verging eine Stunde, in der Draco nichts weiter zu sich nahm, als nur ab und zu an seinem mittlerweile eiskalten Tee zu nippen. In diesem Moment flogen die Eulen in die Große Halle und brachten die morgendliche Post. Für Draco war heute nichts dabei. Aber das wunderte ihn auch nicht. Sein Vater war bereits verurteilt und saß in Askaban, während seine Mutter zwar unter Hausarrest stand, ihm aber erst vor zwei Tagen einen Brief geschickt hatte. Jemand anderes war nicht da draußen, der mit Draco hätte kommunizieren wollen.

Nach einer weiteren halben Stunde schrak Draco aus seinen Gedanken auf, als sich jemand neben ihn setzte. Gregory und Pansy. Auch das noch, die haben mir gerade noch gefehlt, dachte Draco seufzend.

Oder doch? (Drarry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt