Mobbing

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Sicht Amaya:

Was für ein Morgen. Aber zumindest ein guter. Wer hätte gedacht dass es mich so glücklich machen würde eine Freundin wieder zu sehen? Ich musste zwar einen kleinen Umweg laufen um zu ihrem Haus zu kommen, aber es hat sich gelohnt. „Sag mal. Wie hast du eigentlich meine Adresse rausgefunden?“, fragte sie mich plötzlich.

„Äh… Also… Wie soll ich sagen?“ Ich kann ja schlecht sagen dass ich einen jungen, und dementsprechend schwachen, Ayakashi nach dem Weg gefragt habe. Wie würde das den klingen? Vor allem wenn man bedenkt das sie durch diese Wesen sterben könnte. „Hallo? Geht es dir gut?“ Hiyori fuchtelte mit ihrer Hand vor meinem Gesicht rum. Ich nickte nur und lächelte sie, wenn auch schief, an.

Somit schwiegen wir den Rest des Schulweges und begannen uns erst im Klassenzimmer wieder zu sprechen. Wie unangenehm. Aber erst lustig wurde es im Unterricht. Da Hiyori noch nicht ganz kontrollieren konnte wann sie ihren Körper verlassen wollte, musste ich immer aufpassen. Als ich im Sportunterricht verhindert habe dass ihr Körper beinahe auf einen der Jungen gefallen ist, war sie überraschter weise sehr dankbar.

Ich meine. Fast alle der anderen in der Klasse hatten bereits eine Freundin oder einen Freund. Also wieso wollte sie keinen? Aber den ganzen Tag über hat fast niemand mit ihr oder mir gesprochen. Das fiel auch ihr irgendwann auf. Auch die komischen Blicke der anderen blieben ihr nicht unbemerkt. Jetzt hat sie mich zu einer Bank auf dem Schulhof geschleift und ich machte mich innerlich dazu bereit unangenehme Fragen zu beantworten.

„Was haben die alle gegen dich?“, fragte sie nach Minuten der bedrückenden Stille. „Die können solche Freaks wie mich nicht leiden.“ „Freak? Du bist kein Freak. Den wenn du einer währst müsste ich mit meinen dauerhaften-schlafen-im-unterricht-ding auch einer sein.“, sie grinste mich an. Ich schüttelte nur den Kopf.

„Das ist nicht das Problem. Wenn deine Seele deinen Körper verlässt sieht es nur so aus als ob dein Körper schlafen würdest. Sie sehen nicht wie du verschwindest, ihn verlässt. Geschweigenden die Ayakashi oder Götter.“, ich schaute sie ernst an. Sie schaute mich mit einem Mix aus Verwirrung und Neugierde zurück.

„Und wo ist da der Unterschied zwischen dir und mir?“, fragte sie nach einer Minute des Schweigens. Ich seufzte und schaute sie ernst an. „Der Unterschied zwischen dir und mir ist, das es bei dir normal wirkt. Da sie keine Wesen aus dem toten Winkel war nehmen. Aber ich schon. Wenn ich mit einer Person rede, sehe ich nicht nur die Person vor mir. Sondern auch die Ayakashi um sie herum.“

„Ich verstehe es immer noch nicht.“ Ist das ihr ernst? Mit einem genervten Ausdruck verpasste ich ihr einen Chop. „Der Unterschied ist: Das sie mich nicht verstehen! Wenn ich versuche jemanden vor einem Ayakashi zu beschützen indem ich mit ihn rede, dann schaut man mich mit diesem die-hat-sie-nicht-mehr-alle Blick an. Außerdem fürchten sich viele vor meiner Familie. Sie wollen eben nicht ihr Leben für eine Freundschaft riskieren.“

Betrübt sah ich zu Boden. „Das wusste ich nicht. Es tut mir leid.“, sie legte ihre Hand auf meine Schulter. „Gefahr! Gefahr!“, rief ein kleiner Ayakashi der plötzlich vor uns auf und ab hüpfte. „Amaya! Aufpassen!“ Hiyori wollte ihn gerade wegtreten da merkte ich was los war. „Hiyori! Vorsicht!“ Und mit diesen Worten stieß ich sie von der Bank. Schon im nächsten Moment spürte ich wie etwas auf meinem Kopf landete.

„Verpiss dich von unserer Schule du Mistgeburt!!!“, hörte ich eine Jungenstimme rufen. Ich konnte registrieren das die Stimme von ober kam, aber ich konnte meine Augen nicht öffnen. Was auch immer der Junge über mich gekippt hatte brannte fürchterlich darin. Es fühlte sich enorm ekelhaft an und ich wollte mich nicht bewegen.

„Was sollte das denn?“, fragte mich Hiyori aufgebracht. „Es tut mir leid...“, war alles was ich in diesem Moment heraus kriegen konnte. Nicht nur das dieses Zeug in den Augen brannte, es schmeckte und stank auch höllisch. „Geht es dir gut? Soll ich dich zum Krankenzimmer bringen? Wenn ich den Idioten erwische kann er was erleben.“ Ich gestehe, auch ich habe in diesem Moment große Angst vor Hiyori.

„S-schon gut. I-ich muss das Zeug nur abwaschen.“, brachte ich stotternd auf die Reihe. Doch kaum hatte ich das gesagt wurde ich schon am Handgelenk gepackt und in Richtung Mädchentoilette geschleift. Jetzt saß ich auf einem der Waschbecken während Hiyori versuchte das Zeug aus meinen Augen zu bekommen. Irgendwie kümmerte sie sich wie eine große Schwester um mich...

Bei diesem Gedanken, an eine große Schwester und eine normale Familie, musste ich schmunzeln. „Fertig. Aus den Haaren hab ich es kaum bekommen. Da müsstest du mit Shampoo ran.“ Ich öffnete vorsichtig meine Augen und sah in das Gesicht einer immer noch etwas wütenden Hiyori. „Das ist nicht schlimm. Hätte der Ayakashi nichts gesagt hättest du jetzt auch dieses Problem.“, ich deutete auf die Reste der schleimigen Substanz.

„Da hast du Recht.“, ein schiefes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Scheint als hättest ihr euch wieder versöhnt. Ich hatte schon Angst das du mich und Hiyori vergisst.“, hörte ich eine Stimme auflachen. Wir schauten uns um. „Yato!!! Was zur Hölle machen du und Yukine schon wieder in der Mädchentoilette?!?!“, fuhr Hiyori ihn an.

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