Der Moment Wird Kommen

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Sicht Amaya:

Ich musste rennen. Ich konnte es nicht unterdrücken. „Nichts wie  weg da!“, schoss es mir durch den Kopf. Immer und immer wieder. Der Blick, mit dem mich Hiyori angesehen hat als ich mich umgedreht habe, hat sich so falsch angefühlt. Sie sah so schockiert aus. So als ob sie sich selbst die Schuld für alles gibt. Und das alles nur weil ich nicht stark genug wahr. „Ich bin schwach. So schwach.“, sagte ich zu mir.

Der Klos in meinem Hals wahr enorm und ich hatte das Gefühl als bekäme ich keine Luft. Ich kam zum Stehen. Ich durch dachte die Situation erneut. Bild für Bild... Moment für Moment… Wieso wahr sie überhaupt dort? Wieso ist sie in meine Wohngegend gekommen? Hatte sie dafür einen Grund? Mein Kopf fühlte ich schwer an und ich setzte mich hin.

Ein Tropfen landete auf meinem Kopf und lies mich aufschauen. Erst einer… dann zwei… Ich schaute nach oben. Regen… Na ganz toll. Der Tag ist gelaufen. Da schaffe ich es schon einmal nach draußen zu kommen und dann setzt mir Kasai auch noch meinen kleinen Bruder in den Nacken… Bruder? Kann ich diesen Jungen wirklich noch einen Bruder nennen?

Er ist vor einem Jahr von dem Mann ermordet worden der sich meinen Vater schimpft. Der Mann der schon so oft versucht hat mich zu töten aber immer daran scheiterte. Ist das wirklich noch mein Bruder? Die Regel des Hauses in dem ich lebe ist uns allen nur allzu gut bekannt: Jeder der dieses Haus betritt wird sterben und zur Shinki von Kasai werden. Das ist jedem klar.

Als erstgeborene der Hauses Infortunium habe ich daher sehr schlechte Karten. „Mama, Mama.“ Eine kleine piepsige Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Der kleine Ayakashi sprang vor mir auf und ab. Es wahr der selbe wie vor einer Woche. Der wo mir geholfen hat. Wie hat der mich den gefunden?

„Mama, Mama, Mama!“, rief er wieder. Immer weiter. Was will er den bloß? „Was willst du den von mir?!?!“, schrie ich ihn mit aller Kraft an, „Sag mir bitte was ich tun soll. Sag mir bitte wieso du mich nicht in Ruhe lässt.“ Alles brach aus mir heraus. Alles was ich je gespürt habe schrie ich heraus.

Jetzt hörte er auf und schaute mich fragend an. Diesen unschuldigen und verwirrten Blick habe ich noch nie bei einem Ayakashi gesehen. Ich legte den Kopf schief, er auch. Ich lächelte, er versuchte es. Ich wollte es berühren, zog aber die Hand weg. Der Ayakashi verstand die Geste und kam auf mich zu.

Schüchtern schnupperte er an mir herum, sprang dann aber auf meine Hände und drehte sich wie verrückt im Kreis. „Wenn man es genau nimmt sind Ayakashi in gewisser Weise niedlich.“, dachte ich. Zögerlich streichelte ich ihn mit meinem Zeigefinger, worauf hin er zufrieden schnurrte. Zumindest hörte es sich für mich wie ein Schnurren an. Ich schenkte ihm einen traurigen Blick, er schenkte mir einen verwirrten Blick.

„Du kannst mich verstehen, oder?“, fragte ich zögerlich. Er nickte und schaute mich weiter zufrieden an. Ich atmete auf und begann mich zu beruhigen. „Kannst du mir dann einen großen Gefallen tun?“, fragte ich weiter. „Ja.“, rief er fröhlich. Ich lächelte. Aber zugleich fragte ich mich wie dieser Ayakashi so fröhlich sein kann.

Er weiß doch das er tot ist, oder? Wie kann er dann so unschuldig und fröhlich sein? Ich schüttelte den Kopf. Dass er so zutraulich ist kann auch heißen dass er sich geändert hat. Aber zur Shinki kann er trotzdem nicht mehr werden. Wie traurig…

„Erinnert du dich noch an den blonden Jungen der mit mir zusammen wahr? Der wo auf den Namen Yukine hört?“ Ein Nicken bestätigte meine mich. „Dann tu mir bitte den Gefallen. Sollte ich je sterben, sollte mir irgendetwas passieren, dann möchte ich dass du zu ihm gehst. Ich möchte dass du ihn zu mir bringst damit er meine Seele vor Kasai retten kann. Das ist eine große Bitte und ich möchte das du sie erfüllst.“

Er starte mich an. „Bitte.“, sagte ich mit Tränen in den Augen. Er lächelte und nickte. Ich ließ ihn runter und machte mich auf den Weg nach Hause. Für diese Begegnung muss ich mir bestimmt eine Standpauke anhören. Aber ob ich ihm vertrauen kann ist fraglich. Zumindest habe ich meine Bitte ausgesprochen.

Ich werde sie beschützten. Sie alle. Ich werde auf Hiyori und die andern aufpassen. Aber wenn das so weiter geht sehe ich schwarz. Ich blieb stehen und schaute an mir herunter. Ich zitterte... Von oben bis unten zitterte ich. Man sagt ja dass der Körper es spürt wenn man vor dem Ende steht. Heißt das dass mein Ende bald gekommen ist? Ich hoffe dass mich nach meinem Tod ein neues Leben erwartet. Ein besseres Leben…

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