Kapitel 14

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~~ Eriks Sicht ~~

Ich sehe Annabel an. Sie versucht weiterhin die Griffe auf der Gitarre hinzubekommen. Wir sitzen fast zwei Stunden hier. Die Zeit verging schnell, denke ich, als mein Handy klingelt.

'Ja ?'

'Erik ? Alles gut ?'

'Ach scheiße. Ich wollte noch vorbei kommen. Sorry. Ich hab das völlig vergessen.'

'... nicht schlimm. Was macht ihr Zwei denn ?'

'Nichts besonderes.'

'... okay. Kommt ihr morgen vorbei ? Also beide', fragt er in einem komischen Tonfall.

'Mal gucken ich denke schon. Bis morgen.'

'Bis morgen.'

Er legt auf... Ich merke das er sauer ist, dass ich ihn wegen Annabel versetzt habe. Ich will nichts von ihr ich hoffe das ihm das klar ist, aber sein pampiger Ton eben sagt mir was anderes.

'War das Valentin ?'

'Ja. Er ist glaube ein wenig eingeschnappt.'

'Weswegen', fragt sie lachend.

'Weil wir allein hier sind. Zusammen. Ohne ihn...',erwider ich seufzend.

'Du denkst das er denkt wir hätten was miteinander ? Okay. Das sprengt meine Vorstellung.'

'Meine auch. Ich glaube er hat Angst.'

Sie dreht sich um und sucht nach den Noten für ein ganz anders Lied.

'Shattered ?'

'Ich such die lange Version. Ich liebe das Lied', sagt sie.

Ich sehe das sich ihre Hand verkrampft. Irgendwas besorgt und beunruhigt sie. Nur was ? Höchst wahrscheinlich Valentin.

'Anna ?'

'Ja ? Was ist', fragt sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.

'Was hast du ?'

'Hmm ?'

'Was ist mit dir ?'

'Was soll mit mir sein ?'

'... Ich merke das du was hast.'

Tränen steigen in ihre leuchtend blauen Augen.

Es gibt Tage an denen selbst ein einfaches 'Wie gehts dir' einen zerbricht. Es gibt Tage da tun Fragen wie diese weh. Solch ein Tag scheint heut zu sein. Solch einen Tag scheint Anna zu haben.

Sie sieht zu Boden und ich berühre sanft ihr Kinn.

'Du kannst mit mir reden.'

'Ich weiß', sagt sie und reißt ihren Kopf von meinen Fingern.

'Du willst nur nicht, richtig ?'

'Richtig. Ich weiß im Moment einfach nicht was ich von mir halten soll...'

'Was du von dir halten sollst ?'

'Ich weiß nicht ob meine Entscheidungen weise waren. Ob meine Wort gestern nicht gelogen waren. Ob ich Valentin liebe. Oder nicht. Ob ich nach Köln sollte. Ob ich... ich bleibe oder mich ändern soll.'

'Warum solltest du dich ändern', frage ich sanft und lege eine Hand auf ihre Schulter.

'Ich hab das Gefühl alles falsch zu machen.'

Tränen fließen und ich nehme sie in den Arm.

'Du bist du. Und du sollst du bleiben. Wir lieben dich so wie du bist. Okay ? Jeder Mensch macht Fehler. Auch Valentin. Auch ich. Auch du. Jeder.'

'Du hast wahrscheinlich Recht.'

Sie kuschelt sich an mich und weint noch ein bisschen. Ihr irgendwo Trost spenden zu können macht mich stark. Es motiviert mich weiterhin Menschen zu helfen. Ich streichel über ihr Haar.

'Magst du mir etwas vor spielen', frage ich sie, als das Shirt an meiner Schulter schon in ihren Tränen getränkt ist.

Sie nickt, setzt sich und nimmt die Gitarre. Die Melodie habe ich schon mehrere Male im Radio gehört.

Sie singt zuerst leise und dann etqas lauter. Gespannt lausche ich der ersten Strophe:

Seh ich dich heut
Nacht am alten Pfad
Wo sie den Mann hängten
Der drei getötet hat
Seltsames trug sich zu
Und seltsam wärs wenn wir
Und sehen
Am Baum
Wo er gehangen hat.

'Das du wunderschön singst erwähnte ich ja bereits. Vor einer halben Ewigkeit wies mir scheint.'

'Scheint mir genauso. Als lägen Jahre zwischen dem Abschlussball und jetzt', sagt sie kopfschüttelnd.

'Es kommen wieder bessere Tage.'

Sie klopft einen Takt auf der Gitarre und nickt.

'Ich hoffe es.'

'Nichts ich hoffe es. Es werden wieder bessere Tage kommen. Ich verspreche es. Die Sonne wird wieder scheinen und alles in ein goldenes Licht tauchen.'

Sie lächelt und sagt:' Deine Weisheiten sind mit Abstand die besten. Danke.'

'Nichts zu danken.'

Ihre langen Wimpern sind nass und kleben zusammen. Muss das nicht unangenehm sein ?

'Weißt du was ein tolles Lied ist ?'

'Nein. Was', fragt sie lächelnd.

'Mountain Sounds- Faces and Friends.'

Sie tippt es bei YouTube ein und siehe da, dort steht es ganz oben. Lächelnd klickt sie drauf und wir hören uns das Lied an. Es jagt mir immer noch einen Schauer über den Rücken. Ich bekomm leichte Gänsehaut. Anna grinst den Bildschirm an und wippt mit.

'Und wie findest du das Lied ?'

'Ich glaube ich habe mich verliebt.'

Ich lache über diese Aussage, aber so ging es mir damals auch.

~~ Annabels Sicht ~~

Und schon übe ich fleißig. Ich versuche Faces and Friends auf der Gitarre zu spielen, doch ich konzentriere mich nicht genug auf die Noten vor mir. Es fällt mir schwer sie überhaupt anzusehen. Dieses Lied ist wunderschön, aber ich tue mich schwer damit diese Noten zu spielen. Den konkreten Grund weiß ich nicht.

Erik sucht an seinem Handy auch irgendwas.

'Was suchst du ?'

'Ihr habt nicht zufällig ein Keyboard hier rum stehen ?'

'Kannst du spielen ?'

'Ja', erwidert er lächelnd.

'Ich kann mal gucken gehen. Wir hatten aufjedenfall mal eins.'

Ich stelle meine Gitarre ab und mache mich auf den Weg zum Dachboden. Dort versuche ich zuerst mein Glück.

Ich zieh an einer silbernen Schnur damit die Leiter runter kommt.

'Soll ich mit kommen', fragt Erik aus meinem Zimmer.

'Nein. Ich sag wenn ich was finde.'

'Okay.'

Ich steige die, nicht gerade stabile, Leiter rauf. Es war schon lange niemand mehr hier oben... Alles ist eingestaubt. Ich geh zu einer großen Kiste wo, wenn ich mich recht entsinne, meine Tagebücher drin versteckt sind unter einem Stabel Kostümen. Ich öffne die Kiste. All die kleinen Kleider und Verkleidungen die ich als Kind getragen habe. Ich war schon ewig nicht mehr hier. Ganz unter waren tatsächlich 2 bunte Bücher versteckt. Ich lächel, lasse sie aber in der Kiste drin, die ich wieder schließe. Ich geh zu dem runden staubigen Fenster und wische die Staubschicht runter. Draußen sieht es nach Sturm beziehungsweise Gewitter aus. Ich wende mich vom Fenster ab und suche weiter nach dem Keyboard.

Same Love Story FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt