Kapitel 1

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Kapitel 1 

 Severus Snape war gerade damit beschäftigt, seine Post zu sortieren und warf einen der Umschläge ungeöffnet ins Feuer, als es an seiner Tür klopfte. Er knurrte missmutig, es war gerade mal halb acht. „Ich bin nicht da!", rief er verstimmt, während er die anderen beiden Umschläge achtlos auf seinen Schreibtisch warf. 

 „Guten Morgen, Severus!" 

 Er schloss kurz die Augen, als er die Stimme erkannte. Mit nun noch mieserer Laune wandte er sich um und sah sich seiner Nemesis gegenüber: Poppy Pomfrey. „Ich sagte doch, ich bin nicht da!" 

 „Danke, mein Morgen war bisher annehmbar", erwiderte sie. „Und bevor du auf die Idee kommst, mich vor die Tür zu setzen, solltest du daran denken, dass ich selbst nicht erpicht darauf bin, mich mit dir zu unterhalten." 

 „Du bist also aus selbstzerstörerischen Gründen hier", stellte er fest. 

 „Nein. Ich brauche deine Hilfe mit einer Patientin." Sie hielt ihm eine Akte vor die Nase. 

 Severus dachte nicht einmal daran, die Akte auch nur zu berühren. Stattdessen begann er das übliche Gespräch in diesen Fällen: „Ich bin kein Heiler, Poppy." Er wollte an ihr vorbeigehen und seine Räume verlassen. 

 Doch Poppy streckte lediglich die Hand, die die Akte hielt, zur Seite und hinderte ihn so daran, an ihr vorbei gehen zu können. „Dieser Fall wird dich dennoch interessieren." Auch sie folgte dem Drehbuch. 

 „Warum sollte er das?" „Ich habe sämtliche infrage kommende Tränke ausprobiert. Jeder führte zu Nebenwirkungen, ohne dabei einen Effekt auf das eigentliche Krankheitsbild zu haben." 

 Severus kniff die Augen zusammen und beäugte die Akte. „Was ist das Problem?" Es konnte ja nicht schaden, etwas genauer nachzufragen. 

 „Einschlafen, durchschlafen, erholsames Schlafen", zählte Poppy auf. „Sie kann nichts davon." 

 „Versuch es mit dem Trank des einfachen Schlafes." Noch immer weigerte er sich, ihr die Akte aus der Hand zu nehmen. Und das obwohl ihr Arm schon merklich zitterte. 

 „Davon bekam sie Kopfschmerzen und Schüttelfrost." 

 „Dann der Traumlos-Schlaftrank." 

 „Übelkeit und Erbrechen." 

 „Der Trank der lebenden Toten?" 

 „Anaphylaktischer Schock." Poppy sah ihn an, die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengezogen. 

 „Und nach keinem ist sie eingeschlafen?", vergewisserte sich Severus. 

 Poppys Gesichtsausdruck veränderte sich. Er wusste genau, was das bedeutete. Sie vermutete ihn an der Angel. Und er hasste es, dass sie damit sogar recht hatte. „Nach keinem. Nach dem Trank der lebenden Toten war sie sogar die ganze Nacht wach." 

 Severus knurrte leise und nahm nun doch die Akte entgegen. „Ich werde es mir ansehen." 

 „Vielen Dank!" Poppy lächelte geziert, bevor sie sich umwandte und das Büro verlassen wollte. 

 „Sagst du mir dieses Mal, um wen es sich handelt?", fragte Severus gedehnt und blätterte in der Akte. Poppy kam gar nicht mehr dazu, ihm diese Frage zu beantworten, denn seine Blicke fanden tatsächlich einen Namen auf dem ersten Blatt: Hermine Granger. „Das kann nicht dein Ernst sein!", polterte er. 

 Poppys Antwort bestand aus dem leisen Klicken, mit dem sie die Tür hinter sich schloss.

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