Kapitel 4
„Was hast du mit ihr gemacht?", fragte Poppy empört, als Severus Granger an seiner Seite in den Krankenflügel schweben ließ. Die Heilerin zog sich eilig einen Morgenmantel über und verknotete ihre Hände beinahe mit dem Band, das sie vor ihrem Bauch zu schließen versuchte.
„Ich habe sie geschockt, als sie versuchte, vom Astronomieturm zu springen", log er ohne zu zögern. „Sie dachte, sie steht auf einem Sprungbrett."
„Halluzinationen", sprach Poppy das Offensichtliche aus, während er sie auf einem der freien Betten ablegte.
„Wie sieht es mit dem Willen von geistig nicht zurechnungsfähigen Patienten aus?"
„Sie brauchen einen Vormund, der in ihrem Interesse entscheidet."
„Gut, dann bin ich jetzt ihr Vormund und ich entscheide, dass ich einen Blick in ihren Kopf werfen werde." Severus zog seinen Umhang aus und warf ihn über die Lehne eines in der Nähe stehenden Stuhls.
„So einfach ist das nicht, Severus! Ein Vormund muss gerichtlich beantragt und bestimmt werden. Und vor allem muss er im Interesse des Patienten entscheiden."
„Hat sie dir eigentlich irgendetwas getan, dass du sie umbringen willst?"
„Nun halt mal den Klatscher flach. Ich weiß ja nicht mal, ob das nicht wieder nur einer deiner Tricks ist, um deinen Willen zu kriegen."
Severus starrte böse zurück, dann jedoch zückte er seinen Zauberstab und deutete an Poppy vorbei auf Granger. Sie erwachte auf seinen Wink hin und murmelte: „Wo sind die Küken? Ich hör's doch piepsen. Ich muss... Sie werden uns alle umbringen!" Dabei stemmte sie sich in eine aufrechte Position und versuchte tatsächlich aufzustehen.
„Reicht das?", schnarrte Severus, während Poppy die junge Frau in die Kissen zurückdrängte.
Nachdem Severus Granger wieder geschockt hatte – anscheinend zur Zeit die einzige Möglichkeit, sie zur Ruhe zu bringen – wischte die Heilerin sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und beschloss: „Wir werden Minerva zu Rate ziehen."
- - -
Die Schulleiterin begegnete ihnen in Morgenmantel und Pantoffeln. „Was ist so wichtig, dass es nicht bis morgen früh Zeit hat?", fragte sie ungnädig und sah erst ihn und dann Poppy gereizt an. Die früheren Schulleiter regten sich verschlafen in ihren Portraits.
„Dein Lieblingslöwenbaby verliert seinen Verstand. Aber wir können auch gerne morgen..."
„Miss Granger?", fuhr Minerva dazwischen, bevor Severus seinen Satz auch nur beenden konnte.
„Lass die Schulverwaltung nicht wissen, dass du tatsächlich eine Lieblingsschülerin hast", empfahl er mit süßlicher Stimme.
„Tu bloß nicht so, als hättest du keine Schüler, die dir besonders am Herzen liegen."
„Habe ich nicht. Sie gehen mir allesamt gleichermaßen auf die Nerven – und Miss Granger derzeit ganz besonders."
„Was ist mit ihr?", wollte die Schulleiterin da mit ernster Miene wissen und wandte ihre Frage an Poppy.
„Die Schlaflosigkeit hat extreme Ausmaße angenommen. Sie ist verwirrt und halluziniert. Sie ist nicht mehr in der Lage, Entscheidungen für ihre eigene Person zu treffen", erklärte die Heilerin knapp.
„Dann tut etwas dagegen!"
„Das wollte ich, aber sie lässt mich nicht", nölte Severus im besten 'Sie hat angefangen!'-Ton.
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Medicus
FanfictionOhne Pairing: Schlafmangel ist nach dem Krieg ein weit verbreitetes Leiden, doch bei Hermine Granger nimmt es extreme Ausmaße an. Als auch Madam Pomfrey nicht mehr weiter weiß, zieht sie Professor Snape zu Rate.