Kapitel 1 - Das Lebewohl

205 7 1
                                    

***

Songs: 

1 dag er vi 1 minde - Barselona

Breathing - FAVELA

***


Es regnete.

Wie passend, dachte ich.

Es war fast so, als würde sich Aslaug noch ein letztes Mal gebührend von allen Anwesenden mit einem kräftigen Schauer verabschieden wollen, bevor sie diese Welt endgültig verließ.

Ich stand draußen vor der Familiengruft der Lothbroks unter einem schwarzen Regenschirm und dachte an den Moment zurück, in dem ich schon einmal hier gestanden und mich gemeinsam mit allen Lothbrok Brüdern von ihrem Vater Ragnar verabschiedet hatte.

Von diesen 5 Brüdern waren heute genau 2 anwesend, um ihrer Mutter Lebewohl zu sagen welche just in diesem Augenblick in ihrem verschnörkelten Sarg in ein Loch im Boden gelassen wurde, um anschließend mit einer Platte versiegelt zu werden.

Hvitserk und Ivar standen vor dem Grab und nahmen Abscheid von ihr, wobei Hvitserk eher als Unterstützung für seinen Bruder mitgekommen war. Ihm hatte schon lange nicht mehr viel an seiner Mutter gelegen. Genauso wenig wie mir und weswegen ich auch draußen in der Kälte stand. Ich hatte Aslaug und ihrem Sarg nicht wirklich viel zu sagen.

Natürlich war die Art, wie sie gestorben war alles andere als schön gewesen, aber ich konnte auch nicht leugnen, dass diese Frau mir nie gut gesonnen war und ich deswegen schlichtweg keine Trauer für sie empfinden konnte.

Nun, gestorben war untertrieben.

Aslaug wurde ermordet.

Ermordet von Lagertha, der Frau, die eine Liebesaffäre mit Astrid, der Anführerin der Sons of Justice hatte. Der Gruppe, die jetzt quasi die neuen Wolves waren und sich zu Ivars natürlichen Feinden entwickelt hatten.

Ermordet von Björns Mutter.

Björn, der mich geküsst hatte und Hvitserk damit in einen eifersüchtigen und besitzergreifenden Kerl verwandelt hatte.

Ermordet von der Frau, die die Lothbrok Mafia mit nur einer Tat endgültig entzweit, Ubbe zu einem Verräter gemacht und Sigurd aus Kopenhagen verbannt hatte.

Es erklärte sich von selbst, dass sie von allen Anwesenden dieser Beerdigung zutiefst gehasst wurde, vor allem von Ivar.

Er wollte Lagertha tot sehen, doch diese war seit dem Mord an seiner Mutter nicht auffindbar. Sie hielt sich versteckt, war auf der Flucht vor der Army of Victory, Ivars neuen Schoßhündchen, und schien wie vom Erdboden verschluckt worden zu sein.

Ich konnte Ivar nicht verübeln, dass er sie hasste. Mir würde es sicherlich genau so ergehen, wenn sie meine Mutter ermordet hätte. Doch er ging das Ganze etwas zu extrem an.

In der letzten Woche hatte er von seinen Gefolgsleuten fast die ganze Stadt auf den Kopf stellen lassen und alles nach ihr abgesucht. Er hatte jedes potenzielle Lager der Wolves und Sons of Justice durchsuchen lassen und sogar alte Mitglieder festgenommen. Er hielt sie seitdem illegalerweise in der Villa der Lothbroks fest, welche er kurz nach Lagerthas Verschwinden eingenommen und zu seinem neuen Hauptsitz erklärt hatte.

Ivar war größenwahnsinnig geworden und von Wut und Hass zerfressen. Und sowohl Hvitserk, als auch ich wussten dies. Dennoch waren wir bei ihm und versuchten für ihn da zu sein. Vor allem aber um ihn im Augen zu behalten und seine nächsten Schritte zu kontrollieren. Doch wie es so oft der Fall war, war Ivar einem so gut wie immer einen Schritt voraus und es war fast unmöglich ihn unter Kontrolle zu halten.

Vikings of Copenhagen | Teil II | - pausiert -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt