Kapitel 6 - Die Veränderung

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Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Aslaug hiervon die Besitzerin gewesen war. Nach außen hin hatte sie immer so edel und perfekt gewirkt und sollte dann im Geheimen dieses Bordell der Kuriositäten geleitet haben? Irgendwie kam mein Hirn mit dem Gedanken nicht wirklich klar. Dies war ein Ort, den ich bei normalen Umständen niemals in meinem ganzen Leben betreten hätte. Doch was war schon noch normal, seit ich mit den Lothbroks Zeit verbrachte?

Tina blieb plötzlich vor einer Tür stehen, die genau wie die Wände daneben in rotem Samt verkleidet war und von Rotlicht angestrahlt wurde.

„Da sind wir, ihr zwei Süßen. Das ist Aslaugs ehemaliges Büro, jetzt Livs. Ich geh mal zurück zu den anderen", sie lächelte mich breit an, ging an mir vorbei und blieb kurz neben Hvitserk stehen, „wehe du verschwindest, ohne dich von mir zu verabschieden!"

Er lachte schwach. „Werd ich nicht."

„Und falls doch, rede ich kein Wort mehr mit dir! Damit dir das klar ist, Hvitserk Lothbrok", sie blickte sich zu mir um, „hörst du Sofie? Wehe ihr geht, ohne Tschüss zu sagen", tadelte sie nun auch mich.

„Wir suchen dich nachher nochmal", erklärte ich lächelnd und beruhigte sie.

„Besser ist das. Und nun rein mit euch! Husch!", damit machte sie auf dem Absatz kehrt, wedelte ihre falsche Tina Turner Perücke hin und her und verschwand im Gang.

Ich mochte Tina. Von allen, die ich hier bis jetzt kennengelernt hatte, war sie die angenehmste.

Hvitserk trat neben mich und nahm meine Hand in seine.

„Alles klar?"

„Alles klar", erwiderte ich mit fester Stimme und klopfte mit der anderen Hand an die Tür.

Die Tür wurde uns binnen weniger Sekunden geöffnet und dahinter baute sich ein weiterer Security Mann auf und begutachtete uns mit einem bösen Blick.

„Wer seid ihr?"

„Ich bin Sofie, das ist Hvitserk. Ich bin hier um mit Liv zu reden. Ist sie da?"

Ohne ein Wort drehte er sich nach hinten um und ließ uns kurz alleine. Ich sah Hvitserk fragend an, doch auch er schien nicht zu wissen, was wir tun sollten, also warteten wir.

Er kam nach wenigen Augenblicken wieder zurück und öffnete uns die Tür ganz, um uns an ihm vorbei zu lassen.

Als wir eingetreten waren, schloss er die Tür hinter uns und führte uns einen weiteren Gang entlang. Auch hier war alles in rot gehalten und roch irgendwie süßer, als vorne bei den Bühnen. Als ob jemand ein Parfum auf dem Boden verschüttet hätte.

Wir folgten dem Security Mann schweigend bis zu einer weiteren Tür, die er uns jetzt aufhielt. Wir traten in einen dunklen Raum ein, ausgestrahlt mit warmen Licht. An den Wänden gab es viele gerahmte Fotografien von Stripperinnnen oder Dragqueens, Vorhänge verhüllten einen Durchgang, in den Ecken standen weich aussehende rote Sessel und am anderen Ende saß eine junge Frau hinter einem Bürotisch, die Füße auf der Tischplatte ausgestreckt und uns neugierig beobachtend.

Der Security Mann schloss die Tür hinter uns und war wieder verschwunden.

Langsam machte ich einen Schritt nach vorne, um die junge Frau bei dem schlechten Licht besser ansehen zu können.

Das war Liv.

Keine Frage.

Aber das war eine andere Liv, als die, mit der ich im Studium eine lustige Zeit gehabt hatte.

Vikings of Copenhagen | Teil II | - pausiert -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt