Kapitel 3

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»Komm schon Dany. Ich will es wissen. Wer war der mysteriöse Unbekannte? Das ganze Wochenende schon gehst du meinen Fragen aus dem Weg«, beschwerte sich Allison, als sie gerade eine Tüte Zucker in ihren Tee schüttete und umrührte. Seit sie Danielle und Sebastian auf dem Balkon gesehen hatte, war sie total neugierig.

Auf dem Maskenball stellte Danielle Sebastian ihrer besten Freundin vor, bevor er sich entschuldigte und im Getümmel der Spendengala verschwand. Danielle war zwar geknickt von seiner plötzlichen Flucht, ließ es sich aber nicht anmerken. Nun löcherte Allison sie mit allerhand Fragen, auf die sie selber keine Antworten hatte.

Zuerst der Tränenausbruch wegen Soraya, dann die erste Begegnung mit Sebastian und dann dieser magische Moment. Ständig musste sie an diesen Augenblick denken, es war so, als wäre die Welt stehengeblieben. Kein Autohupen, kein Gelächter, keine klirrenden Gläser und kein Wind. Alles war friedlich, ruhig und es gab nur sie und ihn.

Seine Augen- diese Mischung aus drei Farben - die ständig auf ihre Lippen geblickt hatten, dann noch die Berührung ihrer Hände. Es war zwar nur ein Händeschütteln, für Danielle war es jedoch eine Achterbahn der Gefühle. In Gegenwart von Männern war sie eher der unsichere und der freundschaftliche Typ.

Ihre erste, und auch einzige Beziehung, war Marc Bower, ein Steuerberater und Gewohnheitstier. Wenn Danielle in der Frühschicht mal Zeit hatte auf die Uhr zu sehen, konnte sie sofort sagen wo sich ihr damaliger Freund befand. Er war ein Kontrollfreak. Wie ein Soldat hielt er sich an einen fixen Zeitplan.

6:30 Uhr aufstehen, 7:00 Uhr frühstücken, 8:00 Uhr Arbeitsbeginn, 12:00 Uhr Mittagessen, 14:45 Uhr Nachmittagstee mit dem Chef, 17:00 Uhr Arbeitsende und so weiter und so fort. Auch das Zusammenleben mit ihm war eher ein Arbeitsverhältnis, als eine Beziehung. Und der Sex - falls sie mal Sex hatten- war von der langweiligen Sorte.

Da fehlte Feuer, Leidenschaft, Gefühl; etwas was Danielle immer schon wichtig war. Wie jede junge Frau träumte sie vom Traumprinzen: Einem Mann der sich nach ihr verzehrte. Sie war jemand, der nach Liebe gierte. - Nach richtiger Liebe. Nach lächerlicher, unbequemer, anstrengender Nicht-ohne-einander-leben-können-Liebe.

»Na komm schon Danielle. Ich sterbe hier vor Neugier. Ich brauche ein wenig Ablenkung von meinem öden Eheleben«, Ally reckte die Unterlippe hervor, schmollte in Danielles Richtung und schenkte ihr zu allem Überfluss auch noch den Dackelblick, mit dem sie alle um den Finger wickeln konnte. Danielle kniff die Augen zusammen, lächelte knapp und presste laut die Luft aus ihren Lungen.

»Ich kann nicht Näheres sagen. Ehrlich. Ich war auf dem Balkon und habe geweint, da die Sache mit Soraya wieder hochkam. Er hat meine Schluchzer gehört und mich gefragt ob alles okay ist.« Ihre beste Freundin nahm einen großen Schluck von ihrem Pfefferminztee, stützte ihre Ellbogen am Tisch und verschränkte ihre Finger ineinander.

Dabei fielen ihre langen, kastanienbrauen Haare über die Schulter und ihre braunen Augen weiteten sich vor Neugier. »Das ist ja sehr zuvorkommend. Und wie war er? Ich meine als ich euch entdeckt habe, sah es aus, als ob ihr euch gerade küssen wolltet«, stellte sie fest und blickte interessiert in Danielles blaue Augen.

»Naja, ich versuchte so schnell wie möglich vom Thema abzulenken. Ich meine, wer will schon mit einem wildfremden, maskierten Mann über seine verkorkste Gefühlswelt reden? Also haben wir uns einander vorgestellt und uns die Hand gereicht. Dann ...«, brach Danielle mitten im Satz ab.

Eigentlich konnte sie sich diese Gefühle selber nicht erklären. »Dann, was? Oh Süße, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!«, schimpfte Ally und lehnte sich genervt in den Stuhl im Café in dem sie frühstückten.

»Hör zu Ally, ich weiß nicht wie ich es erklären soll. Als sich unsere Hände berührten, was es so, als würde ein Feuerwerk in meinem Bauch explodieren. Ein Kribbeln ging durch meinen ganzen Körper und ich wollte einfach nur, dass er mich in den Arm nahm und küsste. Wieso ich so empfand, weiß ich nicht. Er wirkte so intelligent, ein wenig arrogant, sexy und charmant. Ach, ich weiß selbst nicht was mit mir los ist.«

Gestern und für immer LeseprobeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt