Kapitel 6

6.1K 252 12
                                    

Wutentbrannt stöckelte Katelyn durch die Fifth Avenue. Ihre Fassade begann zu bröckeln, die sie sich so mühsam aufgebaut hatte. »Wie kann er es wagen«, brummte sie, während sie um die Ecke bog, den Autoschlüssel aus ihrer Handtasche kramte und auf den Knopf zum Entriegeln drückte. Ihr weißer Aston Martin blinkte ihr einladend zu, sie riss die Tür mit voller Wucht auf, glitt hinein und knallte sie wieder zu. 

Sauer hämmerte sie auf das lederbezogene, weiße Lenkrad, wobei ihre schokoladenbraunen Haare ihr ins Gesicht fielen. Dabei dachte sie noch einmal über Sebastian nach. Sie kannte ihn schon zehn Jahre, ging mit ihm aufs College und war immer schon scharf auf ihn gewesen. Nachdem sein Gesicht entstellt wurde, sah sie ihre Chance und verführte ihn. Zu diesem Zeitpunkt trauerte er um die hochnäsige Anne und je wütender er auf sie war, desto besser war er im Bett. 

Er sah zwar schrecklich aus, doch der Sex war absolute Spitze; er wusste wie er Kate befriedigen konnte und bescherte ihr den besten Sex ihres Lebens. Niemals würde sie sich mit Sebastian in der Öffentlichkeit zeigen, zum einen, weil sein Gesicht aussah wie das einer Vogelscheuche, und zum anderen, weil sie verheiratet war. Ihr Ehemann Arnold Wellington, ein erfolgreicher Besitzer einer Hotelkette, war nie zu Hause und liebte seine Frau nicht. 

Sie war ein Vorzeigepüppchen, das gut für die Publicity war. Auf Fotos wirkten sie wie das perfekte Paar, doch der Schein trügte. Katelyn steckte den Schlüssel in das Zündschloss und lächelte kalt. Sebastian gehörte ihr, man musste ihn nur noch an diese Tatsache erinnern. Es muss einen Grund haben, dass er sie abgewiesen hatte und den würde sie herausfinden. Koste es was es wolle.


Liebe und Kunst zeigen nicht was schön ist, sondern was eben dadurch schön wird.


Karl Kraus


***

Danielle stand unschlüssig vor ihrem prall gefüllten Kleiderschrank,. Doch wie jede Frau hatte sie das Gefühl, nichts zum Anziehen zu besitzen. Sie nahm zwei Kleiderhaken aus dem Schrank und breitete die zwei Kleider, die darauf hingen, auf ihrem großen Bett aus. Nervös zupfte sie an ihrem Ohrläppchen, als sie das Für und Wieder der zwei Kleider abwägte. Der Ventilator, der über der Decke hing, wehte ihre Haare durcheinander und spendete ein wenig Abkühlung. 

Es war schwül und heiß und, obwohl der Sommer erst begonnen hatte, sanken die Tagestemperaturen nicht unter dreißig Grad. Danielle entschied sich für ihr khakigrünes Sommerkleid, das sie sich auf dem Markt in Syrien gekauft hatte. Es ging über den halben Oberschenkel, hatte dünne Träger und einen breiten, braunen Ledergürtel, der um die Taille ging. Dazu zog sie sich ihre neuen braunen Ballerina an. 

Nachdem sie ihre Wohnung verlassen hatte, das Stiegenhaus durchquerte und durch die zweiflügelige Eingangstür trat, blieb sie überrascht stehen. Genau gegenüber vor ihr, parkte die schicke schwarze Limousine mit der sie vor zwei Wochen zum Ritz gefahren war. Neal stieg aus, begrüßte sie mit einem freundlichen Nicken und öffnete ihr die hintere Wagentür. Die ganze Fahrt über sah sie aus dem Fenster. 

Es dämmerte bereits und so verschwammen die Hochhäuser in einem orangen Licht vor ihren Augen. Sie wusste nicht wo genau sich Sebastians Apartment befand, doch die Geschäfte und Gebäude wurden immer exklusiver und teurer, also nahm sie an, dass er in einem der wohlhabenden Vierteln wohnte. Der Wagen kam vor einem aus Glas verkleideten Hochhaus zum Stehen. Das Gebäude verschlug Danielle die Sprache, es war vollkommen, Außen und Innen. 

Im Foyer dominierten zwei Farben, Weiß und Schwarz und, ergänzten sich perfekt. Der Boden war aus weißem Sandstein, die ganze Einrichtung war schwarz: Der Schalter des Portiers, die Sitzecke im hinteren Teil des Raumes und sogar die Vorhänge. Das Gebäude war wahrlich eine Augenweide und von atemberaubender Ausstattung. Neal führte Danielle zu einem Fahrstuhl, drückte den Knopf der rot aufleuchtete und wandte sich wieder Danielle zu. 

Gestern und für immer LeseprobeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt