Kapitel 2

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Die Reaktionen auf die Rede war überwiegend positiv. Danielle wurde von poteziellen Spendern und Bewunderern richtig belagert. Allerdings erntete sie auch viele missbilligende Blicke von einigen weiblichen Gästen, da die meisten von Danielles Gesprächspartnern männlich waren.

Damon, der die erste Version der Rede verfasst hatte, sah die ganze Zeit böse in Danielles Richtung. Sie konnte nur ahnen, wie sauer er auf sie war. Beide bekamen sich öfter mal in die Wolle, wie es bei Freunden so üblich war, doch dies war etwas anderes. Es ging hier nicht um private Angelegenheiten, sondern um die Arbeit. Je öfter sie ihn ansah, desto mehr wurde ihr sein kalter Blick bewusst. 

Er mahlte mit dem Kiefer, presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und sein Blick war dunkel. Irgendwie schafften es Danielles Gesprächspartner sie doch von ihrem Boss abzulenken. Wie Ameisen ein Stück Kuchen umzingelten sie die Befürwörter, doch die ganze Aufmerksamkeit die ihr zuteil wurde, war ihr nicht geheuer. Schließlich ging es nicht um Danielle, sondern um die Ärzte ohne Grenzen oder besser gesagt, es ging um Soraya. 

Der Gedanke an dieses liebevolle Mädchen schmerzte; an ihr herzhaftes Lachen zu denken, ließ ihrer Trauer freien Lauf. Plötzlich wurde ihr die ganze Menschenmenge zu viel: Sie wollte weg, alleine sein. Sie entschuldigte sich, wollte so schnell wie möglich an die frische Luft. 

»Wo wollen sie hin? Die Tombola beginnt gerade«, rief ihr ein Mister Walter Herold von Garlingen hinterher, der sie schon den ganzen Abend lang mit den Augen auszog. Danielle war er von Anfang an unsympathisch, da er nur über Geld, Aktien und seiner Ach so tollen Yacht sprach. 

Am liebsten wäre sie schon längst nach Hause gefahren, hätte sich eine Flasche Wein aufgemacht und einen Film angesehen. Doch sie hatte versprochen auf Allison, ihre beste Freundin, zu warten. »Und? Kommen Sie?«, rief Walter, reichte ihr die offene Handfläche und sah fragend in Danielles Augen. 

»Ich komme später nach«, log Danielle, schnappte sich ihre Tasche und schlich auf den Balkon. Zu ihrem Glück war er leer. Der Sommer hatte erst begonnen, doch die Nächte waren schon angenehm. Erleichtert ging Danielle zum Balkongeländer, war froh endlich für sich zu sein und sah auf die belebte Straße hinunter. 

Sie sah auf die Menschenmenge, die sich ihren Weg durch die Fifth Avenue bahnte. Das Heulen von Sirenen drang in ihre Ohren und die verschiedenen Lichter der unzähligen Autos verschwammen vor ihren Augen. Erst da bemerkte die junge Frau, dass sie weinte und die Tränen ihr Make-Up ruinierten. Nach so vielen Monaten über Soraya zu sprechen ließ die ganzen aufgestauten Emotionen hochkommen.


Gleich als sie nach Syrien kam, lernte sie Soraya kennen. Eigentlich sollte Danielle sich im Camp eingewöhnen und nach einem langen Flug ausschlafen. Doch der Jet Lag nagte noch an ihr, deshalb beschloss sie spazieren zu gehen und die Stadt zu erkunden. Es war stickig heiß, die weiße Tunika klebte an ihr und der bodenlange schwarze Rock ebenfalls.

 Die Sonne brannte auf ihr Gesicht, als sie durch die Märkte schlenderte. Es herrschte hektisches Treiben, überall drängten sich Menschen durch die engen Gassen. Die Händler schrien, boten ihre Waren an und ein würzig, herber Duft drang in ihre Nase. Trotz der ungewohnten Umgebung, fühlte sie sich wohl und erkundigte das Dorf auf eigene Faust.

Die feindlichen Rebellen ließ sie außer Acht. Während sie die Gegend außerhalb des Treibens in der Stadt bestaunte, wurde die Stille durch ein lautes Bellen durchbrochen. Eine kleine pechschwarze Katze schoss auf Danielle zu und ehe sie sichs versah, verschwand sie unter ihrem Rock. Unmittelbar tauchten aus der Ecke zwei Straßenhunde auf, die anscheinend jagd auf das Kätzchen machten. Sie erschnüffelten es, trauten sich jedoch nicht auf Danielle zuzugehen, weshalb sie wieder kehrt machten. 

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