»Ich sollte echt Stylistin werden.« Allison schnalzte genüsslich mit der Zunge, legte den Pinsel, mit dem sie den Lidschatten aufgetragen hatte, aus der Hand und blickte auf Danielle herunter. Den ganzen Nachmittag lang waren die zwei Freundinnen auf der Suche nach dem perfektem Kleid; immerhin war es das Ritz Hotel und nicht irgendein Motel.
»So jetzt darfst du gucken.« Seit sie angefangen hatte Danielle für das Treffen mit Sebastian Keller zu stylen, war es ihr verboten gewesen in den Spiegel zu sehen. Sichtlich nervös drehte Danielle sich um, hob überrascht die Brauen und lächelte ihr Spiegelbild an. Sie sah total verändert aus, glich eher einem Filmstar, als einer Ärztin. Ihre langen, blonden Haare waren locker hochgesteckt worden, wobei ihr ein paar lose Strähnen ins Gesicht fielen.
Zu ihrer Erleichterung hielt sich Allison mit dem Make-Up zurück, ein wenig Puder, ein bisschen Lidschatten und Mascara. Ihr rundes Gesicht wurde durch zartes Rouge markanter und hob die Wangenknochen hervor. Einen Kontrast bildeten ihre Lippen, denn der burgunderrote Lippenstift, passte perfekt zu ihrem bodenlangen, schulterfreien Kleid im Meerjungfrauenschnitt. Der weiche Seidenstoff schmiegte sich an Danielles Körper, betonte ihre Kurven und passte wie eine zweite Haut.
Danielle gefiel, was sie sah und tief in ihr wünschte sie sich, dass es Sebastian auch gefallen würde. »Und?«, fragte Allison neugierig und grinste über beide Ohren. »Na was glaubst du denn?«, neckte sie ihre Allison. »Ich liebe es Süße, danke dir vielmals. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich gemacht hätte«, sprach Danielle und nahm ihre Freundin fest in den Arm.
Und es stimmte: Schon seit mehr als zehn Jahren war Ally ein wichtiger Teil ihres Lebens und immer an ihrer Seite. Beide lernten sich auf dem College kennen und lieben, waren Erstsemester und studierten Medizin. Anders als Danielle entschied sich Allison für die plastische Chirurgie, hatte vor zwei Jahren eine Praxis in Manhattan eröffnet und war seit zehn Jahren mit ihrer ersten großen Liebe, Michael zusammen.
Letztes Jahr folgte die Traumhochzeit in Aspen, was ihre Liebe komplett machte. Insgeheim hatte Danielle ihre Freundin schon immer beneidet, egal was sie anfing, es gelang ihr auf Anhieb. Danielle sah sich in Punkto Aussehen, als gesunden Durchschnitt. Allison hingegen glich einer Traumfrau. Der Körper trainiert, schlank und doch kurvig. Ein makelloses Gesicht und lange braune Haare. Michael konnte sich wahrlich glücklich schätzen.
»Also Dany, du siehst echt heiß aus. Es würde mich nicht wundern, wenn er dir eine Summe in Millionenhöhe spenden würde«, zwinkerte sie. Sie schnappte sich ihre Tasche und küsste Danielle auf die Wange, bevor sie aus dem Badezimmer verschwand.
Ihre Nervosität erreichte den Höhepunkt, als die Türklingel ertönte. Danielle zog sich ihren schwarzen, dünnen Trenchcoat über, schnappte sich ihre dazu passende Clutch und öffnete die Haustür. Vor ihr stand ein rundlicher Mann Mitte vierzig, dunkelhäutig, glatt rasiert mit kurz geschorenen schwarzen Haaren. Er trug einen dunkelblauen Anzug und lächelte sie an.
»Schönen guten Abend, Miss Morgan. Mein Name ist Neal. Dürfte ich Sie bitten mich zu begleiten? Mister Keller wartet schon auf Sie.« Seine Stimme war sanft und passte so gar nicht zu seiner Statur. Danielle erwiderte sein aufrichtiges Lächeln, schloss die Tür und folgte dem Chauffeur aus dem Stiegenhaus zu einer schicken schwarzen Limousine. Die Marke konnte sie nicht erkennen, doch das Auto sah sehr edel und teuer aus.
Neal hielt ihr die hintere Wagentür auf und reichte ihr seine freie Hand, die sie sofort ergriff. Entgegen ihrer Erwartungen konnte sie sich gut in diesem hautengen, burgunderroten Kleid bewegen. Auch das Einsteigen ins Auto stellte kein Problem dar. Er schloss die Tür, umrundete den Wagen, stieg selber ein, schnallte sich an und startete den Motor. Auch das Innere wirkte stilvoll auf Danielle: Die Sitze waren mit schwarzem Leder bezogen, die Griffe und Knöpfe mit Chrome veredelt.
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Gestern und für immer Leseprobe
Romance»Wer kann schon ein Monster lieben?« Danielle fühlt sich ihrer Umgebung seit ihrer Stationierung in Syrien oft fern - ohne es jemals zuzugeben. Zu gern würde sie der Welt die Maske herunterreißen, den Reichen und Schönen zeigen, dass es um mehr als...