~Der Fremde~

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Auch wenn es mein Geburtstag ist und mich meine kleine Schwester anfleht nicht zu gehen, ist es trotzdem Samstag, mein Schlittschuhtag. Ich liebe es, schon als kleines Kind habe ich jedes Winterwochenende auf dem Eis verbracht. Nachdem wir ein Stück Kuchen gegessen und ich mich fertig gemach habe, schnappe ich mir meine Schlittschuhe und lauf aus dem Haus. Doch meine Schwester versperrt mir den Weg. Ich muss ihr erst versprechen, dass ich nicht all zulange weg bleiben werde, bis sie mich durch lässt. Für ein fünf jähriges Mädchen ist sie wirklich sehr stur.

Als ich die Haustür öffne, ich mir meine Mütze aufsetze und die kalte Winterluft mir entgegen kommt, fühle ich mich frei.

Mit schnellen Schritten lasse ich unser Haus hinter mir und verschwinde im Wald. Wir wohnen am rande eines kleinen Dorfs, wo jeder jeden kenntt.

Unser Haus befindet sich dicht am Wald, was ich früher eher unheimlich fand.

Doch habe ich mich in den letzten Jahren immer mal wieder auf Entdeckungsreise begeben und habe feststellt, dass der Wald nicht gruselig sonder wunderschön ist. Ganz in der Nähe von unserem Haus befindet sich ein kleiner See,  in dem man im Sommer prima Baden und im Winter Eislaufen kann, da er sehr schnell zufriert.  Freudestrahlend laufe ich  weiter und es dauert nicht lange, bis ich den See sehen kann.

Doch zu meiner Überraschung, war ich nicht die Einzige, die Eislaufen will, denn so wie es aussieht, läuft ein Junge bereits seine Runden auf dem Eis. Es wundert mich jemanden hier zu sehen, normalerweise bin ich die einzige Person die von diesem See weiß. Da die meisten Leute sich nicht in den Wald trauen. Sie meinen er sei anders als andere Wälder. Ich bleibe stehen und sehe dem Jungen zu, wie er voller Leichtigkeit und Anmut über das Eis schwebt. Ich versuche das Gesicht des Jungen zu erkennen....doch gelingt es mir nicht, jedes mal wenn er kurz in meine Richtung sieht, wird mein Blick unscharf.  Ich blinzel um wieder klar sehen zu können, doch nützt es nichts. Ich weiß eins, nämlich das ich ihn noch nie gesehen habe. Er ist groß und schlank aber nicht  schlaksig. Er trägt enge Hosen, weiße Schlittschuhe und einen Mantel. Er hatte dunkle  Haare  ...und irgendetwas schien auf seinem Kopf zu reflektieren, aber ich kann es nicht erkennen.
Ein seltsames kribbeln breitet sich in mir aus. Mir wird warm...sogar schon heiß und etwas schmerzt auf meinem Dekolleté. Ich greife danach und es ist meine Kette die glüht... aber wieso?

Ich höre das scharfe Bremsen von Kufen auf dem Eis und sehe auf. Der Junge  sieht mich überrascht und etwas geschockt an. Als sich unsere Blicke treffe, bleibt mir der Atem weg, den nun konnte ich sein Gesicht  sehen .Er hat weiche Züge, das lässt  ihn jungenhaft wirken. Eine  gerade spitze Nase und wohlgeformte Lippen sind leicht gerötet von der Kälte. Doch das was mich so fastziniert, sind seine Augen. Sie sind so hellblau wie das Eis und ebenso kalt. 

Als ich es schaffe wieder Luft zuholen, ist er weg. Ich blinzel verwirrt doch er ist einfach weg. Ich renne zum See und schau mich um, aber es gibt keine Spur von ihm. Selbst auf dem Eis sind keine Schlittschuhspuren zu sehen.  Langsam beuge ich mich vor doch alles was ich sehe ist die Spiegelung von meinem Gesicht. Meine Augen sind weit aufgerissen und blicken mich verwundert an, die bräunlich, grüngelbe Färbung wird durch das Eis verstärkt. Meine Nase war wie immer wenn es kalt ist, rot. Einzelne blonde Strähnen haben  sich aus meiner Mütze gelöst und hängen mir im Gesicht. Ich atme tief ein und stehe wieder auf, ziehe mir die Schlittschuhe an und laufe los.Ich fühle wie ich mich entspanne und alles um mich in Vergessenheit gerät. Das gleitene Geräusch der Kufen auf dem Eis ist wie Musik in meinen Ohren und ich lasse mich im Hier und Jetzt fallen.

Ich merke erst viel zuspät,  das sich auf dem Eis Risse gebildet haben und ich keine Chance mehr habe vom Eis zugelangen, als es unter mir knackt, dass Eis bricht und ich in das kalte Wasser falle. Ich bin zu geschockt um zu reagieren, dass kalte Nass  raubt mir die Luft und ich versank voller Panik.  Ich rudere mit den Armen um an die Oberfläche zu gelangen,  doch meine schwere, nasse Kleidung zog mich nach unten.  Das Wasser um mich herum ist still und fremd, die Angst zu ertrinken breitet sich in mir aus, als ich plötzlich  ein junges Mädchen neben mir sah, welches mich teuflisch anlächelt.

Ich sehe sie geschockt an und versuche zu fliehen, doch sie war schneller. Sie glitt an  mir vorbei und da sah ich die Schwanzflosse.  Ich strampel um mein Leben doch komm nicht vom Fleck. Das Mädchen schwimmt immer im Kreis um mich herum und ich höre wie sie anfängt leise zu singen. Mein Verstand muss mir ein Streich spielen, anders kann ich es mir nicht erklären. Nixen gibt es nicht da bin ich mir sicher. Ich rudere mit den Armen und strampel mir den Beinen, doch ich merkte das ich kaum noch Luft und Kraft habe, also ließ ich mich fallen und hoffe, dass meine Mutter und meine Schwester es irgendwann verkraften wenn ich jetzt sterbe. Ich weinte, denn ich will nicht sterben, nicht jetzt nicht heute an meinem Geburtstag. Ich habe noch so viel vor in meinem Leben. Ich merke wie meine Lunge brennen und sich nach Sauerstoff verzehren....ich lasse meine Arme nach oben gleiten , sehe in das Gesicht des Mädchens welches nun direkt vor mir schwimmt und mich berührte. Sie weicht zurück und flüstert  'Prinzessin'.

Ihr Gesichtsausdruck verändert sich, aus dem teuflischem Grinsen wird ein erstauntes " Oh".  Es sieht aus als würde sie sich verbeugen, doch genau kann ich es nicht mehr sehen, denn plötzlich zerrt mich ein Arm nach oben. Ich spüre wie die Eisoberfläche immer näher kommt und ich mit einem Ruck aus dem Wasser gezogen werde. Mit einem erstickendem Schrei zieh ich die kalte Luft in meine Lungen ein und spüre wie sich wieder Leben in mir sammelt. Ich beginne zu frieren , mein Körper zittert und meine Zähne klappern, als ich langsam meine Augen öffne. Zuerst ist alles weiß und grell, doch dann klärt sich mein Blick und ich sehe in eisblaue Augen, bevor alles um mich herum schwarz wird.

ElfenlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt