Folge 25: Torture - Part I

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Autor der Geschichte: Leezah97

Mit einem lauten Knall fällt die Tür hinter mir ins Schloss. Meine Stiefel geben ein dumpfes Knirschen von sich, während ich den dunklen Gang entlang laufe. Zu meinen Seiten befinden sich alle paar Meter verriegelte Türen. Die Neonröhre, die an der Decke angebracht ist, flackert und taucht den Gang in ein schwaches, oranges Licht. Wenn ich genau hinhöre, kann ich das leise Wimmern hinter einigen der dicken Stahltüren wahrnehmen. Ein leichtes Grinsen umspielt meine Lippen. Nach wenigen Metern habe ich mein Ziel erreicht und bleibe vor einer der Türen stehen. Etwa auf Augenhöhe ist eine Kreidetafel angebracht, auf der ich mir die Nummer meiner Kreation notiere.

M28011 steht auf dieser Tafel.

Ich stoße die Tür auf und bleibe einen Moment an der Schwelle stehen. Dunkelheit empfängt mich. Die Luft ist abgestanden und der Geruch von Blut, Schweiß und Urin ist beinahe erdrückend. Der Raum selbst ist etwa 5 m² klein und sowohl die Wände als auch der Boden sind aus Beton. Keine Fenster, keine Möbel, kein Licht. Wenn die Tür hinter mir geschlossen ist, herrscht Dunkelheit. Jetzt drängt der künstliche Schein der Neonröhre die Schwärze ein wenig zurück. Zumindest weit genug, dass ich ohne Schwierigkeiten meine Kreation betrachten kann. In der Mitte des Raumes steht ein hölzerner Stuhl, dessen Sitzfläche ich entfernt habe. Auf eben diesem Stuhl ist ein nackter Mann fixiert. Unter ihm auf dem Boden steht eine Vase in der ein Bambusspross gedeiht. Stahlketten halten den Mann in einer sitzenden Position fest, sodass er sich keinen Millimeter rühren kann. Lediglich den Kopf kann er noch bewegen, allerdings ist dieser auf die schmale Brust gesunken. Entweder er schläft oder er ist bewusstlos. Ich trete an den Mann heran, packe einen Schopf seiner braunen Haare und ziehe seinen Kopf zurück. Kein Ton dringt zwischen den spröden Lippen hervor, er öffnet bloß die Augen einen Spalt breit und schließt sie dann gleich wieder. Ein zufriedenes Lächeln umspielt meine Mundwinkel – er hat seine Lektion gelernt. Ich beuge mich zu seinem Ohr hinunter. „Ich fürchte unsere gemeinsame Zeit endet heute." Diesmal reißt er die Augen auf und sieht mich verwirrt an. „Glaub mir, ich habe es genossen. Aber es wird Zeit für dich zu gehen." Bei diesen Worten tritt ein Ausdruck in seinen sonst so trüben Blick, den ich schon oft gesehen habe. Ein Funken Hoffnung erhellt die braune Iris. Hoffnung gepaart mit dem Wunsch zu sterben. Er denkt, dass ich ihn endlich töten werde – er hat mich auch oft genug darum angefleht. Aber ich habe andere Pläne.

Ich hole das Jagdmesser aus dem Fach an der Innenseite meiner Jacke hervor und trenne damit den Daumen von seiner rechten Hand ab. Der Mann stöhnt nur leise, während Blut aus der Wunde läuft und seine Finger unkontrolliert zucken. Ich hebe den Daumen auf, wickle ihn in ein Taschentuch ein und verstaue dieses erstmal in meiner Jackentasche. Darum kümmere ich mich später.

Jetzt muss ich erst mal das alte Modell loswerden und mich auf die Suche nach einem Neuen machen.

Ein neues Modell, das ich ein Jahr lang nach meinen Vorstellungen formen werde.

Die Würde des Menschen ist unantastbar.

So sehen es die Menschenrechte vor. Niemand soll körperlichen oder seelischen Qualen ausgesetzt werden. Niemand soll durch die Hand eines anderen Schmerzen erleiden. Grundsätzlich ist es gut, dass wir diese Gesetze haben. Dass Folter abgeschafft wurde. Es gibt nur zwei Punkte, die dieses ganze wundervolle Konstrukt ins straucheln bringen:

1. Viel zu viele Menschen werden trotzdem noch gefoltert.

2. Die Strafe, die die Täter erhalten, wenn sie verurteilt werden, ist viel zu gering.

Ich muss es wissen, schließlich habe ich es zu meiner Aufgabe gemacht Opfer von Folterungen zu betreuen. Ursprünglich war es mal mein Ziel Kriminalpsychologin zu werden und ich habe auch mein Studium in diesem Fach abgeschlossen, aber dann habe ich eine Frau namens Valentina Otega getroffen. Und ihr Schicksal hat mein Leben verändert. Während meines Studiums habe ich ein Praktikum bei der Polizei gemacht und dort mit dem Psychologen gearbeitet. Er hat mich viel gelehrt. Unter anderem, wie man an der Körpersprache erkennen kann, ob jemand lügt oder wie man mit Menschen umgehen sollte, die gerade etwas Traumatisches erlebt haben. Oft hat er mich auch bei Verhören zusehen lassen und mich immer wieder gefragt ob derjenige lügt oder die Wahrheit sagt. Ich habe ihm nie die falsche Antwort gegeben. Jedenfalls haben wir eines Tages bei einem Verhör zugesehen, das ich nie wieder vergessen werde.

Dennis Feron presents: Horrordome The SeriesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt