Kapiel 2

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Gegen die Nacht können wir nicht ankämpfen, aber wir können ein Licht anzünden." - Franz von Assisi

Heiße Tränen brannten plötzlich in seinen Augen, die er verzweifelt versuchte zu unterdrücken, als seine linke Hand den strammen Verband an seinem freigelegten rechten Handgelenk ertastete.
Die Wunden brannten nicht mehr, waren fast schon verheilt, doch die dünnen, feinen Narben, die noch vor wenigen Tagen mit ihm in den späten einsamen Nächten geweint hatten, schmerzten nun beim bloßen Gedanken.

Zu was hat ihm diese Welt, die gleichzeitig sein Zuhause war, bloß gemacht?
Wenn er könnte, würde er einen anderen Planeten bewohnen, einen anderen Ort suchen, an welchem er glücklich mit seiner Familie leben konnte, aber wohin denn?
Es gab doch nur diese eine Erde.
Es gab doch nur diesen einzigen Ort, weshalb also zerstörte man ihn so sehr, dass er am Ende seiner Kräfte und nur noch eine dunkle Zukunft anzusehen war.
Es gab doch keinen einen anderen, zu welchen man fliehen könnte, warum achtet man also nicht auf die Welt?
Und warum tat man sich gegenseitig so sehr weh, so voller Brutalität und Hass?

Schritte, die laut in seinen rauschenden Ohren hallten, brachten den aufgelösten Jimin zurück in die Gegenwart, die ihm jedoch ganz und gar nicht behagte.
Seine geröteten Augen schnellten zur Person, die interessiert am Handy hing, den großen und schwer aussehenden Militärrucksack ohne Probleme auf seinen breiten Rücken trug und die vollgepackte Hängetasche über seine Schulter hatte. Seine muskulösen Arme spannten sich kurz an, als er die Tasche richtete, welche beim Gehen etwas weg gerutscht war.
Er lächelte, während seine Finger schnell über den Bildschirm flogen und klackende Geräusche von sich gaben. Seine großen weisen Zähne kamen zum Vorschein, als das Lächeln auf seinen Lippen herzlicher wurde und ein leises Lachen, fast schon ein Glucksen, von ihm zu hören war.

Jimin musste den Blick bedauerlich abwenden, konnte nicht ertragen zu wissen, dass er sich in das Gedächtnis dieses jungen Mannes, den er doch gar nicht kannte, aber so viel Lebensfreude ausstrahlte, einbrennen würde und das nicht auf die schöne Art und Weise.
Aber vielleicht auch nicht, denn der junge Mann, der auf den Namen Jung Hoseok hörte, hatte in seinem Leben als Soldat wahrscheinlich schon viel schlimmeres als einen einfachen Suizid mit erlebt.

Doch, warum strahlte er noch so stark, während Jimin der Dunkelheit zum Opfer fiel? Genau wusste es auch Hoseok nicht, der sich selber oft die Frage stellte. Hoseok war keiner der Soldaten, die nach einer anstrengenden Mission im Kriegsgebiet eine Therapie benötigten, auch war er keine Person, die sich von all den schlimmen Taten beeinflussen ließ.
Hoseok war ein Mann, der glaubte und hoffte. Etwas, was viele heutzutage verlernte oder gar nicht erst erlernten.

𝕃𝕚𝕘𝕙𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕊𝕙𝕒𝕕𝕠𝕨// 𝕁𝕚𝕙𝕠𝕡𝕖Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt