Das Glück ist wie die Sonne. Ein wenig Schatten muss sein, wenn es dem Menschen wohl werden soll." - Otto Ludwig
„Deine Haut..." fing der Soldat ruhig und schwermütig an, dabei legte er seine Finger an den strammen weisen Verband, die die tiefen von Verzweiflung erschaffenen Wunden bedeckte. Unwillkürlich zuckte Jimin auf, wollte sein Handgelenk und das Ergebnis seiner Schwäche verstecken, doch er zwang sich es nicht zu tun. Dieses eine mal, wollte er nicht das tragische Opfer seiner Angst werden.
Stattdessen blieb er ruhig, auch nachdem Hoseok wieder sein Wort gefunden hatte.„... sie ist kein Stück bedeutungsloses Papier, also bitte schneide es nicht."
Jimins Atem stockte kurz, als die Worte sein Gehirn erreichten und die Information blitzschnell durch seinen ganzen Körper geschickt wurde.
„Deine Gefühle zeugen nicht von Schwäche, also verstecke sie auch nicht." Vom Verband wanderten seine Hände zu seinen Schultern, übten sanften Drück aus, als das verräterische Glitzern der warmen Tränen zurück kehrte.
„Und dein Leben Jimin, es ist weder ein Buch noch ein Film, also bitte beende es nicht." Zuletzt legten sich seine beiden Hände an die weichen Wangen des Jüngeren, den er gerade nichts lieber als umarmen möchte. Ihn fest an sich drücken und zumindest für einen Moment einen Platz der Sicherheit geben würde.
Bedächtig wischten seine Finger über die erröteten Wangen, strichen die dicken Tränen weg, denn Hoseok fand, dass die salzigen Tropfen nichts im Gesicht des hübschen Jungen zu suchen haben.
„Versprich es mir, ja?"
Hoseok stemmte sich hoch, nahm seine Hände von der Haut Jimins weg, wo sich plötzlich eine erschreckende Kälte legte und Jimin kurz unwohl fühlen ließ. Stattdessen griff der Soldat mit seinen Händen nach dem schweren dunkelgrünen Rucksack und seiner Hängetasche, die er sich mit Leichtigkeit auf den breiten stämmigen Rücken warf und etwas zurück rückte, als schon die Lichter der Bahn die Gleisen erhellten.
„Warum hört es sich so an wie ein Abschied?" Große mit Angst gefüllten Augen blickten zu Hoseok hinauf und der Ältere würde lügen, wenn ihm dieser Anblick nicht weh tat. Es wird höchst wahrscheinlich ein Abschied für die Ewigkeit sein, oder vielleicht auch nicht, doch die zweite Option wollte er nicht in Erwähnung ziehen, denn dafür müsste ein Wunder eintreffen.
Aber sollte er ihm das so sagen? Ihm sagen, dass sein Bauchgefühl recht hatte und es sich wie ein Abschied anhörte, weil es auch einer war?„Ich weis nicht warum. Vielleicht bildest du es dir ja auch ein?"
Meinte Hoseok nur, versuchte sein Lächeln aufrecht zu erhalten, doch er scheiterte kläglich.„Also ist es kein Abschied?" Hoffnung keimte in Jimins Innerem auf, da der Gedanke diesen Mann nie wieder zu sehen, weh tat und die bekannten Schmerzen im Bauch verursachte, als hätte er etwas schlechtes gegessen oder würde kurz vor einer lebenswichtigen Prüfung stehen.
Hoseok aber antwortete nicht mehr, sondern machte schon die ersten Schritte zur Bahn, die nun zum Stillstand kam und seine Türen öffnete, um den Soldat endlich zu seinem gewünschten Ziel bringen zu können.
„Werden wir uns wieder sehen?!"
Die laute Stimme von Jimin halte durch die ganze U-Bahn Station, brachten den Rotbraunhaarigem zum aufzucken. Er hatte nicht gemerkt wie Jimin energisch aufgestanden war, seine Hände fest zu Fäusten geballt hatte, denn er konnte nicht den Gedanken und das Gefühl aushalten, ihn niemals wieder sehen zu werden.
Als würde man ihn unter Wasser drücken, quälend lange, bis seine Lungen sich in all dem Schmerz nach Sauerstoff sehnten.Sein Herz schlug plötzlich schneller, Schweiß bedeckte seine Hände und alles in ihm überschlug sich, wie eine kräftige laute Welle am Strand, die alles erbarmungslos mit sich riss.
„BITTE... Ich... Ich will dich wieder sehen. Versprich mir, dass wir uns wieder sehen werden. Versprich es mir, damit ich dein Versprechen auch halten kann!"
Jimin schrie. Er schrie und ihm war es egal, ob ihn irgendjemand hören konnte. Zumindest sollte Hoseok es höre und das tat der Ältere dann auch, wendete sich zurück an Jimin, direkt nachdem sich die Glastüren schloss und nur kurz danach die Bahn sich schon in Bewegung setzte und mit lautem Krach davon fuhr.
Aber Jimin konnte das helle Lächeln sowie das zustimmende Nicken von Hoseok mehr als nur genau erkennen.
Und das war auch das letzte, was er in den nächsten Jahren von Hoseok, dem Soldaten, der ihm nicht nur das Leben rettete, in Erinnerung behielt.
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𝕃𝕚𝕘𝕙𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕊𝕙𝕒𝕕𝕠𝕨// 𝕁𝕚𝕙𝕠𝕡𝕖
Fanfiction„Es ist die Welt die dich zu dieser Entscheidung geritten hat?" Jimin konnte nicht mehr. Jimin wollte nicht mehr. Es war die Welt die ihn krank machte, zerstörte, denn die Bilder der leidenden Menschen ließen ihn nicht in Ruhe. Doch es sollte nicht...