Kapitel 8

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"Ohne Schatten gibt es kein Licht, man muss auch die Nacht kennen lernen." - Albert Camus

„Es ist die Welt, die dich zu dieser Entscheidung geritten hat?" fragte Hoseok ein weiteres Mal um sichere zu gehen, dass er auch nichts falsch verstanden hatte. Der Soldat verstand es, auch wenn es für ihn immer noch kein Grund war, sich das Leben zu nehmen, schließlich gehört zu etwas Schönem auch etwas Schlechtes, ansonsten funktioniert das, was man Leben nennt, nicht.

Und genau dies versuchte er in diesen wenig bleibenden Minuten, den am Grunde liegendem Jungen zu erklären, mit Erfolge, denn mit der neuen Erkenntnis, mit den neuen Werten und dem neu gewonnene Optimismus von Hoseok, brachte Jimin in den nächsten kommenden Jahren viel zu Stande.

Es war nur ein ernüchterndes Nicken von Jimin, der seine Augen nicht von den Gleisen nehmen konnte, auf denen er eigentlich liegen müsste, Blut überströmt und Tod.
Einfach nur weg.
Erlöst von dieser Welt.

„Weist du, ich habe als Soldat extrem viel schlimmes gesehen. Von irgendwelchen Bombardierungen auf unschuldiger Dörfer bis hin zu verstümmelten Kindern, habe ich alles gesehen und sogar mehr, aber ich brauchte dafür nie eine Therapie, zumindest keine, welche länger als ein Halbes Jahr ging und soll ich dir auch sagen warum?"

Hoseok schenkte Jimin ein aufmunterndes Lächeln. Dass die Zeit rückte, war ihm in diesem Moment egal, da er das kleine Glitzern eines Kämpfers in den braunen Augen des Blondhaarigen plötzlich erkannte.
Er war stark.
Ein Kämpfer, vielleicht auch ein Held, den die Welt um jeden Preis brauchte.

Der Ältere nahm wieder das Wort auf, kaum erkannte er das Nicken von Jimin, diesmal zumindest etwas deutlicher.

„Ich weis, dass auf dieser Welt nichts Schönes geschehen kann, wenn man auch nicht dafür bereit ist, die Folgen in Kauf zu nehmen.
Es gibt das Sprichwort „Ohne Schatten kein Licht" und das ist auch richtig so.
Wenn du möchtest, dass das Licht der Sonne auf dich strahlt, dann musst du damit auch rechnen, dass dafür ein Schatten erzeugt wird.
Sag mir Jimin, magst du den Regenbogen? Also vom Aussehen her."

„Ja..." krächzte Jimin. Sein Hals tat etwas weh.

„Du kannst keinen Regenbogen erwarten, wenn du nicht auch bereit bist, den Regen dafür in Kauf zu nehmen. Schließlich braucht die Sonne den Regen, um so etwas schönes zu kreieren. Beide schaffen es nicht alleine, nur gemeinsam und im Gleichgewicht.
Und so leid es mir auch tut es dir zu sagen, dies trifft auch auf die Welt zu, in der wir alle Leben. Du kannst dir keine Welt wünschen, in welcher es nur gutes gibt.
Nur gute Menschen, Gerechtigkeit, nie schlechtes Wetter und keine Schmerzen und Leid-..."

„Warum denn nicht?!"

Es entstand ein Schweigen, in welcher Hoseok stumm Jimin beobachtete, der mit seiner wütenden Stimme und von Verzweiflung gequältes Gesicht Hoseok unterbrach.
Die nächsten Worte von Hoseok brachte den Jüngeren zum Stocken, zum Nachdenken, denn tatsächlich hatte Jimin die Welt noch nie in diesem Blickwinkel beobachtete, wegen der Blindheit, die sich um sein Verstand legte.

𝕃𝕚𝕘𝕙𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕊𝕙𝕒𝕕𝕠𝕨// 𝕁𝕚𝕙𝕠𝕡𝕖Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt