Kapitel 7

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"Wie können wir das Leben ertragen, wenn wir dauernd in Sümpfe bitterer und oft ungerechtfertigter Selbstbeschuldigungen fallen? Allmorgendlich kehrt das Licht wieder und damit auch die Möglichkeit, uns zu bessern." - Elizabeth von Arnim, Elizabeth auf Rügen

„Dann sag mir verdammt nochmal, weshalb die Menschen sich gegenseitig umbringen, wenn unsere Leben doch so wertvoll sind!! Erklär mir, weshalb im nahen Osten die Talibanen ihre Mitmenschen umbringen, nur weil sie eine andere Religion angehören!
Sag mir, weshalb die Afroamerikaner in Amerika wegen ihrer dunkleren Hautfarbe von den Polizisten umgebracht werden, obwohl sie unschuldig sind und die Polizisten doch eigentlich dafür da sind, um sie zu schützen. Georg Floyd wurde umgebracht, von einem Polizisten, obwohl er gar nichts getan hatte und darum gebeten hatte, aufzuhören, weil er keine Luft mehr bekam.
Und macht mir einer endlich mal klar, weshalb wir Menschen unsere Welt so zerstören und ausbeuten. Tag ein Tag aus werden Tiere gequält und getötet, tausende Kilometer von Wäldern werden abgeholzt und das Wasser wird verschmutzt als sei es nichts wert.
Erkläre es erst mir und dann deinen Kindern, die wahrscheinlich in einer noch schlimmeren Welt leben werden, als sie jetzt schon ist!"

Eigentlich wollte Jimin noch mehr hinaus brüllen, noch mehr sagen, um seinen bedrückenden Schmerz entkommen zu können, doch er konnte nicht, da ihm die Kraft verließ und er nur noch weinend seine Knie an seinen Körper anziehen konnte, um sein wieder nasses Gesicht dort vergraben zu können.

Er war am Ende.
Er war am Ende, stand direkt vor dem Abgrund und wusste einfach nicht, ob er dort bleiben, zurück gehen oder einfach springen sollte. Was sollte er tun?

Und was sollte bloß Hoseok tun? Bei ihm bleiben konnte er nicht, nur war ihm bewusst, wenn er den Blondhaarigen jetzt alleine lassen würde, dann hätte er ihn eben gerade gar nicht retten müssen.
„Hey, schau mich an."
Der Soldat war sich unsicher wie viel Körperkontakt für den Jüngeren akzeptabel war, weshalb er seine Hand ganz kurz an seine Wange legte, seinen Kopf anhob und seine Hand direkt wieder entfernte.

Jimins rot unterlaufenden Augen erschreckten Hoseok für einen kleinen Augenblick und ließen ihn schweigen. Es waren leere Augen, welche sich tief in sein Bewusstsein brannten.

„Willst du mir nicht sagen wie du heißt? Also ich bin Jung Hoseok."

„Jimin... Mei- mein Name ist Park Jimin."

Es war nur ein geflüsterter kaum hörbarer Satz, dennoch konnte Hoseok jedes Wort verstehen und auch die mit begleitende Schlaffheit.

„Okay.. ehm... schön dich kennen zu lernen, Jimin."

Konversation zu betreiben, fiel Hoseok eigentlich nie schwer, sondern gingen ihm wie perfekt jahrelang eingeübte Übungen über die Lippen. Man könnte schon meinen Hoseok wäre ein Profi in diesem sozialen Bereich, doch gerade fühlte sich seine Zunge und sein Kiefer taub an, dass sie ihn in dieser misslichen Situation alleine lassen.

„Ich habe so sehr gehofft, dass ich dieser schrecklichen Welt endlich entkommen könnte. Es tut so weh, all dieses Leid, diesen Schmerz und die Ungerechtigkeit zu sehen, die Teil dieser Welt sind. Ich wollte doch nur nicht mehr damit leben. So viele Kinder werden in anderen Ländern missbraucht, andere verhungern, während wir hier essen im Überfluss haben und so gleichgültig damit umgehen. Menschen werden wegen ihrer Hautfarbe oder ihrer Religion diskriminiert und umgebracht, obwohl sie doch nichts falsches getan haben außer zu leben.
Tiere werden für irgendwelche versuche eingesperrt und gequält, ihnen wird ihr Lebensraum genommen, weil wir diesen für unsere Zwecke ausrauben und zerstören, sodass er niemals wieder gesund werden kann.
Wir zerstören dieses Dasein, wir machen es krank, dass es niemals wieder gesund wird und elendig zu Grunde geht.
Warum hast du mich bloß nicht gehen lassen? Hast du mich nur gerettet, damit mich diese Welt weiterhin zerstört?"

Wieder trat das kleine Kind aus Jimin heraus, welches viele Tränen weinte und die lauten Schluchzer nicht unterdrücken konnte.
Viel zu oft an diesem Tag, wischte er sich die Tränen weg, die anscheinend nicht aufhören konnte über sein eingefallenes, aber dennoch hübsches Gesicht zu fließen.

𝕃𝕚𝕘𝕙𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕊𝕙𝕒𝕕𝕠𝕨// 𝕁𝕚𝕙𝕠𝕡𝕖Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt