Das ist das letzte Kapitel des laaangen Part 2 (und dann noch immer diese ellenlangen Kapitel...ich WEIß!). Danach geht es erst mal weiter bei „Closer". Nach der kleinen Inspirationspause hätte ich schon Lust, hier weiterzumachen, also, falls ihr noch Lust auf eine Fortsetzung dieser Story habt? So, jetzt erst mal viel Spaß beim Lesen. : )
d/V = dein Vorname
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Du gabst Jake einen letzten Kuss auf die Stirn, ehe du ihn über die Kante drücktest, seinen Körper in die unendlich scheinende Tiefe fallen ließt, dann deine zitternden Beine über den Rand schwangst. Sie hatten kaum die Kraft, um dich abzustoßen. Also gaben sie einfach nach, als du dich nach vorne neigtest und unkontrolliert in die schwarze Leere zwischen Schiffsrumpf und eiskaltem Wasser stürztest. KEINE PANIK.
Es war nicht die Kälte, die einem Moment deinen Herzschlag stocken ließ, als du durch die eisige Oberfläche des Detroit River brachst. Nicht die Härte des Aufpralls, die jedes deiner Gelenke mit einem Knirschen zusammenpresste, deine Hand von deiner Nase riss und zu kaltes Wasser hineinströmen ließ. Auch nicht der scharfe Kopfschmerz, der durch deine Schläfen jagte, als dein Gehirn plötzlich schockgefroren zu werden schien, das Stechen tausender Nadeln auf deiner Haut, die schutzlos dem nassen Element ausgeliefert war. Es war die Hand, die in deinen Hals gegriffen, deine Luftröhre mit eisernem Griff gepackt zu haben schien und gnadenlos zudrückte. Dich in Panik deinen Mund öffnen und brackiges, bitteres Wasser eindringen ließ. Selbst als du die Augen aufrisst, da war nur eine undurchdringliche Schwärze, die dich umgab. Kein Oben und Unten, keine Oberfläche, schwerelos, ohne jede Orientierung. Du schlugst mit den Armen, um dieser eisigen Kälte zu entkommen, die sich wie eine Schraubzwinge um deine Finger schloss, unerbittlich jede Beweglichkeit aus ihren Gliedern presste. KEINE LUFT. Die Hand drückte so fest zu, deine Lungen begannen zu brennen, ein Feuer in deiner Brust, das noch den letzten Sauerstoff in deinem System zu verzehren schien. Physik half dir deinen Weg zu finden, ließ dich nach oben treiben. Endlich kalte Nachtluft auf deinen Wangen spüren, als dein Kopf durch die Oberfläche brach. Doch der erlösende Atemzug setzte nicht ein. KEINE PANIK. Dein Blut rauschte so laut in deinen Ohren, dass du die Schüsse kaum wahrnahmst, die in deiner Nähe auf das Wasser prasselten, es in dein Gesicht spritzen ließen. Doch du verschlosst nicht einmal mehr reflexartig die Augen. Lichtkegel, die über das Wasser streiften, mit bellenden Stimmen die Nacht zerrissen. Dumpf, verzerrt. KEINE LUFT. Du risst deinen Mund auf, doch die Hand ließ einfach nicht los, du sahst nur diese dunklen Punkte vor deinen Augen, wie eine Bildstörung in einem alten Fernseher. KEINE LUFT. Warum brannte alles, jeder Muskel, jede Sehne, jeder Zentimeter deiner Haut, wenn dich doch eisige Kälte umgab? Immer mehr Punkte, ein grauer Schleier, der sich vor deine Sicht zog. PANIK. Dein ganzer Körper schrie nur noch danach, endlich atmen zu können. Deswegen reagierten deine tauben Glieder nicht mehr, als dich etwas packte und wieder unter Wasser zog. Die kalte, feuchte Dunkelheit umarmte dich mit tiefer Bewusstlosigkeit.
Es fühlte sich an, als würde dir jemand einen Faustschlag auf die Brust verpassen. Wieder und wieder. Definitiv kein Wasser, Boden unter dir. Weich. Deine Nase wurde zugehalten, etwas Kühles und Feuchtes streifte deine Stirn, als du plötzlich warme Lippen auf deinen spürtest, Luft, die in deine Lungen gepresst wurde. Wieder dieser schmerzhafte Druck, der dein Gehirn aus der Besinnungslosigkeit in die eisige Realität zwang. „d/V?" Eine heisere Stimme. War das dein Name? Alles war so...kalt. Nur kalt. Dein Körper steif und unbeweglich. Jeder Gedanke so verschwommen, als sähst du durch Milchglas, nur dumpfe Umrisse, die du nicht greifen konntest. „d/V?" Ein leichtes Brennen auf deiner Wange, du stöhntest. Deine Lider wollten nicht gehorchen, flatterten, ehe endlich die Gestalt über dir unscharfe Konturen annahm. „d/V? Hörst du mich?" Statt einer Antwort würgtest du nur, spürtest, wie dich kräftige Hände rasch auf die Seite drehten, Haare aus deinem Gesicht strichen, als du hustend Wasser in bläulich glitzernden Schnee spucktest, würgtest, noch mehr hervorspiest, bis sich das krampfhafte Husten endlich beruhigte, nur ein Brennen in deinen Lungen zurückließ. Jetzt spürtest du es erst richtig. Die Nässe auf deiner Haut, diese klamme Kälte, die deinen ganzen Körper lähmte. Das Gewicht deiner vollgesogenen Jacke auf deinem Brustkorb. Ein Sinn nach dem anderen schien zurückzukehren, als drückte jemand Schalter um Schalter, um dich wieder online zu bringen. Der nächste Knopf aktivierte das Zittern. Es begann deinen Körper unkontrolliert zu schütteln, ließ deine Zähne so sehr klappern, dass du meintest, sie müssten zerspringen. Du spürtest noch die warme Berührung auf deiner Stirn, als du den Kopf nach oben wandst, in braune Augen blicktest, die besorgt auf dich herabsahen. Connor kniete neben dir, Wasser an feuchten Strähnen herabrinnend, die wirr in seine Stirn hingen. Schneeflocken, die auf dem dunklen Stoff seines triefnassen Hoodys schmolzen. „Du musst sofort aus der Kälte." meinte er leise, die Stirn in Falten gelegt, die Augenbrauen harsch zusammengezogen. Das Geräusch lappenden Wassers am Ufer. Du drehtest deinen Kopf, versuchtest dich umzusehen, suchtest etwas, dass dein Blick nicht fand. Auf dem Kai warst du definitiv nicht. Spürtest Sand unter deinen Händen, als sie in den Schnee griffen, versuchten, dich nach oben zu drücken. Die Krämpfe, die dich schüttelten, ließen dich nur ein Wort hervorpressen: „JJJJJJ...aaaaaa...kkkeeeee." Deine Stimme war so heiser und krächzend, du konntest sie kaum als deine erkennen. Connor griff deine Schultern, half dir dich aufzusetzen, hielt dich. Du hustetest wieder. „Du bist bewusstlos geworden. Ich hatte keine Zeit um ihn..." Deine zitternde Hand griff seinen Oberarm. „JJJJJJ...aaa..kkk..eee. WWWWo?" Die Furche zwischen den Augen des RK wurde tiefer, seine Stimme leiser. „Du wärst gestorben. Ich musste..." Er unterbrach sich, wich deinem Blick aus, als er hörbar ausatmete. Sein Timbre nur ein heiseres Flüstern, als er fortfuhr. „Es...tut mir leid. Ich habe ihn verloren. Die Strömung..." Das Stechen in deinen Lungen schien nun auch dein Herz zu erfassen. Dein Griff in seinen Bizeps wurde härter. „Fffffiinnddeeee... JJJJaaaa...kkkeee." Er blickte dich an, seine Augen über deinen zitternden Körper wandernd. Du sahst, wie er seine Lippen aufeinanderpresste. In diesem Moment bemerktest du eine Bewegung hinter seinem Rücken. Eine Gestalt, die sich im Schneetreiben abzeichnete, sich mit knirschenden Schritten rasch näherte, die Kapuze einer schwarzen Winterjacke tief ins Gesicht gezogen. „CCConnn..." stießt du hervor, doch er strich nur beruhigend über deinen Arm und flüsterte ohne sich umzusehen: „Das ist Claire. Sie wird dir helfen." Eine Frau kniete sich neben dich, die Augen so tiefbraun wie ihr Teint, ein sanftes Lächeln auf ihren vollen Lippen, eine Flasche mit einer blauen Flüssigkeit in ihrer Hand. „Hallo. Ich werde dich wieder auf Vordermann bringen. Keine Sorge." Ihre Stimme so weich, ihre Freundlichkeit lullte dich einen Moment ein. Doch es änderte nichts daran, dass du die Nähe einer bestimmten Person immer noch schmerzlich vermisstest. Du wolltest keine Hilfe, du wolltest Jake an deiner Seite. Lächelnd, atmend, warm. Du versuchtest die Herzlichkeit der Androidin zu erwidern, doch es blieb bei einem Zucken deiner zitternden Mundwinkel. Claire reichte Connor das geöffnete Thyrium, der sofort zwei tiefe Züge aus der Flasche nahm, sie dann wieder verschloss und in den Schnee legte. Er leckte über seine Lippen, als er dich schon nach oben zog. Du spürtest, wie Claire deinen Arm um ihre Schulter legte und dich stützte, der RK dich losließ. Überrascht sahst du, wie er den Saum seines Hoodys packte und ihn über seinen Kopf zog, die blasse Haut über den definierten Muskeln seines Oberkörpers entblößte. Seine Stimme vibrierte vor Entschlossenheit, als er zu dir sagte: „Ich werde Jake finden." Du wolltest etwas antworten, doch dein Körper schien alle Energie für das heftige Zittern zu brauchen. Also suchtest du nur seinen Blick inmitten von Schneeflocken, die zwischen euch zu Boden taumelten und nicktest. Dann wandte er sich dem dunkel schwappenden Wasser zu und streifte seine nassen Schuhe ab. Wasser lief heraus, als er sie achtlos auf den bläulich glitzernden Uferstreifen fallen ließ, auf dem sich noch der Eindruck deines Körpers abzeichnete. Es hätten zwei Abdrücke sein müssen, dachtest du mit bebenden Lippen, dein Atem stockende, weiße Wolken in der Dunkelheit. Du spürtest den Druck auf deinem Rücken, als Claire dich wegzog, den RK aus deinem Blickfeld entschwinden ließ. Du hattest nicht genug Kraft, um dich gegen ihre sanfte aber bestimmte Führung zu wehren, taumeltest immer wieder, als Sand unter deinen Füßen nachgab. Die Androidin schob dich zu einer kleinen Promenade, vermied sorgfältig die blassgelben Lichtkegel der Straßenlaternen, in denen weiße Flocken tanzten. Du sahst noch einmal zurück, doch du hörtest nur noch das Geräusch eines Körpers, der ins Wasser tauchte, kleine Wellen, die auf das Ufer trafen. In der Ferne die Silhouette der „Jericho", in starker Schieflage, halb verschlungen vom Wasser. Flammen erhellten die Teile des Unterdecks, die noch in den Nachthimmel ragten. Der leichte Wind trug Motorengeheul und dumpfes Stimmengewirr zu euch. Die Soldaten schienen noch am Kai zu sein. Du legtest deine Arme zitternd um dich, Tränen in deinen Augen stechend, als du still betetest, dass deine Hoffnung, Jake je wieder zu sehen, nicht mit der „Jericho" unwiederbringlich auf den Grund des Detroit River sinken würde.
Das knisternde Feuer hüllte dich in eine trockene Hitze, die dein zitternder Körper aufsog wie ein Schwamm. Du zogst die Decke enger um dich, die Claire aus ihrem Rucksack hervorgeholt hatte, deine durchnässten Sachen auf klapprigen Stühlen vor dem kleinen Kanonenofen trocknend. Die Androidin hatte dich zielsicher zu der verlassenen Arbeiterbaracke geführt, beruhigend auf dich eingeredet, über deinen Rücken gestrichen, sich gekümmert. Doch du konntest nur daran denken, dass sie genug Zeit gehabt hatte, aus einem alten Bücherregal ein Feuer zu zaubern und du noch keine Nachricht hattest. Deine Smartwatch ruiniert vom Wasser, wütend in die Ecke geworfen, aus der du ein empörtes Quietschen gehört hattest. Claire vertröstete dich, dass sich Connor über das Intercom melden würde. Wärmte Wasser in einer Blechdose auf, um dir eine Art Notfalltee ohne Geschmack zu machen. Dein Körper so wund, so ausgebrannt und verzehrt. Trotzdem hatte dein Gehirn noch genug Energie, jede deiner alptraumhaften Vorstellungen lebhaft zu illustrieren. Und es war nicht nur der Übelkeit erregende Gedanke, dass der RK Jake vielleicht nicht finden würde, sondern dass du darüberhinaus vielleicht noch Connor in den Tod geschickt hattest. Sollte es dich interessieren? Es beschäftigte dich zumindest. Immerhin saßt du nur dank ihm auf diesem verrottenden Holzboden und atmetest wieder. Gehüllt in Claires Flanell-Shirt und Winterjacke unter der Decke, eine weiße Hose mit einem Cyberlife-Logo an deinen Beinen. Irgendwann begannst du, die Androidin ständig nach der Uhrzeit zu fragen. Nach einer Viertelstunde antwortete sie auf die Frage mit „Er wird sich melden." Nach einer halben Stunde: „Trink. Du musst dich ausruhen." Nach einer Dreiviertelstunde: „Du wärst gestorben. Er hatte keine Wahl." Nach einer Stunde hielt sie dich nur noch, dein Kopf an ihrer Schulter, und antwortete nicht mehr. Summte sie, während sie über deinen Rücken strich? Dieses warme, knisternde Feuer. Claires beruhigende Umarmung. Dein Kopf begann, immer wieder nach vorne zu fallen, deine Lider so schwer. Keine Kraft mehr. Dieser verdammte Körper, du musstest wach bleiben. Doch du warst so geschwächt, die Müdigkeit ließ dich unweigerlich in einen traumlosen Schlaf sinken. Du spürtest nicht mehr, wie du auf den Boden gebettet, die Decke eng um dich geschlungen wurde. Wusstest nicht, wie viel Zeit vergangen war, als eine sanfte Berührung dich wieder nah an die Oberfläche des Bewusstseins zog. Warme Fingerspitzen, die zärtlich die Form deines Gesichts nachzeichneten. Eine Hand, die sich auf deine Stirn legte, dann leicht über dein Haar fuhr. Du spürtest etwas Kühles und Feuchtes, das deine Wange streifte, Tropfen, die auf deine Haut fielen, ein kühles Prickeln hinterließen, ehe sanfte Finger sie wegwischten. Doch deine völlige Erschöpfung ließ dich nicht ganz in die Gegenwart zurückkehren, deine Lider zu schwer, dein Körper wie Blei. So nahmst du nur das sanfte Timbre einer bekannten Stimme wahr, das einen Kuss aus drei Worten auf deine Lippen hauchte: „Ich bin hier..."
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Ich freue mich wie immer über ein Sternchen, falls es euch gefallen hat oder natürlich eure Meinung in den Kommentaren. : ) Falls ihr euch fragt, warum Reader nicht atmen kann, obwohl sie wieder an der Oberfläche ist... CrushCon hat recherchiert. Man nennt es „trockenes Ertrinken", wen es interessiert. Und ja, unvorbereitet in (eis)kaltes Wasser springen ist eine SEHR SCHLECHTE Idee... für einen Menschen. OO Liebe Grüße, eure CrushCon : )
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Blue Blood (ConnorxReader)
FanfictionDeine erste Begegnung mit ihm hatte dein Leben aus den Fugen gerissen. Diese braunen Augen in dein Gedächtnis gestochen wie ein schmerzendes Tattoo, das nie verblassen würde und ausgerechnet jetzt stand der RK800 wieder vor dir. War deine letzte Hof...