(Part 3) Broken Shells (Teil 3/ 6)

197 18 13
                                    

Weiß. Eng verbunden. Die Unterarme verschlungen, ein Unendlichkeitszeichen aus glänzenden Plastikgliedern. Rasches Blinzeln auf beiden Seiten, gelb blinkende LEDs. Du hattest bereits das Interphasing zweier Androiden gesehen. Doch das es gerade Jake und Connor taten, war es, was dich die beiden Männer vor dir fasziniert anstarren ließ. Die Gestalt deines Freundes nur wenig kleiner als die des RK. Mit den morgendlichen Sonnenstrahlen, die durch das eingestürzte Dach fielen, war Betriebsamkeit in den Kirchenraum um euch eingekehrt. Es war eine hungrige Unruhe und es machte dir Sorgen, wonach sie lechzte. Neben dem Seufzen von beschädigten Abweichlern, die noch immer repariert wurden, das scharfe Klicken von Waffen. Sorgfältig überprüft, durchgeladen von wissenden Händen. Zusammengesteckte Köpfe beugten sich über kühl leuchtende Displays. Leise Gespräche in unterdrückter Aufregung, und das waren nur die Konversationen, die nicht mit wortlos blinkenden LEDs geführt wurden. Sie würden den Einbruch der Dunkelheit nutzen. So wie du und Connor. Du frösteltest, obwohl deine dunkle Daunenjacke dich ausreichend warm hielt. Dein Blick nicht von den beiden Androiden vor dir weichend, die plötzlich mit einem Zucken voneinander abließen. Dein Freund hätte den RK nie seine Kampf-Software überspielen lassen. Niemand sonst hier nutzte die überlegene Programmierung des Prototypen. Ja, Markus vertraute dem Abweichlerjäger ebenso wenig wie Jake. Aber Jake vertraute dir, und du hattest ihn darum gebeten. Du wolltest, dass er sich wenigstens so gut wie möglich vorbereitet diesem Wahnsinn stellte. Das dein Freund plötzlich den Arm hob und präzise nach Connors Gesicht ausholte, wohl ein Ausdruck dessen. Gerade als du überrascht seinen Namen schreien wolltest, war der RK schon ausgewichen und hatte Jakes Momentum ausgenutzt, um ihm seine Schulter in den Oberarm zu rammen. Brachte ihn zu Boden. Du konntest nur einmal blinzeln, ehe dein Freund Connors Kragen gepackt und ihn mit nach unten gezogen hatte. Kaum war Jake mit einem dumpfen Geräusch auf dem Rücken gelandet, waren seine Beine an Connors Hüfte und Oberschenkel, schleuderte er ihn mit einer raschen Scherenbewegung auf den gesprungenen Beton. Du hörtest das Ächzen des Abweichlerjägers. Seinen Hoody immer noch gepackt, ließ sich Jake mit Connor rollen, bis er im nächsten Moment über ihm war und seine Faust zielsicher das Sternum des RK traf. Der am Boden liegende Android verzerrte das Gesicht, presste mit einem Keuchen die Lider zusammen. Du starrtest auf Connor, dann zu deinem Freund, der ihn immer noch am Kragen hielt. Der RK machte keine Anstalten mehr, sich zu wehren. Seine raschen, verzerrte Atemzüge gut hörbar in der plötzlich eingetreten Stille. Einzig noch ein leises Schluchzen in einer Ecke. Plötzlich alle Blicke auf euch. Selbst Markus hatte sich euch zugewandt. „Jake, was..?" stießt du hervor, als du seine Schulter griffst. Seine Augen schmal, eine Härte in ihnen, die du noch nie gesehen hattest. Jakes Blick löste sich nur langsam von Connors erstarrter Miene, ehe er sich langsam erhob, den Androiden am Kragen seines Hoodys mit nach oben zog. Der RK starrte sein Gegenüber bloß mit schmalen Augen an. Ein brennendes Braun. „Nur ein Funktionstest." zischte Jake und ließ ihn los. Sein Gegenüber taumelte ein Stück nach hinten, die Lippen leicht geöffnet, doch wortlos. Du warst selbst überrascht, als du Connor einen entschuldigenden Blick zuwarfst. Viele Dinge zwischen euch, die nicht verziehen waren. Wie verlassene Fuchswelpen, die gerade aus dem Bau gekrochen waren. Man wusste nie, wann sie aus Angst zubeißen würden, wenn man die Hand ausstreckte. Doch im Moment fühlten sie sich sicher. Zumindest bei dir. Für Jake konntest du nicht sprechen. „Wir sehen uns." meintest du rau, ehe der RK800 sich mit einem Nicken abwandte, zu der morschen Flügeltür ging, in die jemand riesige Teufelsfratzen geritzt hatte. Unter prüfenden Blicken die rostige Türklinke nach unten drückte, dich noch ein letztes Mal ansah. Dann trat er nach draußen in den schmutzigen Schnee. Fest getreten von zu vielen flüchtenden Abweichlern.

„Ich habe etwas für dich." meinte Jake und griff nach deiner Hand. Du sahst wie er etwas um dein Handgelenk legte. Ein kleines Röhrchen aus flexibler, dunkler Plastik, ein Gewinde auf einer Seite, aufgeplatzte Ränder an der anderen. Eine Kordel hindurchgezogen. Du hättest schwören können, dass sie einmal zu einem Hoody gehört hatte. „Es ist das Stück der Leitung, das sie austauschen mussten. Das du mit Ducttape repariert hast." Jakes Stimme weich wie sein Blick, als er dich ansah. Du korrigiertest ihn nicht. Es würde den Moment wohl sauer werden lassen. Dann grinste er. „Bin ich eklig oder romantisch?" Deine Nasenwurzel kräuselte sich. „Ein wenig von beidem?" meintest du dann und bisst auf das Lächeln auf deinen Lippen, betrachtest liebevoll, wie er das Band sorgfältig verknotete. Beugtest dich nach unten und küsstest seinen Handrücken. „Danke." flüstertest du auf die weiche Haut. Du hörtest Jakes leises Lachen, während du dich wieder aufrichtetest. Doch seine nächsten Worte waren ernster, als er dich an seine Brust zog. „Ich wollte dir ein Stück von mir geben. Etwas, dass... immer bei dir ist. Sorry, dass es..." Du unterbrachst ihn sanft. „Das würde ich auch so nie vergessen... Ich wünschte nur, ich könnte dir etwas zurückgeben..." flüstertest du in seinen Mantelkragen, legtest deine Arme um ihn. „Hast du schon. Soviel." wisperte Jake, strich über deinen Kopf, ein sanfter Kuss auf dein Haar. Weckte warme Erinnerungen an gestern Nacht, als er seine Lippen genauso auf deinen Scheitel gelegt hatte. Du völlig aufgelöst warst und er in dir. Ja, du hattest auch nicht gedacht, dass du heulen würdest, wenn du das erste Mal mit ihm schläfst. Doch die Erinnerung an seine Wärme ließ dich wieder das Kribbeln in deinem Unterleib wahrnehmen. Wie gern du ihn wieder spüren würdest. Die scharf geflüsterten Worte in eurer Nähe plötzlich weicher. Das Klicken von Patronen, die in Magazine gepresst wurden kaum hörbar. Du vergrubst dich an seiner Schulter, das leise Wimmern und Weinen aus einer Ecke leiser. So viele, die verloren hatten, was du gerade im Arm halten konntest. Du hobst deine Hand, sahst über Jakes Schulter auf das Armband. „Wie hast du das in der kurzen Zeit hergezaubert?" fragtest du dann leise und sahst zu ihm auf. „Ich muss nicht schlafen..." antwortete er lächelnd. Sein Gesicht so nah. Die Mundwinkel nicht hoch genug gezogen, um diese wunderbaren Grübchen zu zeigen. „Aber du warst neben mir, als ich aufgewacht bin..." - „Hmm... dann ist es wohl doch Magie?" flüsterte er mit geheimnisvoller Stimme, als er dein Kinn anhob, einen Kuss auf deine Lippen hauchte. Der Moment so wunderbar surreal, so weit entfernt von den schiefen Blicken, die euch streiften. Der Angst und Unsicherheit, die so nah hinter dir standen, dass du meintest, ihren heißen Atem in deinem Nacken zu spüren. „Natürlich ist das nur eine Übergangslösung... bis ich etwas Hübscheres und... weniger Abstoßendes finde. Du weißt schon, wenn das mit der Revolution durch ist und ich dir bei BurgerKing beim Essen zuschaue..." Du lachtest bitter in sein Shirt. „... also ganz ohne verhaftet und zu meiner... „Besitzerin"... zurückgeschleift zu werden." fügte er dann mit einem verzerrten Lächeln hinzu. Seine letzten Worte so rau, sie ließen dich erschauern. Ob aus Angst oder Wut war schwer zu sagen. Du griffst Jakes Hand, verschränktest deine Finger mit seinen. Ein gepresster Atemzug, ehe du flüstertest: „Nein, du wirst endlich „Dream a little Dream of me" auf dem furchtbar verstimmten Klavier von meiner Großmutter spielen und ich werde eisern auf meinem Sofa sitzen, während ich dich wortlos bewundere. Rein zufällig genau auf dem peinlichen Sojasoßenfleck, den du nicht sehen sollst." Er lachte verhalten. „Ja, was würde ich sonst von dir denken." - „Eben." nuscheltest du in sein Shirt, griffst seine schlanken Finger fester. Stelltest dir vor, wie geschickt sie über das Weiß der Tasten gleiten würden. Danach vielleicht über deinen Körper. So weich wie das Flüstern, das jetzt über seine Lippen kam. „Es ist gleich zehn. Du musst los. Elly wartet." Deine Freundin. Dein Cyberlife-Kontakt. Revolution. Waffen. Blaues Blut. Da war sie wieder. Die Realität. Wollte dich so vehement von ihm wegzerren, dass du seine Finger nur noch fester griffst. „Irgendwann musst du mich loslassen..." wisperte er sanft. „Nein. Nie." seufztest du, strichst über seinen Rücken. Nur noch einen Moment seine Wärme spüren. „Dann sieh das Armband als meine Hand, die dich hält bis wir uns wiedersehen. Okay?" flüsterte Jake. Du sahst zu ihm auf. „Ich habe meine Meinung gerade geändert. Es ist überhaupt nicht eklig. Nur romantisch." meintest du dann mit einem schiefen Lächeln. „Perfekt." antwortete er prompt. Du sahst in das dunkle Blau seiner Augen. Konntest ihm gerade nichts geben, als diesen verzweifelten Kuss, der nicht zugeben wollte, wie wenig romantisch die Situation tatsächlich war. Doch es erinnerte dich daran, dass du das auch für ihn tatst. Jake würde sich nie wieder verstecken müssen. Dafür würdest du sorgen. Auch wenn du lieber mit ihm an der Seite gekämpft hättest, du würdest ihn unter keinen Umständen dem Risiko aussetzen. Der Cyberlife-Tower zu gut überwacht für einen Androiden mit einem Polizeigesuch. Besonders im Moment. Menschen interessierten sie deutlich weniger. Du musstest Jake einen Augenblick loslassen, ihn mit den Abweichlern zur Befreiung der Camps ziehen lassen. Für eure Zukunft. Auch wenn es jede Faser in dir brennen ließ, als eure Körper, eng verschlungene Finger sich widerwillig voneinander trennten. Deine Hand stattdessen Jakes Armband griff, es so festhielt, dass das Weiß deiner Knöchel hervortrat. Du nicktest noch einmal Claire zu, die dir aufmunternd zuwinkte, als du einen Schritt rückwärts zur Tür machtest. Du musstest ignorieren, wie kraftlos Jakes Gestalt plötzlich wirkte und wie steif sein Lächeln geworden war. Sonst hättest du dich nicht abwenden und die alte Klinke nach unten drücken können.

Mit weißen Schneeflocken dekorierte Dunkelheit vor dem Fenster des autonomen Taxis, das leise schnurrend über die Brücke fuhr. Du strichst nervös über das eingenähte Display auf deinem weißen Laborkittel, das deinen falschen Namen anzeigte. Spürtest, wie deine Haut unter dem Plastikarmband der neuen Smartwatch feucht wurde. „Mein Arbeitgeber wird morgen ein Memo bekommen, wie ich meine tragischer weise bei einem Bootsausflug verloren habe." hatte Elly gemeint. Ihre Stimme ernst, als sie ihre dunklen Mandelaugen auf deinen Arm gerichtet und die Uhr sorgfältig an deinem Handgelenk befestigt hatte. Gleich über Jakes Armband. Du fühltest dich wenigstens wieder mehr wie ein Mensch nach der Dusche in ihrem Apartment, den Sandwiches, die du trotz deines Hungers kaum hinunter bekommen hattest. Obwohl jetzt Jeans die kratzige Cyberlife-Hose ersetzt hatten, konntest du nicht sagen, dass du dich besser fühltest. Du blicktest zu Ellys schmaler Gestalt, die neben dir saß. Ihr weißer Kittel ein harscher Kontrast zu den dunklen Sitzbezügen. Eine Wachdrohne surrte am Taxi vorbei, die Scheinwerfer Glanzlichter auf Ellys schwarzes Haar werfend, das sie in einem strengen Zopf nach hinten frisiert hatte. Sie starrte auf das Pad auf ihrem Schoß, ihre schmalen Lippen zu einer harschen Linie zusammengepresst. „Wir werden das schaffen! Wir haben den Terminator auf unsere Seite, oder?" meintest du mit einem unsicheren Grinsen, wolltest die Stimmung aus dem tiefen Loch ziehen, in das sie gefallen war. Elly blickte mit einem kurz zuckenden Lächeln auf, wich dann wieder deinem Blick aus. Sah fahrig auf den Tachometer, der die Kilometer in gelben Digitalziffern herunterzählte, bis ihr am Cyberlife-Tower ankommen würdet. Dann flogen ihre flinken Finger über das Display. Dir fiel das matte Gold auf, das ihren linken Ringfinger schmückte. Sie trug sonst keinen Schmuck. „Ich muss dir etwas zeigen." meinte sie dann mit belegter Stimme, öffnete eine Datei. Elly hielt dir das Bild eines Androiden vor die Nase. Dein Blick fiel auf... Connor. Aber seine Uniform war anders. Du konntest dich sehr gut an das dunkle Schiefer mit dem aufgestickten „RK800" erinnern. Aber dieses Jackett war weiß, der Kragen des schwarzen Hemdes darunter zu hoch, um einen Menschen noch atmen zu lassen. Du starrtest auf die Augen. Ein eisiges Grau. „RK900? Ein neues Modell? Warum zeigst du mir das?" fragtest du mit hochgezogenen Brauen. Elly tippte auf einen Menüreiter. Ein Fenster ploppte auf. Jetzt starrten dich nur noch silbergraue Augen über den oberen Rand an. Sahen dich immer noch. „Das sind die Spezifikationen." fügte sie hinzu. Du überflogst die Datenkolonnen. Deine Pupillen weiteten sich. Fragend blicktest du zu deiner Freundin auf. „Sie haben uns angewiesen, ihn für den Einsatz vorzubereiten..." Elly unterbrach sich, starrte auf die schwarzen Sneaker an ihren Füßen. „Das haben wir getan." meinte sie dann heiser. Du last wieder ungläubig die Zeilen vor deinen Augen, griffst unwillkürlich Jakes Armband. Deine Finger hinterließen einen feuchten Film auf dem Kunststoff.

-------

Wird das langsam eine JakexReader Story?? Ich kann nicht anders... ich liebe die Zwei! Aber da ich sie jetzt erst mal trennen muss, wollte ich ihnen doch noch den Abschied gönnen. Ich freue mich, wenn ihr die Story mit euren Votes unterstützt und natürlich sehr auf eure Kommentare. Ehrlich, ohne euren Input wäre das keine fortlaufende und schon gar keine Jake-Lovestory geworden... aber das ist auch der Spaß daran! Also immer her mit eurer Kritik! : ) Liebe Grüße, eure CrushCon : )

Blue Blood (ConnorxReader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt