8 | caring

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❝We're running out of timeChasing our lies ❞

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❝We're running out of time
Chasing our lies

– Selena Gomez, Kill Em with Kindness

Im Laufe meiner letzten siebzehn Jahre war ich nur auf einer einzigen Party. Es war das erste und gleichzeitig letzte Mal, dass ich Alkohol getrunken habe. Ich will ungern ins Detail gehen, aber um es kurz zu fassen: Ich kann mich an kaum etwas erinnern. Jedenfalls nicht an die Feier an sich. Das hinterlassene Chaos hat sich tief in meinem Gedächtnis gebrannt. Es war das chaotischste und gleichzeitig ekligste, was ich jemals gesehen habe. Dachte ich. Der Anblick auf das Kings Anwesen ist um ein Vielfaches schlimmer.

Der sonst so feine Teppichboden ist mit einer eklig klebrigen Schicht überzogen, die sich mit dem aschenfarbenen Dreck von draußen mischt. Plastikbecher, Essensreste und Kleidungsstücke von denen ich nicht mal wissen will, warum sie nicht gerade an ihren Besitzern sind, verteilen sich sowohl im Foyer als auch in den Fluren. Der viele Platz offenbart nun seine Nachteile. Je mehr es ihn gibt, desto größer die Fläche, die gesäubert werden muss. Obwohl ich eher bezweifele, dass die Brüder selber Hand and dieses Chaos anlegen werden. Allein die Vorstellung, die fünf den Boden schrubben zu sehen ist so unrealistisch, dass das Bild nicht mal entsteht.

Ich gehe in die Küche, um mir etwas zum Frühstück zu machen. Das Durchqueren des Ganges erweist sich als schwieriger als gedacht, denn hier liegt nicht nur der Restmüll der Party von letzter Nacht, sondern gleich mit dazu auch noch ein paar schlafende Gäste. So auch im Wohnzimmer. Mit dem Unterschied, dass hier nicht nur ein paar, sondern eine ganze Menge schläft. Die einen liegen auf der Couch, die anderen auf dem Boden. Das wird eine Menge Nackenschmerzen geben.

Ich setze meinen Weg fort. In der Küche angekommen, mache ich mir sofort etwas Platz. Die leeren Flaschen stelle ich nur zur Seite, doch die Becher werfe ich gleich in den Müll. Ein kurzer Blick auf meine Auswahlmöglichkeiten und ich entscheide mich für ein klassisches Rührei mit Speck. Anstatt nur eine Portion zu machen, rühre ich gleich die ganze Packung Eier um. Dann noch eine. Nennen wir es Gewohnheit. Im Waisenhaus haben wir uns immer mit den Mahlzeiten abgewechselt. Mal hat man das Frühstück vorbereitet, Mal das Abendessen. Das System war einfach und hat gut geklappt. Und wenn ich ohnehin schon dabei bin...

Das erinnert mich daran, dass ich Richard doch einen Brief schreiben wollte! Wenn Christina und Henry zurück sind frage ich sie gleich mal, wo ich einen Briefkasten finden kann. Der Gedanke lässt mich etwas realisieren. Kann es wirklich sein, dass es erst zwei Wochen her ist, dass Richard mich hergebracht hat? Es fühlt sich an, als würde ich hier schon seit Monaten leben. Obwohl, andererseits auch nicht. Es stimmt zwar, dass in dieser Zeit unglaublich viel passiert ist, allerdings fühle ich mich innerlich noch immer wie das gleiche, unwillkommene Mädchen von vor zwei Wochen. Und inzwischen ist meine heimliche Hoffnung auf Veränderung schon fast vollständig verblasst. Ich glaube wirklich nicht, dass sie mich jemals tolerieren werden. 

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