Die Grauen Jedi

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"Der Vater hat zu dir gesprochen?", Ahsoka war überrascht, dass sie davon nichts mitbekommen hatte.

Doch Anakin nickte lediglich, er schilderte ihr sein Gespräch mit dem Vater so gut er konnte und hoffte, dass Ahsoka in der Lage war, das Rätsel zu lösen.

"Das hat der Sohn bei unserem Besuch auch gesagt. Er ist in Gelächter ausgebrochen, als wir ihn als Sith identifizierten", erinnerte sich Ahsoka zurück und auch Anakin wurde damals vom Vater zurechtgewiesen.

"Ahsoka, glaubst du es gibt etwas dazwischen?"

"Niemand kann uns hindern, daran zu glauben", überlegte Ahsoka. Ihr gefiel die Idee. Die Tugenden der Jedi waren ihr immer noch heilig, trotzdem fühlte sie sich ihnen nicht mehr zugehörig und teilte in vielen Situationen nicht ihre Ansichten.

Anakin brauchte nicht lange nachzudenken, er hatte noch nie gedacht, wie ein Jedi. Ihm gefielen viele Herangehensweisen des Ordens nicht und er hatte sie schon oft abgeändert.

"Wir sind sicher nicht die Ersten, die so denken", murmelte Anakin, "irgendwo gibt es bestimmt Schriften dazu."

So beschlossen die beiden ehemaligen Jedi sich auf den Weg zu dem großen Tempel zu machen, in dem der Vater seinen Thron hatte. Denn der Vater stand schon immer zwischen seinen Kindern, um das Gleichgewicht zu wahren.

Und tatsächlich fanden sie an der gigantischen Steinand hinter dem Thron etwas in alten Zeichen geschrieben.

"Kannst du das lesen?", fragte Ahsoka und strich mit der Handfläche über einige Zeichen. Etwas Staub blieb an ihrer Handfläche hängen

Anakin musterte die Zeichen mit gerunzelter Stirn, "Ich glaube ja."

Er machte einige Schritte zurück, um die gesamte Wand überblicken zu können.

"Es muss sowohl Schatten als auch Licht geben.
Ich werde tun, was ich tun muss, um das Gleichgewicht zu halten, denn es ist das Gleichgewicht, das alles Leben hält.
Es gibt nichts Gutes ohne Böses, aber das Böse darf nicht gedeihen.
Es gibt Leidenschaft, und doch Frieden; Gelassenheit, und doch Gefühl; Chaos, und doch Ordnung.
Ich bin ein Meister der Flamme; ein Hüter des Gleichgewichts.
Ich bin ein Wächter des Lebens.
Ich bin ein Grauer Jedi."

"Ein... grauer Jedi?", murmelte Ahsoka und sah Anakin mit großen Augen an, "Meinst du, wir könnten danach leben?"

Anakin runzelte die Stirn, "Ist es denn möglich, sowohl gut als auch böse zu sein, ohne sich von der dunklen Seite verlocken zu lassen?"

"Das entscheidest ganz allein du selbst", meinte Ahsoka. Sie freundete sich immer mehr mit der Idee an, weder Jedi noch Sith zu sein.

"Gibt es diese grauen Jedi überhaupt noch?", gab Anakin zu bedenken. Wer konnte schon wissen, wie lange diese Schriftzeichen bereits an der Wand standen. Vielleicht waren diese grauen Jedi bereits ausgestorben.

"Wir können uns ja trotzdem daran orientieren", sagte Ahsoka und zuckte mit den Schultern. Sie strich erneut über die Zeichen an der Wand. Der Weg, der sich ihnen offenbart hatte, fühlte sich richtig an.

"Etwas fehlt noch", sie nahm ihre Lichtschwerter von ihrem Gürtel und legte sie auf den steinernen Boden. Ahsoka setzte sich im Schneidersitz davor und schloss ihre Augen.

Sie konzentrierte sich auf ihre beiden Lichtschwerter. Ahsoka öffnete ihren Geist, sie spürte, wie die Macht sie umschloss.

Sie sah die Schwerter vor sich. Das kalte Metall, der Schalter, der die Klinge aktivierte. Sie spürte das vertraute Gewicht in ihrer Hand.

Sie blickte in das Schwert hinein und suchte nach dem Kern, dem Herzen. Der Kyber-Kristall.

Der kleine Kristall leuchtete vor ihrem inneren Auge, so wie damals in der Eishöhle auf Illum. Grün. Die Farbe, mit der sie sich schon länger nicht mehr identifizieren konnte.

"Grau", murmelte sie und streckte ihre Hand nach dem grünen Schein des Kyber-Kristalls aus. Sie konzentrierte sich auf die grüne Farbe, die nicht mehr Teil des Kristalls sein sollte.

Plötzlich kam ihr ein grüner Luftstrom entgegen, der aus dem Kristall kam. Die grüne Farbe wurde vollends aus dem Kyber-Kristall gesogen und ging in die Luft über.

Erst als sie einen völlig farblosen Kristall vor sich sah, öffnete Ahsoka ihre Augen wieder.

Ihre beiden Schwerter lagen wie zuvor regungslos vor ihr. Zögerlich hob Ahsoka sie auf. Kurz blickte sie zu Anakin, der sie die gesamte Zeit sprachlos beobachtet hatte.

Die junge Togruta betätigte die Schalter an ihren Schwertern und zwei weiße Klingen schossen empor und erfüllten die düstere Höhle mit hellem, klaren Licht.

Auf Ahsokas Gesicht machte sich ein Lächeln breit. Die Klingen strahlten eine immense Ruhe aus, an der sie sich festhalten konnte.

"Wie hast du das gemacht?", fragte Anakin sie erstaunt. Er hatte noch nie zuvor ein weißes Lichtschwert gesehen.

Sein ehemaliger Padawan zuckte wieder mit den Schultern, "Ich hab' es einfach getan."

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Sooo nach langer Zeit mal wieder ein Kapitel 😊
Ich tu mich schwer, die Geschichte logisch zu halten, ich hoffe es gelingt mir irgendwie, lasst es mich gerne wissen!

Das Kapitelbild ist von @ashlas_workshop auf Instagram!

Gray JediWo Geschichten leben. Entdecke jetzt