Kapitel 2

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Endlich hatte ich den schrecklichen Schultag überstanden. Frustiert lief ich zum Bus und ließ den ganzen Morgen nochmal Revue passieren. Heute Morgen im Bus wurde ich eiskalt von Chris gedemütigt. In den ersten beiden Stunden hatte ich Englisch, mein am meisten gehasstes Fach. Nach dieser absoluten Folter musste ich mich durch eine Stunde Deutsch quälen, in der wir auch noch einen Aufsatz zurückbekamen; es war eine 4- . In Französisch schrieben wir einen Überraschungstest, auf den ich schlauerweise nicht gelernt hatte und deshalb höchstwarscheinlich eine vier, fünf oder sechs kassiere. Das einzige Gute an diesem Schultag war, dass wir in den letzten beiden Stunden Kunst hatten, mein absolutes Lieblingsfach. Da bekamen wir die Arbeit von letzter Stunde zurück; eine 2+. 2+?! Wieso denn eine 2+??? Ich habe stundenlang daran gearbeitet!!! Tja, wie's aussieht, kann ich keine Kritik ertragen. Zumindestens mal keine negative. Geknickt steige ich in den Bus ein und hocke mich auf irgendeinen Platz, der noch frei ist. Neben wem ich sitze, ist jetzt auch egal. Der Tag könnte sowieso nicht mehr schlimmer werden. "Naa?", höre ich die Person neben mir sagen. Okay, ich habe gelogen. Der Tag kann DEFINITIV schlimmer werden. Ich drehe mich genervt von Chris weg und schaue mich um, ob nicht doch irgendwo noch ein freier Platz ist. Vergebens. Ich musste wohl oder übel neben diesem A****loch sitzen bleiben. Ich schaff das. Stark sein. Cool bleiben. Zur Abwechslung mal nicht rot werden. Tief durchatmen. "Naaa?", gab ich so cool wie möglich zurück. Chris grinste mich nochmal blöd an und wendete sich dann wieder seinem iPhone zu. Wirklich GROßARTIGES Gespräch. Unübertrefflich. Ich verdrehte die Augen und drückte den 'STOP'-Knopf. "Musst du schon aussteigen?", platzt Chris auf einmal heraus. Ich starrte ihn irritiert an und schaute ihn seine unschuldigen, liebevollen, fast schon traurigen Augen. "Ähm... ja... i mean... naja... äh... dann hau rein, ne?", stotterte er unsicher. Unsicherheit und Chris? Das sah sich ungefähr so ähnlich wie ein Elefant einer Maus! Jetzt war ich diejenige, die ihn blöd angrinste und fragte: "Stehst du unter Drogen?" Chris hatte sich mittlerweile wiedergefunden und erwiderte grinsend: "Just a little bit..." Ich riss zwar erschrocken die Augen auf, fing mich im nächsten Moment aber wieder. Ich stand auf und sagte zu ihm: "Lern Deutsch, bevor du mit mir redest, oke?" Er schaute mich ein bisschen beleidigt an und ich hob vorsichtshalber nochmal freundlich meine Hand, damit er wusste, dass ich es nicht ernst meinte. Dann lächelte er mich so süß an, dass ich fast aus dem Bus stolperte. Ich warf ihm noch einen letzten Blick zu und sah, dass er mich auslachte. Dann zog ich einen traurigen Schmollmund und blitzte ihn wütend an. Er dagegen senkte seinen Blick und schaute mich schuldbewusst an. Im nächsten Moment ging die Tür zu und der Bus fuhr los. Plötzlich zog mich jemand nach links und rief frustriert: "Was war das denn eben mit Chris?!". Shit, ich hatte Liz voll vergessen. Aber auf ein Gespräch hatte ich jetzt echt keinen Bock und stellte nur eine Gegenfrage: "Eifersüchtig?" Sie blieb fassungslos stehen und ich lief einfach weiter. Ich hatte jetzt nämlich erstmal andere Sorgen, zum Beispiel meine Noten. Aber das waren meine kleinsten Sorgen. Die mit der höchsten Priorität hieß jetzt erstmal 'Chris'.
Ein neues Kapitel mit neuen 538 Wörtern! LG Jessi ♥

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