Kapitel 8

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Das Abendessen verläuft eigentlich ganz friedlich. Niemand spricht, es ist herrlich. Hin und wieder werfen sich Jack und meine Mutter zwar verliebte Blicke zu, aber das ist ja nicht weiter schlimm. Als ich fertig gegessen habe, frage ich, ob ich aufstehen kann. Meine Mutter erlaubt es und ich verlasse den Raum, um in mein Zimmer zu gehen. Oben angekommen setze ich mich an mein Handy. Ich habe keine Lust zu schreiben, also schicke ich Liz ein Sprachmemo: "Mann, das wird immer schlimmer! Chris und sein Vater sind schon wieder da. Stell dir mal vor, wenn die zusammenziehen würden, das wäre voll schrecklich!" In dem Moment geht meine Zimmertür auf und Chris kommt herein. Mist. Hat er das jetzt gehört? "Wenn unsere Eltern zusammenziehen,", beginnt er und setzt sich neben mich auf mein Bett, "dann müssen wir uns ein Zimmer teilen. Was da alles passieren kann..." grinst er herausfordernd. "Boah, du bist so widerlich!", sage ich und schaue in abfällig an. "Ich, mhh? DU hast doch jetzt zweideutig gedacht.", erwidert er abwehrend. "Ach, an was hast du denn gedacht?", frage ich ihn. Er antwortet: "Vielleicht daran, dass du dauernd eifersüchtig werden würdest, weil meine Zimmerhälfte größer wäre als deine. Oder dass du mich schlägst." "Ob man jetzt zweideutig denkt oder nicht, es kann einfach nicht gut gehen, wenn sich ein Junge und ein Mädchen ein Zimmer teilen müssen.", erkläre ich Chris. "I know. But... aber wenn sie zusammenziehen wollen, dann können wir nichts dagegen tun.", sagt er. "Sie ziehen bestimmt nicht zusammen.", sage ich und lache. "Ähh... doch?" "Hä?!" "Als du aufgestanden bist, hat mein Vater deine Mutter gefragt. Und... sie hat Ja gesagt." "Du lügst." "Wenn du mir nicht glaubst, geh doch gucken und frag." Er lügt. Er MUSS lügen! BITTE LÜG! Ich stehe auf und gehe stocksteif zur Tür. Aber bevor ich runtergehe, drehe ich mich nochmal um und warne Chris: "WENN du mich anlügst, dann BRING ich dich um!" Ich sehe noch, wie er mit den Schultern zuckt. Dann gehe ich ins Wohnzimmer, wo mir meine Mutter kreischend entgegenrennt und mich fest drückt. Als sie sich halbwegs beruhigt hat, quietscht sie: "Jack und ich ziehen zusammen!" Oh. Mein. Gott. Bitte. Nicht. "Ach echt? Toll... Dass du mich gefragt hast." Wenn Blicke töten könnten, dann würde gerade die Beerdigung meiner Mutter stattfinden. Ich kann mich nicht mehr zurückhalten und schreie laut los, während ich mich umdrehe und in mein Zimmer stampfe. Aber da hockt immernoch Chris, also mache ich auf dem Absatz kehrt und schmeiße die Tür wieder zu. Moment mal. Das ist MEIN Zimmer. Ich gehe wieder zurück und setze mich einfach auf meinen Schreibtischstuhl. Mein Blick fällt auf Chris, der mich erschrocken anschaut. "WAS?!", schnauze ich ihn an. Er lacht laut los und fragt: "Hast DU grad so geschrien?" "Mein größter Albtraum wird wahr! Ich verliere mein Leben!!!", kreische ich. Er zieht zweifelnd die Augenbrauen hoch und fragt: "Bist du Suizidgefährdet?" "Vielleicht. Keine Ahnung! Ich will nicht, dass unsere Eltern zusammenziehen!", antworte ich schmollend. "Wegen mir?" "50/50. Ich meine... wie gesagt, es würde schieflaufen. Stimmt's? Vielleicht will ich auch einfach nicht, dass meine Mutter nochmal glücklich wird. Kann schon sein. Warscheinlich bin ich einfach ein asozialer Mensch!" "Gut möglich", lacht er. Ich muss auch loslachen, aber im nächsten Moment schluchze ich laut auf und fange an zu heulen. Chris guckt mich mitleidig an und steht auf. Dann nimmt er meine Hand und sagt sanft: "Ist schon gut. Was hälst du davon, wenn wir ganz neu starten? So, als würden wir uns gar nicht kennen. Dann klappt das schon irgendwie." Ich schaue auf und sehe, dass er mich aufmunternd anlächelt. "Echt?", frage ich erleichtert. "Ja. Ich heiße Chris. Chris Parker. Schön dich kennenzulernen.", grinst er. "Ann Schmidt. Freut mich auch.", lache ich glücklich.
626 Wörter! Hoffe das Kapitel war nicht zu langweilig... Naja, wünsche euch noch einen schönen Tag, LG Jessi ;)

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