Kapitel 2 - Biologie

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Lilith fand die ersten Unterrichtsstunden ganz okay. Es hätte schlimmer laufen können. Eigentlich hatte sie sich auf ständige Sticheleien eingestellt, dies war jedoch nicht so. Auch hatte sie Angst das jemand ihr Fangzähne bemerkt. Aber sie glaubt das Menschen an ihresgleichen nicht glauben. Vampire, Werwölfe oder Zauberer gibt es bei ihnen nur in Sagen und sind für sie keine realen Dinge. Gerade ist Pause. Die Doppelstunde Mathe hat ihr klar gemacht das dieses Fach wirklich nichts für sie ist. Sie wurde immer von ihrer Mutter unterrichtet. Und auch nur Lesen, Schreiben, Rechnen und diverse Sprachen die sie lernen musste. Für sie war es eine Qual, auch weil Mutter manchmal echt wütend wurde wenn sie etwas falsch machte. „Na, worüber denkst du nach?", fragte Lola, die sich plötzlich zu ihr auf die Bank setzte. „Nichts. Es ist viel zu warm hier, findest du nicht?", meinte Lilith und blickte hoch zur Sonne. „Hm? Nein. Das ist normale Temperatur hier. Wo kommst du denn her? Bestimmt aus kälteren Regionen. Du bist ja auch ganz blass. Siehst so aus als hättest du noch nie die Sonne gesehen.", lachte Lola. Lilith erwiderte nichts. Im Wald, wo sie gelebt hat, war es immer kühl, und die Sonne war immer von den vielen hohen Bäumen bedeckt. „Ich habe dich mit Clare in den Klassenraum reinkommen sehen. Wie kam es dazu? Clare redet normalerweise nie mit jemanden. Außer mit July. July ist unsere Schulsprecherin. Gibt ganz schön an mit dieser Rolle, sonst ist sie zu jedem nett.", erzählte sie. Lilith nickte, aber Lola nahm das nicht war, denn sie schaute rüber zu einem Tisch mit lauter Jungen die zusammen lachten. „Interessierst du dich für Jungs? Du redest nicht viel. Also kann ich mir vorstellen du hattest noch nie einen Freund? Ich auch nicht." Lilith sagte dazu wieder nichts. Lola schaute zu Lilith rüber, ausnahmsweise schaute sie auch zurück. „Ich mag dich, Lilith. Du bist die einzige die meine Gesellschaft duldet. Andere meinen ich rede zu viel." Lilith lächelte. Eigentlich war Lola ja ganz nett. Und sie tat ihr auch leid.
Dann klingelte es wieder. Lola sprang aufgeregt auf. Wir haben jetzt mein Lieblingsfach! Biologie!" Lilith hatte keine Vorkenntnisse in Biologie. In Mathe konnte sie ja irgendwie mithalten. Lola führte sie zu dem Bioraum. „Das ist Frau Leim. Unsere Lehrerin in Naturwissenschaften.", erklärte sie und ging auf eine junge Frau, um die 30 zu. Sie sah sehr nett aus, soweit wie Lilith das beurteilen konnte. „Frau Leim. Das ist die neue, Lilith. Wir arbeiten ja jetzt an unseren Bioprojekten. Kann sie bitte mit mir mitmachen? Ich habe ja eh keinen Partner." Die Frau lächelte und sah zu Lilith rüber. „Hallo. Ja Lola, natürlich geht das.", antwortete sie. Lola lächelte und ging auf einen Tisch zu, Lilith folgte ihr. Mit Lola an ihrer Seite fühlte sie sich sicher. „Also Lilith. Das Projekt geht darum das wir eine Präsentation über eine Pflanze machen sollen. Jeder hat ein anderes Thema. Wir haben die Tacca." Lilith erinnerte sich an diese Pflanze. Was für ein Zufall das genau ihre Gruppe die bekommen hat. Es waren die Lieblings Zierpflanzen von Mercy. Sie hatte neben dem alten Anwesen einen kleinen Garten wo die wuchsen. Oft hat sie die auch als Nahrungsmittel benutzt. Mercy, das einzige Familienmitglied zu der Lilith eine Bindung hatte. Wie gerne wäre sie zusammen mit ihrer Cousine weggegangen. Bevor Lilith noch zu sentimental wurde konzentrierte sie sich auf andere Sachen, nämlich das was Lola ihr gerade darüber erzählte. Was sie eh alles schon wusste.

Nach dem Biounterricht gab es Mittagessen für die ganze Schule. Viele Menschen in einem Raum. Sowas hasste Lilith. Nur einmal hatte sie so viele Menschen auf einmal gesehen, und das war bei der Hochzeit ihrer Eltern. Dort hatte sie manche Familienangehörige das erste, und gleichzeitig letzte Mal gesehen. „Ich sitze immer alleine.", sagte Lola als sie, ihr Tablett tragend, nach einem freien Tisch suchte. Liliths Hände waren leer. Vampire können zwar was essen, aber sie brauchen es nicht. Und zu groß war die Gefahr das jemand ihre Zähne sah, die gleiche Gefahr lag auch wenn sie Lachte. Beides vermeidet sie, ohne Ausnahme. „Wieso isst du nichts? Wenn ich so lange nichts essen würde, würde ich sterben!" „Hier ist kein freier Platz...", sagte Lilith, „lass uns-" Sie wurde unterbrochen von einer vertrauten Stimme. „Du kannst bei uns sitzen!", sagte die Stimme. Beide drehten sich und Lilith sah den Jungen von heute Morgen, den Zwillingsbruder von Clare. Mit ihm am Tisch saßen noch zwei weitere Jungs. Der eine strohblond und muskolös, der andere eher schlaksig und mit gefärbten, blauen Haaren. Lilith starrte ihn verwirrt an, während Lola ihren Mund nicht mehr zu kriegte. „Setzt euch.", sagte er. „Liebend gerne!", antwortete Lola und zögerte nicht länger. Mit einem breiten grinsen starrte sie einen nach dem anderen an. Lilith folgte ihr zögerlich. „Du hast mir heute morgen deinen Namen nicht verraten." Er schaute Lilith so intensiv in die Augen das es ihr kalt den Rücken runter fuhr. Lola schaute sie verwirrt an. „Lilith.", antwortete sie knapp. „Ihr habt euch schon getroffen?", fragte Lola, während sie gerade ihren Salat zerkaute. Lilith nickte, im einklang mit den Jungen. „Freut mich Lilith, ich bin Timothy. Aber nenn mich Timo." „Ist das deine Naturhaarfarbe?", fragte der Junge mit den blauen Haaren.  Dabei deutete er auf ihre feuerrote Mähne, die ihr bis zur Taille gehen. „Ja, ist es.", antwortete sie und wisch sich eine eine Strähne vom Gesicht. Sie war stolz auf ihre Haare, sie waren lang und gesund ohne große Mühe. Alle starrten sie ungläubig an. „Wirklich?", fragte der Blauhaarige wieder. „Ja, ich hab die von meiner Mutter geerbt." „Die sehen gut aus.", meinte Timo und lächelte sie an. So ein charmantes Lächeln hatte sie noch nie gesehen.

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