Kapitel 9 - Konsequenzen

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Lilith ist ohne Probleme in ihr Zimmer zurückgekommen. Sie hörte nur von draußen Sirenen von mehreren Polizeiwagen. Hektisch wischte sie sich das Blut aus dem Gesicht. Sie ließ sich auf ihr Bett fallen. Das, das so ausartet hätte sie nicht gedacht. Der Junge ist Tod, es besteht keine Chance darin das er überlebt hat.
Jetzt war sie ja genauso wie ihre Eltern. Eine Blutrünstige, egoistische Mörderin. Ein paar Tränen liefen ihr über ihre Wangen und sie schlug sich verzweifelt die Hände vors Gesicht. Sie musste sich zusammenreißen nicht zu schreien.
Plötzlich wurde es auf dem Flur lauter, offenbar will die Polizei ein paar Leute befragen. Es klopfte an der Tür. „Lilith? Es ist etwas schreckliches passiert!", sagte eine der Betreuerinnen. „Die Polizei ist da. Offenbar wurden Kay, ein Junge aus dem Heim, umgebracht!" Aufgeregt packte sie Lilith an die Hand und führte sie nach draußen. Ein Polizist war gerade dabei ein Mädchen abzufragen das stark weinte. Allgemein war gerade viel los. Alle redeten panisch durcheinander. Manche weinten, manche waren einfach nur entsetzt. „Der Mann da wird jetzt alle nach und nach abfragen.", erklärte ihr die Frau. „Warte bitte solange." Lilith nickte und die Betreuerin ließ sie alleine.
Erschöpft rutschte Lilith die Wand runter und fiel in sich zusammen.
Einige Minuten saß sie da, völlig regungslos, bis der Polizist schließlich auf sie zuging. „Junge Dame. Könntest du mir vielleicht ein paar Fragen beantworten?" Lilith nickte und stand auf. „Gut. Kanntest du diesen Kay gut?", fragte er zuerst. Sie schüttelte den Kopf. „Ich kannte ihn gar nicht.", fügte sie noch hinzu. Der Polizist nickte und machte sich ein paar Notizen. „Und.. Warst du die ganze Zeit auf deinem Zimmer?" „Ja. Ich habe geschlafen.", log sie. Der Polizist betrachtete sie genauer. „Also.. in diesem Klamotten?", harkte er verwirrt nach. Lilith sah an sich herunter. „Ja. Ich.. schlafe immer so. In Jeans und-" „Okay. Ich glaub du kannst uns nicht weiterhelfen.", unterbrach sie der Mann und ging weiter. Doch Lilith hatte das Gefühl das sie sich gerade verdächtig gemacht hätte. Seufzend ging sie wieder in ihr Zimmer zurück und wartete bis es wieder Zeit war zur Schule zu gehen.

Am nächsten Tag in der Schule redeten alle über diesen Kay. „Das ist wirklich seltsam!", sagte Lola als die beiden gerade auf dem Weg zum Klassenzimmer waren. „Kay war ein lieber Junge! Er hatte nie mit jemanden Streit oder so was. Ich finde das schrecklich. Und es war ja auch in deiner Nähe! Es hätte dich auch treffen können!"
Lilith sagte nichts. Sie überlegte gerade warum er überhaupt mitten in der Nacht sich im Wald herumtrieb.
Plötzlich gingen sie an Eren und Timo vorbei. Timo warf Lilith einen undefinierbaren Blick zu. Schaute er böse oder eher traurig? Sie konnte es nicht erkennen. Eren schaute zu Lola. Lola unterbrach ihren Redefluss und lächelte ihn an. Als sie an den beiden Jungs vorbei waren verschwand aber wieder ihr Lächeln und sah Lilith besorgt an. „Man sagt an ihm wurde eine Bissspur gefunden. Es ist noch unklar was das für ein Biss ist, man konnte es noch keinem Tier zuordnen.", erklärte sie. „Mein Vater hat mir davon erzählt. Er ist Polizist musst du wissen."
Die beiden sind am Klassenraum angekommen, wo es sehr still drinnen war. Noch nicht einmal July und Clare redeten, obwohl Clare Lilith einen mörderischen Blick zu warf. Sie wusste was mit Timo passiert war, ohne Zweifel.
Lilith machte sich aber nichts draus, sie hatte größere Probleme momentan.
Nach einer Weile betrat auch Herr Adler den Raum und redete nochmal darüber was mit Kay passiert ist und forderte die Schüler auf sich zu melden würden sie irgendwas wissen. „In dem Wald gibt es eigentlich keine gefährlichen Tiere, also muss etwas anderes der Grund sein.", erklärte er und setzte sich auf den Lehrerstuhl. „Wir werden heute bei dem Schock nicht großartig Unterricht machen.", sagte er und lehnte sich zurück. „Ihr müsste das sicherlich erstmal verarbeiten."
Einige Sekunden war es still. Dann ging das Getuschel los. „Hast du letzte Nacht irgendwas gehört?", fragte Lola sie. „Er hat geschrien, sonst habe ich nichts mitbekommen.", sagte sie und stützte ihren Kopf auf den Händen ab. Lola machte große Augen. „Woah, das muss echt verstörend gewesen sein.", sagte sie und legte ihre Hand auf Liliths Arm.
Auf einmal drehte sich Clare zu ihr um und gab ihr einen Brief. Lilith nahm ihn und faltete ihn auf. Lola lehnte sich in ihre Richtung um auch etwas lesen zu können.

Ich weiß was du getan hast du Schlampe.
Ich habe sich gewarnt. Ich habe dir gesagt du sollst dich von meinem Bruder fern halten.
Da du dich offensichtlich nicht daran gehalten hast muss ich andere Seiten auflegen, Schätzchen.
Das wird Konsequenzen haben.
Ich werde schon dafür sorgen das du Probleme bekommst. Ich werde dir die Zeit an dieser Schule dermaßen vermiesen bis du endlich dahin zurückkehrst wo du hergekommen bist.

Lilith schaute zu Lola, dann zu Clare die sie aber längst nicht mehr anschaut. Lola traute sich nichts zu sagen. Sie starrte Lilith nur entsetzt an. Lilith faltete den Brief wieder zusammen und legte ihn in ihre Schultasche.

Don't biteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt